Finanzielle Freiheit bleibt Wunschtraum: 90 % der Österreicherinnen und Österreicher streben Unabhängigkeit an, aber nur 50 % erreichen sie. Besonders Frauen sind von finanzieller Abhängigkeit betroffen in Partnerschaften, als Mütter und am Land.
94 Prozent der Österreicher betrachten finanzielle Unabhängigkeit als wichtig, doch nur die Hälfte erreicht diesen Zustand – so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von marketmind im Auftrag der bank99. Damit verbunden sind Sorgenfreiheit – keine Angst vor finanziellen Engpässen (45 %), Absicherung finanzielles Polster (44 %), Selbstbestimmung (43 %), Schuldenfreiheit (41 %) und keine Sorgen um monatliche Fixkosten (38 %).
Finanzielle Unabhängigkeit bleibt für viele Frauen ein fernes Ziel
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass 59 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen vollkommene Unabhängigkeit erreichen, aber auch dass 28 Prozent der Frauen, maximal die Grundausgaben decken können. Sechs von zehn finanziell abhängigen Personen wollen aktiv etwas an ihrer Situation ändern. Besonders Frauen mit Kindern, in Beziehungen oder am Land nehmen Abhängigkeit häufiger hin – während jüngere und ältere Frauen stärker nach finanzieller Selbstbestimmung streben. 44 % der Frauen der Gen-Z (bis 27 Jahre) ist es wichtiger als Frauen mit Kindern (32 %), aus der finanziellen Abhängigkeit herauszukommen. Weiters geben 20 Prozent der Männer, aber nur 12 Prozent der Frauen an, finanzielle Entscheidungen in der Partnerschaft alleine zu treffen.
„Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht nur ein persönliches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Besonders angesichts der Unsicherheiten im Pensionssystem. Wer heute aktiv handelt, sichert sich langfristig ab. Gerade in einer Karenz oder Teilzeitanstellung sollten Optionen wie das Pensionssplitting genutzt werden. Frauen dürfen ihre finanzielle Unabhängigkeit nicht dem Zufall überlassen“, betont Patricia Kasandziev, Vorstandsmitglied bank99.
Mit Finanzwissen ist man tendenziell unabhängiger
Der Schlüssel für finanzielle Unabhängigkeit ist ein hohes Finanzwissen. Drei Viertel der Österreicher glauben, gut mit Geld umzugehen – doch die tatsächlichen Kenntnisse sind deutlich schlechter (39 %). Einen im Rahmen der Studie durchgeführten Wissenstest zum Thema Basisfinanzwissen beantworteten beide Geschlechter auf ähnlichem, sehr ausbaufähigem Niveau, auch wenn Männer etwas besser abschnitten. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) konnte nur die Hälfte der Fragen oder weniger richtig beantworten. Mit Blick auf die Bildungsabschlüsse zeigt sich: Erst mit einem höheren akademischen Abschluss (Uni bzw. FH) steigt das Wissen um Finanzen signifikant (45 Prozent vs. AHS / BHS / Kolleg: 24 Prozent).
Finanzbildung beginnt weit vor dem Aktienkauf
„Finanzwissen darf nicht nur ein Privileg für Uniabsolvent*innen sein. Es ist entscheidend, dass Finanzbildung bereits früh in der schulischen Laufbahn integriert wird – um allen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status die Fähigkeiten zu vermitteln, ihre finanzielle Zukunft aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Finanzbildung ist ein wesentlicher Faktor für finanzielle Unabhängigkeit“, erklärt Barbara Potisk-Eibensteiner, Finanzvorständin der Österreichischen Post AG und ergänzt, dass Jugendliche ab der vierten Klasse Mittelschule und AHS fächerübergreifend Finanzwissen vermittelt bekommen sollten. „Praxisnahe Mathematik, wie Zinsrechnen, aber auch wie man Angebotstexte liest, sollten verstärkt gelehrt werden“, meint Potisk-Eibensteiner, denn ein Ratenkauf mit 0 % Zinssatz kann sich beispielsweise nur auf den ersten Monat beziehen und danach werden Zinsen fällig.
Erfolgreiche Finanzbildung beginnt bei fundiertem Basiswissen, das ist auch den Österreicher*innen bewusst: Wichtige Fähigkeiten sind in erster Linie ein reflektiertes Konsumverhalten (43 Prozent), ein gutes Geldmanagement (37 Prozent), Finanzplanung und Disziplin (35 Prozent) sowie langfristige Planung und Risikoeinschätzung (33 Prozent).
In Österreich erlangen die meisten Menschen ihre finanzielle Grundbildung durch die Familie (49 Prozent). Vier von zehn Elternteilen sprechen im Alltag regelmäßig mit ihren Kindern über Geld. Taschengeld, kleine Sparziele, das Vorbildverhalten und das Vermitteln von Prioritäten zwischen Notwendigem und Wünschenswertem gelten als wichtige Lernansätze. An zweiter und dritter Stelle und durchaus erfolgreicher, sind „Learning by doing“ (39 Prozent) und Banken (32 Prozent). Letztere sind eine wichtige Stütze in der Finanzbildung, bei Babyboomern und Alleinerziehenden setzt sogar etwa die Hälfte der Befragten auf sie. Banken genießen nicht bei allen Vertrauen: 47 Prozent der Österreicher*innen stehen ihnen kritisch gegenüber. Viele empfinden Finanzangebote als zu kompliziert (26 %) oder praxisfern (23 %). Besonders Frauen bemängeln fehlende Bekanntheit (22 %). Nur wenige nutzen Social Media zur Finanzbildung – außer die Gen Z (21 %).
Geld darf kein Tabuthema seinGeld bleibt ein Tabuthema: 22 Prozent der Österreicher sprechen ungern darüber – vor allem Männer (27 %). Die Gen Z zeigt sich deutlich offener: Sechs von zehn reden monatlich mit der Familie über Finanzen, vier von zehn mit Freundinnen. Fast ein Fünftel schämt sich für mangelndes Finanzwissen.