Nur etwas mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher im erwerbsfähigen Alter (16 bis 65) arbeitet Vollzeit, weitere 17 Prozent sind in Teilzeit.
Die anderen arbeiten entweder geringfügig oder gar nicht, ergab eine Umfrage von TQS Research & Consulting mit 1.000 Befragten. Für knapp ein Fünftel der Teilzeitarbeitenden ist diese Arbeitsform die “persönliche Präferenz”, es gibt also keine Gründe wie Betreuungspflichten, Krankheit, Studium oder fehlende Angebote.
Damit arbeiten rund drei Prozent der Gesamtbevölkerung ohne äußere Notwendigkeit Teilzeit. Selbstgewählte Arbeitsreduktion führt aber zu geringerer Sozialversicherung und damit im Alter weniger Pension. “Es geht nicht, dass alle nur ein bisserl arbeiten und ein bisserl einzahlen”, gibt Dieter Scharitzer, Geschäftsführer von TQS Research & Consulting und Assistenzprofessor am Institut für Marketing Management an der Wirtschaftsuniversität Wien, in diesem Zusammenhang zu bedenken.
“Fast ein bisserl zu viel Wohlfühlen”
Die Studie stellt Arbeitgebern ein recht gutes Zeugnis aus. Demnach sind fast neun von zehn Menschen mit dem Job “eher” oder “sehr” zufrieden, drei Viertel haben den Ausgleich zwischen Privatleben und Beruf (“Work-Life-Balance”) gut oder sehr gut im Griff. “Ich war sehr überrascht, dass so viele schon im Work-Life-Balance angekommen sind”, sagt Scharitzer. “Offenbar können es sich viele besser richten als früher”, aber das gehe teilweise zulasten der Wirtschaft. “Mir ist das fast ein bisserl zu viel Wohlfühlen”, Bequemlichkeit werde teilweise gegen Leistung ausgespielt, ist Scharitzer skeptisch.
Über 80 Prozent haben auch keine Sorgen um ihren Job. Finanziell gut bis sehr gut geht es genau der Hälfte der Befragten, 14 Prozent tun sich “sehr schwer” finanziell über die Runden zu kommen. Diese Verteilung hat sich im Vergleich zur gleichen Frage vor einem Jahr nicht verändert.
Weniger Homeoffice als gewünscht
Homeoffice ist zwar der Trend der Zeit seit der Coronapandemie, aber nur ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher arbeitet zumindest zwei Tage in der Woche von daheim. 60 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber kein Homeoffice erlaubt. Dabei würden nur 40 Prozent von sich aus wahrnehmen, dass sie tatsächlich immer vor Ort sein müssten. Allgemein würden sich die Menschen mehr Homeoffice wünschen, nur 11 Prozent wollen diese Arbeitsform gar nicht.
Damit könne man indirekt schließen, dass ein Fünftel der Menschen vom Arbeitgeber zu dauernder Anwesenheit verpflichtet wird, obwohl sie die Notwendigkeit nicht einsehen. Aber auch dort, wo die Arbeitnehmer wissen, dass Homeoffice für sie nicht geht, wollen Menschen aus Präsenzberufen heraus, sagt Scharitzer. Das mache die Suche nach Arbeitnehmern in Branchen wie Handel und Gastronomie noch einmal komplizierter.
Zufrieden mit eigenem Leben, Sorge um Gesellschaft
Für ihr eigenes Leben sind die Österreicherinnen und Österreicher positiv gestimmt, ergab die Umfrage. 7 von 10 bewerten ihre persönlichen Zukunftsaussichten positiv – vor zwei Jahren galt das nur für 5 von 10. Dementsprechend blickt nur einer von fünf pessimistisch in das neue Jahr, wobei Inflation und Krieg am häufigsten Sorgenfalten auslösen. Den sozialen Zusammenhalt in Österreich bewerten im Gegensatz dazu nur 35 Prozent positiv, also halb so viele. 70 Prozent der Menschen sind von der allgemeinen Nachrichtenlage negativ betroffen. Die Hälfte vertraut den Medien nicht, fast 80 Prozent glauben nicht, dass die Politik die richtigen Entscheidungen trifft.
Die Stimmung laufe auf ein “ich vertraue mal mir selber” hinaus, fasst es Scharitzer zusammen. Die Menschen würden wegen der im Umfeld wahrgenommenen Krisen keineswegs aufgeben oder die Hoffnung hinwerfen. Vielmehr gelte: “Rundherum geht alles den Bach runter, aber ich für mich kann es schaffen”.
Die Umfrage wurde von TQS zwischen 27. November und 4. Dezember unter 1.000 Personen in Form einer computerunterstützten Internetumfrage am Panel von horizoom durchgeführt und wird als Studienserie “INSIGHTS AUSTRIA”publiziert. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 3 Prozentpunkten.