Dieses Jahr veranstaltet Amazon zwei Prime-Day-Events. Der erste fand am 16. und 17. Juli statt, während die Herbst-Edition als Prime Deal Days 2024 am 8. und 9. Oktober läuft.
In den letzten Jahren hat sich das Prime-Day-Event zu einem der größten Einkaufshighlights weltweit entwickelt. Auch für die Ausgabe im Juli 2024 meldete Amazon neue Rekorde, blieb jedoch ohne genaue Zahlen. Analysten schätzen, dass allein in den USA Waren im Wert von rund 14,2 Milliarden US-Dollar verkauft wurden, was einer Steigerung von etwa 11 Prozent entspricht. Ähnlich hohe Zuwächse werden auch weltweit erwartet.
„Aktionstage wie diese sind in Österreich sehr beliebt, ähnlich wie Rabattmarken im Supermarkt“, erklärt Thorsten Behrens, Projektleiter der Watchlist Internet. Doch der Zeitdruck, den diese Angebote schaffen, birgt die Gefahr, dass Konsumenten unüberlegte Käufe tätigen.
Keine übereilten Entscheidungen
Der wichtigste Tipp bleibt daher: Keine übereilten Entscheidungen treffen und Preise vergleichen. Plattformen wie Geizhals und Idealo bieten nicht nur aktuelle Preise, sondern auch den Verlauf der letzten Wochen. Browsererweiterungen wie Keepa bieten ähnliche Funktionen, um Preisentwicklungen nachzuvollziehen.
Genau Hinschauen, worauf sich Rabatt bezieht
Obwohl das künstliche Hochsetzen von Preisen vor Rabattaktionen illegal ist, passiert es immer wieder. Laut EU-Modernisierungsverordnung müssen Rabatte im Vergleich zum niedrigsten Preis der letzten 30 Tage angegeben werden. Behrens erklärt dazu: „Das müsste zwar so sein, in der Praxis ist das allerdings sehr schwer nachzuverfolgen.“ Käufer sollten daher genau hinschauen, ob sich der Rabatt wirklich auf den günstigsten Preis bezieht oder ob der ursprüngliche Herstellerpreis als Vergleich dient.
Zusätzlicher Druck durch Blitzangebote
Blitzangebote erzeugen zusätzlich Druck, indem sie zeitlich begrenzt sind und oft nur wenige Artikel verfügbar scheinen. „Von Countdowns und angeblich begrenzten Stückzahlen sollte man sich auf keinen Fall stressen lassen“, rät Elisabeth Barth, Juristin beim Verein für Konsumenteninformation. Häufig sei nicht ersichtlich, ob tatsächlich nur wenige Exemplare vorhanden sind oder ob größere Bestände angeboten werden.
Gute Schnäppchen
Trotz dieser Risiken kann man beim Prime Day gute Schnäppchen machen. Geizhals.at hat die Preise der 10.000 beliebtesten Produkte beim Prime Day 2023 mit den Preisen der Vorwoche verglichen. Besonders große Rabatte gab es bei
- Überwachungskameras (-32 %),
- Elektrorasierern (-27 %),
- Monoblock-Klimageräten (-23 %).
- Smart-Home-Sensoren und Kindersitze (-21 %)
- Notebooks, Kopfhörer und Monitore (-13 % und -16 %).
Amazon-Produkte wie das Fire Tablet (-38 %), der Fire TV Stick (-33 %) oder Echo-Lautsprecher (-22 %) sind am Prime Day traditionell stark reduziert. Es lohnt sich, solche Artikel gezielt an Aktionstagen wie Prime Day oder Black Friday zu kaufen.
Beliebtesten Produkte
Amazon hat eine Liste der 10 beliebtesten Produkte während der Juli-Prime-Days in Deutschland und Österreich veröffentlicht. Darunter waren Artikel wie der AVM FRITZ!Repeater 1200 AX, die Ninja Foodi MAX Heißluftfritteuse und die Philips Sonicare ProtectiveClean 4500.
Achtung: Versteckte Abofalle
Bei Prime-Day-Einkäufen sollte man allerdings auf versteckte Abofallen achten. Um die Rabatte zu nutzen, ist ein Amazon-Prime-Abo notwendig, das meist mit einer 30-tägigen kostenlosen Probezeit beginnt. „Vergisst man, das Abo zu kündigen, hat man am Ende mehr bezahlt, als wenn man woanders eingekauft hätte“, warnt Behrens. Ein praktischer Tipp: Familienmitglieder im selben Haushalt können sich ein Prime-Abo teilen, ohne dass jeder ein eigenes Abo benötigt.
Rückgaberecht
Auch das Rückgaberecht sollte man beachten. Amazon bietet eine freiwillige 30-tägige Rückgabegarantie an, allerdings legt das Unternehmen selbst fest, unter welchen Bedingungen die Waren zurückgenommen werden. „Amazon kann zum Beispiel verlangen, dass ein Produkt originalverpackt ist, wenn es nach mehr als zwei Wochen zurückgeschickt wird.“ Für bestimmte Kategorien wie Elektronik oder Videospiele gilt diese Garantie nicht. Sicherer ist es, das gesetzliche 14-tägige Widerrufsrecht zu nutzen, bei dem die Ware ohne Angabe von Gründen zurückgegeben werden kann. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen, wie bei personalisierten Produkten oder bestimmten Hygieneartikeln.
Vorsicht bei zu guten Rabatten
Trotz großer Rabatte gilt: Wenn ein Angebot zu gut erscheint, sollte man besonders aufmerksam sein.
- Ein erster Anhaltspunkt für die Qualität eines Produkts sind Bewertungen auf Amazon. „Gefälschte oder gekaufte Bewertungen sind immer noch ein Problem, aber viele positive Bewertungen können zumindest ein Hinweis darauf sein, dass das Produkt gut ist“, meint Behrens.
- Trotzdem empfiehlt es sich, die Rezensionen genau zu lesen, insbesondere wenn man spezielle Anforderungen hat. Amazon bietet sogar eine Stichwortsuche in den Bewertungen an, um gezielt nach bestimmten Aspekten zu suchen.
- Vorsicht ist geboten bei einem Trick, den manche Verkäufer nutzen. Kurz vor Rabattaktionen ändern sie die Beschreibung, Bilder oder den Titel eines Produkts (Produkt A) und verkaufen stattdessen ein schlechteres Produkt (Produkt B), das die Bewertungen von Produkt A erbt. Daher sollte man immer auch die Bewertungstexte und Produktfotos genau prüfen.
- Nicht zuletzt nutzen auch Kriminelle solche Events aus, um ahnungslose Käufer zu täuschen. Allein im Juni wurden über 1.000 neue Internetdomains registriert, die mit dem Prime Day in Verbindung stehen und potenziell schädlich sind. Check Point, ein Sicherheitsanbieter, stufte 85 % dieser Domains als bösartig oder verdächtig ein. Gefälschte Amazon-Webseiten versuchen, Zugangsdaten und Zahlungsinformationen zu stehlen.
- Zudem häufen sich Phishing-E-Mails, die vorgeben, von Amazon oder Paketdiensten zu stammen. Sie fordern zur Eingabe persönlicher Daten auf oder locken mit unrealistischen Angeboten. Wer auf die Links in solchen Nachrichten klickt, läuft Gefahr, auf gefälschte Seiten zu gelangen oder Schadsoftware herunterzuladen.
- Auch per Telefon geben sich Betrüger als Amazon-Mitarbeiter aus, um an persönliche Informationen zu gelangen. Sie täuschen Probleme bei Lieferungen oder Hackerangriffe auf das Konto vor. In solchen Fällen sollte man nie Daten preisgeben und das Gespräch beenden.
Wer auf eine solche Betrugsmasche hereingefallen ist, sollte umgehend seine Passwörter ändern und die Bank oder Kreditkartenfirma kontaktieren. Ist bereits ein finanzieller Schaden entstanden, ist eine Anzeige bei der Polizei ratsam.