In Kalifornien wurde kürzlich ein technischer Meilenstein gesetzt: Ein neuartiges, elektrisch betriebenes Fluggerät absolvierte seinen ersten bemannten Testflug.
Die Besonderheit dabei: Der sogenannte Tilt-Rotor-Antrieb erlaubt sowohl senkrechtes Starten als auch schnellen Horizontalflug – und das komplett ohne Abgase. Noch in diesem Jahr soll das Fluggerät in Dubai als Flug-Taxi zum Einsatz kommen.
Neuer Testflug bringt Joby einen Schritt weiter
In den USA, genauer gesagt im Bundesstaat Kalifornien (USA), ist dem US-amerikanischen Unternehmen Joby Aviation kürzlich ein technischer Durchbruch gelungen. Die Firma testete erfolgreich ein elektrisch betriebenes Fluggerät mit Schwenkrotoren, das vom Piloten James „Buddy“ Denham gesteuert wurde. Das Modell mit der Bezeichnung S4 absolvierte dabei einen vollständigen Übergang vom senkrechten Start in den Horizontalflug – und zurück. Es war das erste Mal, dass dieser Übergang bei einem bemannten Flug mit diesem speziellen Antriebssystem durchgeführt wurde.
Bei der S4 handelt es sich um ein sogenanntes eVTOL-Fluggerät (electric Vertical Take-Off and Landing), das – im Gegensatz zu herkömmlichen Flugzeugen – keine Start- oder Landebahn benötigt. Gleichzeitig erreicht es im Vorwärtsflug Geschwindigkeiten, die mit denen kleinerer konventioneller Flugzeuge vergleichbar sind. Ein weiterer Vorteil: Die S4 ist deutlich leiser als ein Helikopter und verursacht keine direkten Emissionen beim Flug.
Schwenkrotoren sorgen für Vortrieb und Aufstieg
Das elektrische Fluggerät erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 321 Kilometern pro Stunde und kann eine Strecke von maximal 241 Kilometern zurücklegen. Seit Beginn der Testphase im Jahr 2017 wurden bereits rund 64.000 Kilometer zurückgelegt – bislang allerdings immer ohne Menschen an Bord. Die aktuelle Version der S4 ist für einen Piloten sowie vier weitere Personen ausgelegt.
Was das Modell von anderen eVTOL-Fluggeräten unterscheidet, ist der neuartige Tilt-Rotor-Antrieb. Dieser nutzt sechs elektrisch betriebene Rotoren, die während des Fluges ihre Position verändern können: Beim Start sind sie nach oben gerichtet, im Vorwärtsflug neigen sie sich nach vorne. Dadurch kann die S4 mit nur einem Antriebssystem sowohl vertikal als auch horizontal betrieben werden. Andere Fluggeräte dieser Art arbeiten bislang mit zwei voneinander getrennten Antriebssystemen.
Interessant ist, dass Joby in seinem veröffentlichten Video des Testflugs genau diesen Übergang nicht zeigt – vermutlich, um technische Details vor Mitbewerbern zu schützen.
Pilot spricht von großer Leistung des Teams
In einer Aussendung sagte Pilot Denham, er sei stolz darauf, Teil dieses besonderen Testflugs gewesen zu sein. Ihm zufolge sei die Kombination aus vertikalem Start und effizientem Horizontalflug eine große technische Herausforderung gewesen. Das Team habe jedoch ein Fluggerät gebaut, bei dem dieser Übergang nun bereits als Routine erscheine.
Dass diese Leistung nicht selbstverständlich ist, zeigt ein Blick auf bestehende Modelle: Aktuell gibt es weltweit nur ein Tilt-Rotor-Flugzeug, das in größerer Stückzahl produziert wurde und noch aktiv verwendet wird – die Bell Boeing V-22 Osprey, ein militärisches Transportflugzeug der US-Streitkräfte.
Markteinführung in Dubai bereits für 2025 geplant
Joby verfügt derzeit über fünf Fluggeräte in seiner Testflotte. Zwei davon werden derzeit in Zusammenarbeit mit Kunden aus dem Bereich Verteidigung getestet, darunter auch die US-Luftwaffe (USA). Zusätzlich arbeitet das Unternehmen eng mit der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA zusammen, um eine Zulassung für Passagierflüge zu erhalten.
Geht alles nach Plan, soll die kommerzielle Nutzung der S4 noch im Laufe des Jahres 2025 starten – und zwar in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate). Dort soll das Modell als Luft-Taxi in Betrieb genommen werden. Damit würde ein weiteres modernes Fortbewegungsmittel in der Region eingeführt, das vor allem für kurze Strecken innerhalb von Städten gedacht ist.












