Bis 23. Mai müssen 600 Mio. Euro am Tisch liegen, sonst droht der Konkurs des größten europäischen Motorradherstellers. Und ein Schock für die Region um Mattighofen.
Die Spannung im KTM-Insolvenzverfahren ist unfassbar groß: Genau in sechs Tagen muss die 30-prozentige Barquote an die Gläubiger bei Sanierungsverwalter Peter Vogl erlegt worden sein. Das sind knapp 600 Mio. Euro, von denen bisher nicht bekannt ist, wie sie aufgebracht werden sollen. Passiert das nicht, ist ein Konkurs unausweichlich. Alle Akteure hielten sich zuletzt wortkarg.
oe24 berichtete als erstes Medium, dass Saniererungsprofi Stephan Zöchling – seit kurzem Aufsichtsratschef der KTM-Mutter Pierer Mobility – die Aktien von Ex-KTM-Chef Stefan Pierer zwangsverwerten lässt. Der wehrt sich gerichtlich dagegen. Sein Nachfolger im Chefsessel, KTM-Boss Gottfried Neumeister, kämpft in diesen sechs Tagen um die Zukunft von KTM.
Der Erlag der Quote ist der zweite Schritt im Sanierungsverfahren. Im ersten war am 25. Februar von den Gläubigern mehrheitlich der Sanierungsplan angenommen worden, wonach bis zum 23. Mai um 24 Uhr das Geld erlegt sein muss. Das sei ausnahmslos bindend, so Vogl. Anschließend habe noch die gerichtliche Bestätigung zu erfolgen. Eine Fristverlängerung sei gesetzlich ausgeschlossen, verstreiche die Frist sei das „Sanierungsverfahren sofort beendet“ und das Konkursverfahren werde eröffnet.
Hoffnungsschimmer an der Börse
Da mit einem potenziellen Investor üblicherweise Verträge abgeschlossen werden, bevor das Geld fließt, und diese das Unternehmen wohl zu einer Ad-hoc-Mitteilung verpflichten würden, ist nicht damit zu rechnen, dass erst in einer Woche Klarheit über einen möglichen neuen (Mit)eigentümer herrscht. Die Börse scheint jedenfalls eher auf eine Rettung zu setzen: Die Aktie der KTM-Mutter Pierer Mobility, die seit der Sanierungsplantagsatzung Ende Februar – wenn auch mit Schwankungen – kontinuierlich bergab tendierte, hat sich seit Anfang Mai wieder leicht erholt und lag bei Börsenschluss am Donnerstag bei 17,22 Euro.
Bei der KTM-Prüfungstagsatzung im Jänner meldeten 1.200 Gläubiger Forderungen von rund 2,2 Mrd. Euro an, im Februar akzeptierten sie den Sanierungsplan, wonach sie 30 Prozent Barquote bekommen sollen. Zwar schoss der indische Miteigentümer Bajaj mehrfach Geld zu, um die Fortführung des Werks abzusichern, mit Anfang Mai wurde die Produktion aber erneut heruntergefahren, weil die Lieferketten unter der Insolvenz gelitten hatten und man keine Bauteile mehr hatte. Aktuell steht das Werk in Mattighofen still – geplant ist für drei Monate. Ob es dabei bleibt, ist abzuwarten.
Indischer Partner Bajaj
Ein Schlüsselspieler in der laufenden Sanierung bleibt der indische Großaktionär Bajaj Auto, der über seine Beteiligung an Pierer Mobility rund 48 % des Unternehmens hält. Bajaj hat in den vergangenen Monaten mehrfach finanzielle Mittel bereitgestellt, um die Liquidität zu sichern und die Fortführung des Betriebs zu ermöglichen, schreibt das Industriemagazin. Ob das indische Unternehmen bereit ist, auch die nun fällige Barquote in Höhe von rund 600 Millionen Euro mitzutragen, ist derzeit nicht bekannt. Scheitert die KTM-Rettung, dann droht der Konkurs des größten europäischen Motorradherstellers und ein Schock die Stadt Mattighofen im oberösterreichischen Innviertel.











