Warnung vor weiteren Leitzinssenkungen der EZB.
Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und EZB-Ratsmitglied, Robert Holzmann, warnt trotz sinkender Inflation vor voreiligen weiteren Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB): “Die Inflation ist auf dem richtigen Weg. Aber sie ist nicht besiegt”, sagte Holzmann der “Süddeutschen Zeitung”. “Die letzte Zinssenkung hielt ich für richtig, aber das ist kein Grund zu der Annahme, es würden nun automatisch weitere Zinssenkungen folgen.”
Holzmann gilt als eigenwilliger Kopf im EZB-Rat. Die erste Leitzinssenkung der EZB im Juni lehnte er als einziger Notenbanker mit Gegenstimme ab, im September gab er erst zur zweiten Zinssenkung seine Zustimmung. Auch sein Vorschlag, die Mindestreservepflicht für Banken radikal zu erhöhen, sorgte für Unruhe im obersten EZB-Gremium. “Ich möchte zum Denken anregen. Es muss auch im EZB-Rat Pluralität geben. Die Banken machten mit ihren Reserven plötzlich riesige Gewinne, als Konsequenz unserer Geldpolitik. Ich sehe bis heute keinen Grund dafür, den Banken solche Subventionen zukommen zu lassen. Eine Erhöhung der Mindestreserve – das ist der Betrag, den Geldhäuser verpflichtend auf ihrem Girokonto bei der Notenbank halten müssen und der nicht verzinst wird – würde auch der EZB nutzen”, sagte Holzmann.
Die EZB und andere Notenbanken machen Verluste, weil die im Zuge der Geldpolitik gekauften Staatsanleihen fast keine Rendite abwerfen. “Gleichzeitig müssen wir den Banken 3,5 Prozent Einlagenzins bezahlen. Das bringt ein großes Minus. Es wird Jahrzehnte dauern, bis der Steuerzahler wieder Gewinne von der Notenbank erhält”, sagte Holzmann.