Die österreichischen Haushalte legen mehr Geld auf die hohe Kante – nach Berücksichtigung der Inflation wird es aber seit 2022 jedes Jahr weniger wert.
Das Geldvermögen der Haushalte erreichte zwar im Juni 2024 mit 872,1 Mrd. Euro nominell einen Rekordwert. Inflationsbereinigt war das Geld aber um fast 1 Prozent weniger Wert als im Jahr davor. Auch 2023 (minus 5,1 Prozent) und 2022 (minus 10 Prozent) hat das Geldvermögen real an Wert verloren, zeigen Daten der Nationalbank.
Während der Konsum der Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr noch gleich stark gestiegen ist wie ihre nominellen Einkommen (je 7,8 Prozent), legte er im ersten Halbjahr 2024 nur um 3,4 Prozent zu, obwohl die Einkommen um 6,5 Prozent höher waren. Inflationsbereinigt bedeutet das, dass der Konsum praktisch unverändert blieb, obwohl die realen Einkommen um 3,2 Prozent stiegen. Das dürfte sich heuer in einer deutlich höheren Sparquote von 11,4 Prozent niederschlagen, “Wir sehen, dass die Menschen mehr sparen”, sagte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB, am Mittwoch vor Journalisten. 2023 wurden 8,7 Prozent der Einkommen beiseitegelegt. Ob die Ausgaben künftig nachgeholt werden sei fraglich, da die aktuelle hohe Sparquote immer noch in einem in Österreich üblichen Bereich liege, sagte Turner.
Inzwischen fließen im Schnitt 23,4 Prozent der Konsumausgaben ins Wohnen, vor Corona waren es 21,8 Prozent. Für Verkehr wird im Gegenzug deutlich weniger ausgegeben, die Ausgaben für Lebensmittel und für Freizeit sind wieder auf dem Niveau von 2019.
Kredite deutlich zurückgefahren
Die gestiegenen Zinsen hätten auch die Verwendung der verfügbaren Finanzmittel stark verändert, erläuterte Turner. Die heimischen Haushalte haben ihre Kredite deutlich zurückgefahren, verzinst sind die Schulden inzwischen mehrheitlich mit einem fixen Zinssatz. Im Gegenzug wurde mehr gespart und dabei Geld von täglich verfügbaren auf länger gebundene Einlagen umgeschichtet. “Nur” mehr 61 Prozent des Gesparten waren im Juni täglich verfügbar, Anfang 2022, vor der Anhebung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB), waren es noch 70 Prozent.
Dem Staat vertrauen die Österreicherinnen und Österreicher ihr Geld offenbar weiter besonders gerne an: Die wiederbelebte Möglichkeit Geld zu fixen Zinsen und mit sehr wenig Aufwand in Bundesschatzscheine zu investieren, wird sehr gut aufgenommen. Zwei Milliarden Euro sind seit dem Neustart des Instruments bereits in Bundesschätze geflossen. Das macht die Menschen formal, manchmal wohl ohne es zu wissen, da das Instrument oft als “Sparbuch” wahrgenommen wird, zu Wertpapierkäuferinnen und -käufern.
Insgesamt investierten die heimischen Haushalte im ersten Halbjahr 2024 bereits 11,7 Mrd. Euro in Finanzprodukte – mehr als im gesamten Jahr 2023 (10,2 Mrd. Euro). Geldvermögen von 872,1 Mrd. Euro standen Schulden von 214,2 Mrd. Euro gegenüber. Die Verschuldungsquote von knapp 25 Prozent liegt unter dem Schnitt der Euroländer (rund 29 Prozent).