Die große Unbekannte bei der heutigen Wiener Gemeinderatswahl ist die Wahlbeteiligung. Mangels Spannung angesichts des scheinbar sicheren Wahlausgangs könnte die Motivation zur Stimmabgabe niedrig bleiben.
Bei der Wien-Wahl vor fünf Jahren hatten weniger als zwei Drittel (65,27 Prozent) der Stimmberechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Ibiza- und Spesenskandal der FPÖ und Corona-Pandemie ließen die Wahlbeteiligung um mehr als 9 Prozentpunkte einbrechen.
Ein historisches Tief war dies nicht und ist auch diesmal wohl kaum zu erwarten: Dafür müsste die Beteiligung unter die 60,81 Prozent sinken, auf die sie 2005 zurückgefallen war. 2010 und 2015 gab es eine – durchaus bemerkenswerte – Zunahme von jeweils rund sieben Prozentpunkten. Mit 74,75 Prozent war das Interesse 2015 so hoch wie zuletzt 1983. Grund für die Mobilisierung der Wähler war die starke Polarisierung angesichts von Flüchtlingskrise und des prophezeiten bzw. inszenierten „Duells um Wien“ zwischen FPÖ und SPÖ.
Sollte die Wahlbeteiligung wieder zulegen, läge Wien im bundesweiten Trend. Bei allen Landtagswahlen seit 2022 hat der Anteil der Stimmabgaben zugenommen. Aktueller Rekordhalter unter den Bundesländern ist mit 78,73 Prozent das Burgenland, Schlusslicht ist Tirol, obwohl sich auch dort die Wahlbeteiligung 2022 von 60,00 Prozent auf immerhin 65,02 Prozent erholte.