Infolge zahlreicher Krisen in den letzten Jahren sieht die Arbeiterkammer (AK) den Wohlstand in Österreich gefährdet.
Infolge zahlreicher Krisen in den letzten Jahren sieht die Arbeiterkammer (AK) den Wohlstand in Österreich gefährdet. In vielen Bereichen gebe es deutliche Rückschläge, geht aus dem siebenten AK-Wohlstandsbericht hervor. Als einziges von fünf zeigt das Kapitel “Intakte Umwelt” Verbesserungen. “Wir können vor allem im Verteilungsbereich Ungleichheiten sehen”, sagte Markus Marterbauer, Chefökonom der AK Wien bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Teuerung
Auf eine neue Bundesregierung sieht er “erhebliche Aufgaben” zukommen. Der Rückgang bei Wohlstandsindikatoren habe “viel mit der Teuerung zu tun”, so Marterbauer. In Österreich habe es eine “schlechte Bewältigung” dieser mit allen negativen Folgen gegeben. Dennoch gebe es auch “durchaus positive Bereiche”, sagte der AK-Ökonom.
Ziel des Wohlstandsberichts sei es, die “nachhaltige Entwicklung in Österreich” darzustellen, betonte Marterbauer. Dafür reiche nicht ein Indikator, sondern es brauche “viele verschiedene Zugänge”. Folglich hat die Arbeiterkammer fünf Bereiche und 25 Teilziele formuliert. Gemessen wird jeweils eine “Veränderung zur Vergangenheit”. Neu im Bericht war heuer die demokratische Beteiligung. Hier sieht die AK Probleme durch fehlende Wahlberechtigungen und fordert einen leichteren Zugang zur Staatsbürgerschaft.
Mini-Fortschritt bei Klimaschutz…
Beim Klimaschutz habe es leichte Fortschritte gegeben, sagte Lukas Oberndorfer, Leiter der Abteilung Umwelt und Verkehr in der AK Wien. So sei die Anbindung an den öffentlichen Verkehr in einigen Gebieten gestiegen. Die Bahn habe insgesamt mehr Fahrgäste verzeichnet. Schlecht sei hingegen, dass der Rückgang klimaschädlicher Emissionen vor allem durch gestiegene Energiepreise zustande komme. Durch häufigere Hitzetage gebe es “oft unerträgliche Arbeitsbedingungen”, so Oberndorfer. Er forderte einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien sowie “gute und nachhaltige Mobilität”.
…sonst Rückschritte
In den anderen Bereichen – Gerecht verteilter materieller Wohlstand, Vollbeschäftigung und gute Arbeit, Hohe Lebensqualität, Gesamtstaatliche Stabilität – gab es durchwegs Verschlechterungen. Bei vielen Menschen reiche das “Geld zunehmend nicht für grundlegende Dinge”, beklagte Sybille Pirklbauer, AK-Leiterin der Abteilung Sozialpolitik. Als Konsequenz sinke die Zahl gesunder Lebensjahre. Neben Bildung und Gesundheit sei Wohnen ein großes Thema: “Wir brauchen weiterhin einen starken sozialen Wohnbau.”
Chefökonom Marterbauer ortete auch bei den Staatsfinanzen schwierige Aufgaben für die Politik: “Das Budget kann man nicht konsolidieren, wenn die Wirtschaft in einer Krise ist.” Zunächst müsse man notwendige “Impulse” setzen. Für ihn sind drei Punkte wichtig: Investitionen nicht zu beschränken, Arbeitsplätze zu sichern und für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen. Es seien auch “durchaus Einsparungen drinnen, ohne staatliche Leistungen zu reduzieren”.