Bei der Wien-Wahl wird nicht nur der Gemeinderat neu gewählt, sondern auch die Vormachtstellung in den 23 Bezirken der Bundeshauptstadt bestimmt.
Derzeit werden 17 Bezirke von der SPÖ regiert, in je drei stellen ÖVP und Grüne die Bezirksvorsteherin oder den Bezirksvorsteher. In vielen Bezirken ist kein Machtwechsel zu erwarten, einige sind aber auch diesmal wieder heiß umkämpft – allen voran Simmering, wo die FPÖ den 2020 verlorenen Chefposten zurückerobern will.
Die Fraktion, die aus der Bezirksvertretungswahl als stärkste hervorgeht, hat das Vorschlagsrecht für den Vorsteher bzw. die Vorsteherin. Obwohl die größten Wiener Bezirke Donaustadt und Favoriten mehr Einwohner als Linz haben, haben die Bezirksvertretungen relativ wenig realpolitische Macht. Dennoch sind die Posten als „Bezirkskaiser“ begehrt. In vielen Bezirken dominiert seit Jahrzehnten dieselbe Partei. In 13 der 23 Bezirke gab es seit 1946 überhaupt noch nie einen Machtwechsel – zwölf davon waren immer rot, der erste Bezirk (Innere Stadt) stets schwarz regiert.
FPÖ will Simmering zurückerobern
Spannend ist die Wahl diesmal wieder in den Flächenbezirken, wo die FPÖ bei der letzten Wahl verlorenes Terrain zurückerobern will. Realistische Chancen werden ihr dabei vor allem in Simmering zugesprochen, wo sie bereits zwischen 2015 und 2020 ihren ersten und bisher einzigen Bezirksvorsteher stellte. Der 68-jährige Paul Stadler, der vor fünf Jahren den Sessel räumen musste, tritt diesmal erneut an. Der Person des leutseligen ehemaligen Unternehmers ist es wohl zuzuschreiben, dass die Blauen bei der desaströsen blauen Wahlniederlage 2020 in Simmering den geringsten Verlust und mit 28,44 Prozent der Stimmen das weitaus beste Ergebnis verzeichneten. Auf Gemeindeebene stimmten gleichzeitig nur halb so viele Wähler für die Freiheitlichen.
Neben Simmering hat die Wiener FPÖ auch die anderen Flächenbezirke und traditionellen SPÖ-Hochburgen Floridsdorf, Donaustadt und Favoriten erneut im Visier. Hier waren die Blauen der SPÖ vor zehn Jahren bereits gefährlich nahegerückt, in Floridsdorf bis auf 1,21 Prozentpunkte. Auf Gemeindeebene waren die Blauen 2015 im 21. Bezirk sogar stärkste Partei. Auch bei der Nationalratswahl im vergangenen Herbst kam die FPÖ im Heimatbezirk von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf den ersten Platz. Der seit 2014 amtierende rote Bezirksvorsteher Georg Papai geht allerdings mit einem komfortablen Vorsprung in die Wahl: 2020 erreichte die Bezirks-SPÖ mit 44,52 Prozent mehr als viermal so viel Stimmen als die FPÖ (9,64).