In den Tarifverhandlungen beim deutschen Autobauer Volkswagen ist weiter kein Ende in Sicht.
“Der Verhandlungsprozess hakt insbesondere in den internen Abläufen der Arbeitgeberseite”, teilte die IG Metall Donnerstagabend mit. “Wir bedauern, dass nach vier Tagen der Verhandlung immer noch eine Hängepartie für die Beschäftigten besteht.”
Die Gespräche dürften sich bis in die Nacht ziehen und am Freitag fortgesetzt werden, sagten Sprecher von VW und IG Metall am Abend weiter. Grundsätzlich befänden sich beide Seiten auf einem konstruktiven Weg und hätten sich in etlichen Punkten geeinigt. “Aber in einigen, zentralen Fragestellungen, an denen die Verhandlung nach wie vor auch scheitern könnte, gibt es weiterhin Dissens”, so die Gewerkschaft.
Volkswagen äußerte sich nur kurz und knapp: Aufgrund der Komplexität und der Themenvielfalt habe man sich entschieden, die Verhandlungen fortzusetzen. Eine aktualisierte Information zum Stand der Verhandlungen werde es frühstens am Freitag geben.
Längste VW-Tarifrunde aller Zeiten
Seit Montag ringen Vertreter von Volkswagen und IG Metall in Hannover um einen Kompromiss, teilweise wurde bis zum Morgen verhandelt. Insgesamt dauern die Gespräche nun 59 Stunden. Laut IG Metall ist es die längste Tarifrunde aller Zeiten bei Volkswagen.
Beide Seiten hatten mehrmals den Wunsch geäußert, noch vor Weihnachten zu einer Einigung zu kommen. Für die letzte Verhandlungsrunde vor Weihnachten wurden daher gleich mehrere Tage angesetzt. Rund 70 Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich für die inzwischen fünfte Verhandlungsrunde in einem Hotel in Hannover einquartiert.
Werkschließungen als “rote Linie”
Am Mittwoch hatten Teilnehmer von weit auseinander liegenden Positionen gesprochen. Streitpunkte waren bis zuletzt vor allem die von VW ins Spiel gebrachten Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen.
Die IG Metall hatte beides als “rote Linien” bezeichnet, die nicht überschritten werden dürften. Auch die von VW geforderte pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent lehnt die Gewerkschaft ab.
Zudem wollte VW weniger Lehrlinge übernehmen und die Bezahlung von Leiharbeitern, die bei VW bisher einen Zuschlag erhalten, auf das normale Niveau der Zeitarbeit senken. VW begründete die geforderten Einschnitte mit hohen Kosten und einer geringen Auslastung seiner Werke.
Beschäftigungsgarantie aufgekündigt
Die IG Metall verlangt den Erhalt aller zehn Standorte in Deutschland sowie eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter. Die bisherige Beschäftigungsgarantie, die betriebsbedingte Kündigungen seit mehr als 30 Jahren ausschloss, hatte VW im September aufgekündigt.
Beim Entgelt hatte die Gewerkschaft vorgeschlagen, eine mögliche Erhöhung vorerst nicht auszuzahlen, sondern in einen Zukunftsfonds für flexible Arbeitszeitverkürzungen einzubringen. Dauerhafte Einschnitte in das Monatsentgelt will sie nicht hinnehmen.
Die IG Metall hatte vor der Verhandlungsrunde mit einer deutlichen Ausweitung der Warnstreiks bei VW gedroht, sollte es bis Weihnachten keine Einigung geben. Bereits zweimal hatte die IG Metall den Autokonzern seit Anfang Dezember mit flächendeckenden Warnstreiks überzogen, zuletzt parallel zur vierten Tarifrunde vor einer Woche. Laut Gewerkschaft beteiligten sich beide Male rund 100.000 Beschäftigte an neun Standorten.