Ein Handelskrieg zwischen den USA und China könnte einer Studie zufolge erhebliche Folgen in Deutschland verursachen und für Arbeitsplatzverluste sorgen.
Sollte es im Zollstreit keine bilateralen Einigungen geben, dürften chinesische Exporteure zunehmend in die europäischen Märkte und vor allem nach Deutschland drängen, hieß es am Freitag in einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade.
„Durch die wahrscheinliche Umleitung der chinesischen Waren und den verstärkten Wettbewerb könnten nach unseren Schätzungen hierzulande 17.000 bis 25.000 Industrie-Jobs verloren gehen“, erklärte Allianz Trade-Ökonomin Jasmin Gröschl. „Besonders stark gefährdet sind der Maschinenbau, die Textilindustrie, nichtmetallische Mineralprodukte, Elektronik, Computer und Kraftfahrzeuge.“ Dies entspreche rund 0,2 bis 0,3 Prozent der Gesamtbeschäftigung in der deutschen Industrie von etwa acht Millionen Menschen.
Süddeutschland besonders betroffen
Die Jobverluste könnten vor allem das Verarbeitende Gewerbe und Süddeutschland treffen, etwa Oberfranken, Tübingen oder die Region Freiburg. Allein im Maschinen- und Ausrüstungssektor könnten laut Studie 13.000 bis 19.000 Stellen verloren gehen. Im Bereich der nichtmetallischen Mineralprodukte wären 1.200 bis 1.800 Jobs bedroht und in der Textilbranche rund 2.200 bis 3.300 Arbeitsplätze.
US-Präsident Donald Trump hat einen Handelskonflikt mit fast allen Partnern der USA angezettelt und Strafzölle verhängt. Vor allem mit China schaukelten sich die gegenseitigen Zoll-Androhungen hoch. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt wollen am Samstag erstmals über eine Beilegung des Streits verhandeln. Dazu kommen US-Finanzminister Scott Bessent und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer in Genf mit dem chinesischen Vizeministerpräsidenten He Lifeng zusammen. Trump erklärte am Freitag in den sozialen Medien, „80-Prozent-Zölle auf China scheinen richtig zu sein“.
Gewaltige Verluste für Chinas Export
Chinas Exportverluste in die USA dürften sich ohne bilaterale Einigungen nach Berechnungen von Allianz Trade auf insgesamt bis zu 239 Milliarden Dollar (212 Mrd. Euro) belaufen. Chinesische Unternehmen dürften versuchen, in andere internationale Absatzmärkte zu drängen und könnten demnach Exporte über rund 80 Mrd. Dollar in die Europäische Union (EU) liefern. Davon könnten laut Studie in den nächsten drei Jahren Waren im Wert von rund 33 Mrd. Dollar in Deutschland landen. Dies könne die deutschen Gesamtimporte um 2,5 Prozent steigen lassen.
„Deutsche Unternehmen geraten gleich an zwei Fronten unter Druck“, erklärte Gröschl, „einerseits durch den verstärkten Wettbewerb und die eng mit China verzahnten Lieferketten im Inland und andererseits durch das stark exportorientierte deutsche Geschäftsmodell auch verstärkt im Ausland“. Gerade in hochwertigen, anspruchsvollen Sektoren konkurrierten chinesische Importe zunehmend mit deutschen Waren.