Die U-Bahn in Wien verbindet nicht nur die verschiedenen Stadtteile miteinander, sondern auch die verschiedenen Wahlwelten.
Das zeigt eine Auswertung des Foresight-Instituts für die APA und den ORF. So führt etwa die in den Flächenbezirken Floridsdorf und Donaustadt startende U1 mit starken SPÖ- und FPÖ-Ergebnissen durch die Innenbezirke mit teils guten Grün-, ÖVP-und NEOS-Resultaten nach Favoriten, wo erneut Rot und Blau dominieren.
Für die Auswertung wurde um jede U-Bahn Station ein Umkreis mit einem Radius von 300 Metern gezogen. Die Wahlergebnisse all jener Sprengel, die sich mit diesem Umkreis überlappen, wurden dann für die jeweilige Station aggregiert – einzelne Sprengel können dadurch für mehrere Stationen gezählt werden. Durchschnittlich bedient jede U-Bahn-Station etwas mehr als fünf Wahlsprengel.
U1 – Rot-blaue Endstationen
Ein ähnliches Bild wie die U1 zeigt auch die U2: Starken roten und blauen Ergebnissen in der Donaustadt ab der Endstelle Seestadt stehen am anderen Endpunkt in der City am Karlsplatz ein gutes ÖVP-Resultat und entlang des Verlaufs in der Leopoldstadt hervorragende Grün-Werte gegenüber.
Die U3 führt vom rot-blauen Simmering über die City mit vorübergehend Top-ÖVP-Werten und das grüne Neubau nach Ottakring, wo die SPÖ praktisch unangefochten dominiert.
Stark rot färbt sich auch (trotz der grünen Signalfarbe) die U4 – von der Endstation in Heiligenstadt mit dem benachbarten Karl-Marx-Hof bis nach Hietzing und Penzing, wo bei der Endstation Hütteldorf erneut keine Partei auch nur annähernd an die SPÖ herankommt. Dazwischen kann man allerdings in einer City-Station aussteigen, wo die ÖVP einigermaßen knapp zur SPÖ aufschließt oder in Margareten, wo die Grünen die SPÖ-Dominanz zumindest ansatzweise ein wenig herausfordern.
U6 – Grüne Mitte
Wer sich in die U6 traut, kann vom rot dominierten Floridsdorf, das auch mit einem starken FPÖ-Ergebnis aufwarten kann, ins erneut rot-blau beherrschte Siebenhirten fahren. Dazwischen werden die FPÖ-Ergebnisse schwächer, dafür rücken die Grünen in Währing und der Josefstadt knapp an die Roten heran. Mangels City-Station ist die Chance, in der U6 auf ÖVP-Wähler zu treffen, eher gering.
Transdanubien wählt anders
Auch weitere von Foresight durchgerechnete Auswertungen zeigen die starken regionalen Unterschiede in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt. Besonders deutlich wird das am gerne zitierten „Transdanubien“, also den Wiener Bezirken Donaustadt und Floridsdorf am linken Ufer der Donau: Hier liegt die FPÖ mit fast 29 Prozent deutlich über ihrem Gesamtergebnis (20,4 Prozent).
Die Grünen dagegen schneiden umso stärker ab, je mehr Jungwähler bis 30 Jahre im jeweiligen Wahlsprengel leben. Bei der ÖVP verläuft der Trend gegengleich: je mehr Junge, desto geringer ist der türkise Wähleranteil.
Hartes Pflaster für Grün, Pink und Türkis im Gemeindebau
Und von einem Gemeindebau im Wahlsprengel profitieren tendenziell Rot und Blau. Für Grüne, NEOS und ÖVP sind diese Gebiete dagegen ein eher hartes Pflaster, wie die Regionalauswertungen zeigen. Alle drei Parteien bleiben in den Wahlsprengeln mit Gemeindebauten unter zehn Prozent.