In der Wiener “Steffl-Arena” in Donaustadt startete die ÖVP offiziell in den Wahlkampf.
Mit Hits wie “Sweet Caroline” oder “Auf uns” wurden die rund 3.000 Fans auf den anstehenden Wahlkampfauftakt eingestimmt. Einheizer für Bundeskanzler und ÖVP-Spitzenkandidat Karl Nehammer war unter anderem Klubobmann August “Gust” Wöginger, der die ÖVP-Funktionäre für die Schlussphase des Wahlkampfs motivierte. Platz eins sei in Reichweite, so der Tenor der Rede. Kritik übte Wöginger an der “kommunistischen Mottenkiste” der SPÖ und dem “gefährlichen” FPÖ-Chef Herbert Kickl. “Man kann einen solchen Menschen nicht wählen”, so Wöginger.
ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker rückte anschließend einmal mehr “Stabilität”, “die Mitte” und “Leistung muss sich lohnen” in den Fokus. Hütten-Experte Harry Prünster übernahm die Moderation des Events.
Zahlreiche ÖVP-Promis in der Eishalle
Parteiprominenz war in der Eishalle in Wien-Donaustadt ebenso zahlreich vertreten. So tanzten NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner etwa zu den Stimmungsliedern. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler wurde beim Interview mit ORF-Satiriker Peter Klien gesehen. Dieser pflegt sei einiger Zeit den Dauer-Gag “Keine Sendung ohne Edtstadlers schönem Lächeln”. Auch das restliche türkise Regierungsteam sowie sämtliche ÖVP-Landeshauptleute und ÖVP-Promis wie Ex-Außenministerin Benita Ferrero-Waldner waren beim Großevent anwesend. Eine Video-Grußbotschaft gab es vom bayerischen CSU-Ministerpräsident Markus Söder: “Schlagt die FPÖ.”
Nehammer: “Ich glaube an unser Österreich”
Pünktlich um 11.00 Uhr wurden die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien auf die Bühne gerufen. Besonders tosenden Applaus gab es dabei naturgemäß für Spitzenkandidat Nehammer, der die ÖVP-Anhänger ab 12.00 Uhr mit seiner emotional mitreißenden Rede auf den Intensivwahlkampf einschwor. Inhaltlich wurden die zentralen Punkte des türkisen Wahlprogramms thematisiert.
“Ich glaube von ganzem Herzen an unser Österreich”, begann Nehammer seine Rede. Die ÖVP wisse, dass es möglich sei, “Freiheit und Sicherheit” zu gewähren. Es sei auch möglich, dass “Leistungsgerechtigkeit und soziale Sicherheit gemeinsam zu schaffen sind”. Außerdem dürfe “Familie und Beruf” kein Widerspruch sein. Zudem sei “Klimaschutz, Wirtschaftswachstum und Wohlstand miteinander vereinbar – und zwar mit Hausverstand und Vernunft”, so Nehammer.
Die ÖVP stelle die “Breite der Gesellschaft da” und sei “die Mitte”. “Wir leben nicht vom Problem, wir lösen sie”, erklärte Nehammer weiter den “größten Unterschied zu anderen Parteien”.
“Leistung ist das, was uns als Gesellschaft tatsächlich stärker macht”, so Nehammer. Es brauche “Rahmenbedingungen, dass Leistung finanziert werden kann” und damit “Leistung sich lohnt”.
“Heißer” Nehammer trotz Eishalle
“Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber umso mehr man in die Wahlkampf-Rhetorik reingeht, desto heißer wird es hier. Eigentlich haben wir extra schon eine Eishalle für mich gebucht. Es nutzt nichts, weil Politik ist Leidenschaft und dafür muss man brennen”, so Nehammer.
“Fix keine Vermögens- und Erbschaftssteuern”
Damit sich Leistung lohnen könne, forderte Nehammer in leidenschaftlichem Ton:
- “Runter mit den Steuern auf den Überstunden und weg mit der Überbürokratisierung.”
- “Keine Zuwanderung ins Sozialsystem”
- Entlastungen für Menschen, die bereit sind, über das Pensionsantrittsalter hinaus zu arbeiten
- “Senkung der Lohnnebenkosten” und “fix keine Vermögens- und Erbschaftssteuern”.
“Warum soll man die ÖVP wählen?”, fragte Nehammer. “Weg mit den Belastungen. Weg mit der Überregulierung und hin zu einem freien Wirtschaften und Arbeiten”.
“Die Familie ist die DNA der Volkspartei”
Auch die Familie rückte Nehammer einmal mehr in den Mittelpunkt. “Die Familie ist die DNA der Volkspartei”, so der ÖVP-Spitzenkandidat. Für die Familienplanung braucht es “Sicherheit”. “Es muss den Familien überlassen sein, wie sie Kinder betreuen. Aber es darf nicht daran scheitern, dass kein Kindergartenplatz vorhanden ist”, so Nehammer.
Des Weiteren seien leistbare Eigenheime ein wichtiges Thema. “Deswegen haben wir das Ziel die Eigentums-Quote von knapp 50 Prozent auf 60 Prozent zu erhöhen”, erklärte Nehammer. Konkret soll das wie folgt geschehen:
- Grunderwerbssteuer weg
- Günstige Kredite
- Kauf-Miet-Modelle
Nehammer: “Werde gleich noch mehr schwitzen”
“Und wenn ich bis jetzt schon geschwitzt habe, werde ich gleich noch mehr schwitzen”, kündigte Nehammer anschließend an. Denn nun komme “die dritte Säule” und die sei für Nehammer ein sehr “persönliches” Anliegen: Sicherheit.
“Sicherheit gewährt Freiheit, Vielfalt und Demokratie”, so Nehammer. Sicherheit müsse allerdings “erarbeitet” werden. Daher gehöre auch ein großes Dank an die, die in der Polizei, in der Justiz und im Bundesheer tagtäglich für Sicherheit sorgen würden.
Einmal mehr setzte sich Nehammer für eine Messenger-Überwachung ein. “Wir müssen dafür kämpfen, dass wir diese Rechte bekommen, damit es Sicherheit, Freiheit und Demokratie gibt”, schrie Nehammer, der dafür tosenden Applaus erhielt.
Nehammer lobte Wolfgang Sobotka, der in seiner Zeit als Innenminister für mehr Sicherheit gesorgt habe. Im Gegensatz zu dessen Nachfolger Herbert Kickl, der in “Pferde und Taferl-Abschrauben investiert” habe, so Nehammer.
Neues Nationalstadion
Gegen Ende der Rede brachte Nehammer auch wieder ein neues Nationalstadion ins Spiel.
“Zeigen wir, dass wir dieses Land lieben, dass wir dafür Verantwortung übernehmen wollen. Zeigen wir, dass es eine Freude ist zu kämpfen für ein Land in Sicherheit, für ein Land, in dem sich Leistung lohnt, für ein Land der Familien und vor allem für unser Österreich”, schloss Nehammer seine Rede.