Das Schweizer Unternehmen Octapharma baute seinen Standort in Wien-Favoriten massiv aus.
Die Kapazitäten für Sichtkontrolle, Verpackung und Logistik sollen stark erhöht werden. Insgesamt wurden knapp 200 Mio. Euro in den Ausbau gesteckt, auch in den kommenden Jahren sollen weitere Millionen in den Betrieb investiert werden. Der entsprechende Erweiterungsbau wurde am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert.
Spatenstich für das Projekt war im September 2023, 15 Monate später ist der Ausbau bereits fertiggestellt. Mit nunmehr 6.300 Quadratmetern wurden die Bereiche Sichtkontrolle, Verpackung und Logistik mehr als verdoppelt. Die Produktion soll dadurch um 50 Prozent erhöht werden. Damit soll auch der “steigenden Nachfrage nach Plasmaprodukten” Rechnung getragen werden, erklärte Geschäftsführerin Barbara Rangetinger bei der Pressekonferenz. Zuletzt errichtete Octapharma von 2019 bis 2021 ein neues Produktionsgebäude mit einem Investitionsvolumen von 142 Mio. Euro.
Markt für Plasmafraktionierungen wächst
Der Pharmabetrieb führte zudem eine Studie eines US-Marktforschungsunternehmens an. Demnach dürfte der Markt für Plasmafraktionierung – also ein Verfahren zur Gewinnung von Proteinen aus menschlichem Blutplasma – von derzeit 35,2 Mrd. Euro in den kommenden acht Jahren auf satte 62,8 Mrd. Euro wachsen.
Zurückzuführen ist dieser Trend unter anderem auf die globale Zunahme von Blutungsstörungen. Die Anzahl der Betroffenen hat sich laut der World Federation of Hemophilia von 280.000 (2013) auf 465.000 (2023) erhöht.
“Die Produkte werden weltweit nachgefragt”, erklärte Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs. Die pharmazeutische Industrie würde hierzulande rund drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen.
Am Wiener Standort werden aktuell 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt – es ist der weltweit größte des Unternehmens mit insgesamt 31 Niederlassungen. Der Großteil der Produktionen wird exportiert, etwa nach China, in die USA oder nach Indonesien. Mit dem Erweiterungsbau am Wiener Standort sollen Produktionsausfälle verhindert werden. Die Sichtungskontrolle – also die optische Prüfung auf Fehler – erfolgt derzeit noch halbautomatisch, ab 2027 soll ein Vollautomat für die visuelle Unterstützung kommen.
In den Standort soll auch künftig weiter investiert werden. Laut Rangetiner sei auch eine weitere Produktlinie in Planung. Zudem habe die AGES, die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, den Betrieb wegen der nun strengeren Regularien kürzlich inspiziert. Infolgedessen müsse unter anderem bei der Flaschenbefüllung nachjustiert werden. In etwa 170 bis 180 Mio. Euro sollen “in den nächsten fünf bis acht Jahren” bereitgestellt werden.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz wurde 1983 vom deutschen Unternehmer Wolfgang Marguerre. Es befindet sich zu 100 Prozent in Familienbesitz.