Die FPÖ feierte am Sonntag einen großen Wahlsieg – in Wahrheit ist es nur ihr fünftbestes Wahlergebnis in Wien.
Der Jubel bei der FPÖ-Wahlparty in der Wiener Lichtenfelsgasse am Sonntagabend war groß – Wien-FPÖ-Chef Dominik Nepp jubelte über „eine der größten Rückholaktionen der Geschichte“. „Wir sind Nummer Zwei in Wien, das ist ein starkes freiheitliches Zeichen“, befand er – in Beisein von FPÖ-Chef Herbert Kickl.
Es ist das fünftbeste Ergebnis der Blauen
Tatsächlich wuchsen die blauen Bäume am Sonntag nicht in den Himmel, die am Sonntag eingefahrenen 20,8 % bedeuten lediglich das fünftbeste Ergebnis, das die FPÖ in Wien jemals erzielt hatte. 2015 hatten sie mit Heinz-Christian Strache 30,8 % gehabt. Auch 1991, 1996 und 2010 waren sie besser als diesmal gelegen. Rund ein halbes Jahr nach der Nationalratswahl, die die FPÖ ja gewann, nicht über die 20 % zu springen, das wäre eine Blamage gewesen.
Was ebenfalls übersehen wird: Eben beim Wahlsieg bei der Nationalratswahl im vergangenen Herbst hatte die FPÖ in Wien 20,7 %, bei der Gemeinderatswahl lag das vorläufige Endergebnis bei 20,4 %, blieb also de facto gleich. Einer Mehrheit rechts der Mitte, geschweige denn dem Bürgermeister-Sessel, ist nicht in Sicht.
Ja, am Sonntag kamen laut Wählerstromanalyse 29 % von der ÖVP und 26 % von der SPÖ. Doch selbst in den großen Flächenbezirken kam sie an die SPÖ von Bürgermeister Michael Ludwig nicht heran: In Simmering kamen die Blauen auf 33,6 % – die SPÖ blieb über 40 % bei 42,9. In Floridsdorf war Nepp 11 Punkte hinter den Roten, im angeblichen Krisen-Hotspot Favoriten waren es mehr als 15 Punkte.
Die FPÖ hat sich also bei ihrem Versuch, das Land in eine illiberale Demokratie umzumodeln, zumindest diesmal an Michael Ludwig die Zähne ausgebissen. Die nächste Chance dürfte sie erst wieder in fünf Jahren haben.