Als gute Basis, die weiterentwickelt werden muss, sieht der ehemalige WHO-Krisenmanager Gerhard Rockenschaub in Graz den neuen Notfallplan der Organisation zum Pandemiemanagement.
Was denn vor 5 Jahren in der Pandemie besser gelaufen wäre, hätte es den heute verabschiedeten WHO-Notfallplan zum Pandemiemanagement damals schon gegeben, fragte ZIB-Moderator Stefan Lenglinger im ORF den Gesundheitsexperten Gerhard Rockenschaub.
Rockenschaub: „Die Vertrteilung von knappen Gürtern wie Impfstoffen oder Masken. Man hätte besser reagieren können“, meint Rockenschaub. Ein Solidaritätsmechanismus besteht jetzt auch für Länder, die die Ressourcen dafür nicht haben.
Keine Strafe aber Berichte über die Unsolidarischen
Wenn reiche Staaten nicht bereit seien, ihre Ressourcen zu teilen, ginge es, so Rockenschaub, nicht um Strafmaßnahmen, sondern um ein „Name& Shame“ auf der internationalen Agenda der Medien. Sprich: Man wird berichten, welche Staaten nicht solidarisch sind (Anm.).
Generell hält er den neuen Notfallplan für einen guten Kompromiss als Basis, die weiterentwickelt werden müsse. Das Teilen neuer pathogener Gendetails müsse noch ausverhandelt werden. Aber: „Es ist ein guter Tag für die internationale Gesundheitssicherheit. – Die Welt ist ein bisschen sicherer geworden,“so der Experte.
Angst der FPÖ vor WHO als „Weltherrschaft“ ist unbegründet
Der Angst der FPÖ, die WHO könnte als „Weltregierung“ den Dauernotstand ausrufen, entgegnet Rockenschaub: „Nein, im Artikel 22 ist vorgesehen, dass die Kompetenz für Lockdowns und Schutzmaßnahmen ausschließlich an nationalen Parlamenten und Regierungen liegt.“ Die WHO gebe nur Empfehlungen.
Außerdem, so Rockenschaub weiter, „hat sie weniger als 8.000 Mitarbeiter – das ist weniger als ein Drittel des Wiener Krankenanstaltenverbundes“ – für eine Weltregierung zu wenig.
Für die USA gab er sich hoffnungsvoll, was eine Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedsstaaten betrifft: „Alles ist im Fluss. Vielleicht gibt es in den USA in 4 Jahren wieder eine andere Regierung und die Dynamik ändert sich. Vielleicht ist es als Geschäftsmodell für manche Regierungen attraktiv, bei der Neuentwicklung von Impfstoffen mit dabei zu sein. Wenn man eine Chance sieht, könnte man vielleicht seine Meinung ändern.“
Lage in Gaza ist katastrophal
Gefragt nach der humanitären Situation in Gaza meinte Rockenschaub, der in der Gegend tätig war: „14.000 Babies könnten an Hunger sterben – die Lage ist dramatisch. – Gaza ist ein Schutthaufen. Man muss die israelische Regierung überzeugen, humanitäre Hilfe durchzulassen. Das könnte sonst ein massives Desaster in der Menschheitsgeschichte werden.“