Heftige Diskussion um die 41-Stunden-Arbeitswoche bei Armin Wolf. Es geht um mehr Arbeit für das gleiche Geld. GPA-Chefin Teiber ist strikt dagegen. Thema waren auch zwei ÖVP-Ministerinnen.
In der ZIB2 bei Armin Wolf diskutierten die Gewerkschafterin Barbara Teiber (GPA) und Ökonomin Monika Köppl-Turyna (Eco Austria) über die 41-Stunden-Arbeitswoche. Diese wird von der Industriellenvereinigung (IV)
gefordert.
Seit 1975 keine Arbeitszeitverkürzung mehr in Österreich
GPA-Chefin Teiber sagte gleich zu Beginn: “Seit 1975 gab es keine Arbeitszeitverkürzung mehr in Österreich. Es wird Zeit für eine Arbeitszeitverkürzung, nicht für eine Verlängerung.”
Seit 1975 gilt in Österreich eine Normalarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche. 1970 lag diese noch bei 43 Stunden. In vielen Kollektivverträgen beträgt die Arbeitszeit aber mittlerweile 38,5 Wochenstunden.
Teiber: “Grund für hohe Lohnabschlüsse ist Rekordinflation”
Teiber legte nach: “Die Industrie klagt über hohe Lohnkosten. Grund für die hohen Lohnabschlüsse ist die Rekordinflation.”
Köppl-Turyna entgegnete: “Die Normalarbeitszeit ist gleich geblieben, aber die durchschnittlich geleistete Wochenarbeitszeit liegt jetzt bei 30 Stunden.”
Wolf: “Gibt es zu viel Teilzeit-Arbeit in Österreich?”
Es gibt nämlich viel Teilzeit-Arbeit in Österreich. In Griechenland ist die durchschnittliche Arbeitszeit sehr hoch. In Österreich ist die Arbeitszeit hingegen viel stärker zurückgegangen. Moderator Wolf fragte: “Gibt es zu viel Teilzeit-Arbeit in Österreich?” Eine ausführliche Antwort bekam er nicht, stattdessen rückten zwei ÖVP-Ministerinnen in den Fokus.
Zwei ÖVP-Ministerinnen rückten in den Fokus
Teiber sagte mit Blick auf den heutigen Tag: “Es ist ja sehr spannend, eine ÖVP-Ministerin zu hören, die Verständnis für Arbeitszeitverlängerung hat.” Damit spielte sie auf Karoline Edtstadler an. “Gleichzeitig zeigte ÖVP-Ministerin Raab eine ganz andere Studie”. Inhalt der Studie von Raab: Aktuell hat nur etwa jedes zweite Kind im Kindergarten eine Betreuung, die den Eltern eine Vollzeit-Berufstätigkeit ermöglicht.
Wäre Lohnkürzung um 7 %
Eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 41 Stunden bei gleichem Gehalt wäre eine Lohnkürzung um 7 %. Zu diesem Faktum gibt es keine Diskussion – natürlich helfe es der Industrie, ihre Lohnkosten pro Stunde zu senken, heißt es.
Teiber: “Wär länger arbeitet, ist nicht produktiver”
GPA-Chefin Teiber konterte: “In vielen Branchen werden Beschäftigte gesucht. Viele Arbeitgeber setzen auf Arbeitszeitverkürzung. Jetzt eine Arbeitszeitverlängerung zu fordern steht dem völlig entgegen.” Und: “Wär länger arbeitet, ist nicht produktiver.”
“Junge Kolleginnen wünschen sich kürzere Arbeitszeiten”
Teiber sagte: “Junge Kolleginnen und Kollegen wünschen sich oft kürzere Arbeitszeiten. Andernseits gibt es Jobs, die nur in Teilzeit angeboten werden, wo aber manche gerne etwas mehr arbeiten und mehr verdienen möchten.”
2 Feiertage mehr als im EU-Schnitt
Im EU-Schnitt gibt es 9 Feiertage, in Österreich 11. Ob das so einen großen Unterschied mache, fragte Armin Wolf. Es sei merkbar, meinte die Ökonomin Monika Köppl-Turyna.
“Wer seine Arbeitszeit selbst reduziert, hat später ein Problem”
“Wer die Arbeitszeit über sein Leben reduziert hat, der hat später ein Problem. So gibt es eine 40 % Altersarmutsquote bei Frauen”, mahnte Monika Köppl-Turyna.
Immer weniger haben Anspruch auf die 6. Urlaubswoche
Weil die Mitarbeiter immer häufiger wechseln und nicht mehr so lange bei einem Arbeitsgeber bleiben, haben immer weniger Anspruch auf die 6. Urlaubswoche, die einem bei längerer Betriebszugehörigkeit in vielen Branchen zusteht. “Hier haben wir sogar eine Arbeitszeitverlängerung”, sagte Teiber zum Abschluss. Die Gewerkschaft sei jedenfalls klar gegen die Forderung der IV, die Arbeitszeit zu verlängern.