Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Wolfgang Fellner.
Das Besondere an Österreich ist: Kein Polit-Drama kann schlimm genug sein, dass daraus nicht ein Kabarett wird. Genau das erleben wir gerade mit den immer absurderen Koalitions-Verhandlungen.
Nachdem er in 140 Tagen zwei Koalitions-Runden gecrasht hat, dürfte es der ÖVP-Crash-Pilot Christian Stocker tatsächlich schaffen, ganz nach oben zu fallen: Er steht kurz davor, Kanzler zu werden.
Schon vor zwei Wochen habe ich in dieser Kolumne berichtet, dass die SPÖ und ihr Zampano Ludwig hinter den Kulissen der FPÖ-Verhandlungen der ÖVP ein neues Koalition-Angebot gemacht haben.
Wir bekommen ÖVP-SPÖ-Koalition, weil beide Parteien pleite sind
Michael Ludwig wurde dabei zum Weihnachtsmann – die ÖVP bekommt alles, was sie sich wünscht: Finanzminister, Innenminister, Verteidigung, Wirtschafts-Ressort. Und ihr Verlierer-Obmann Stocker darf als Draufgabe sogar Kanzler werden.
Kein Wunder, dass Stocker daraufhin in den Verhandlungen mit Kickl plötzlich so stark wurde wie Popeye nach einer Überdosis Spinat.
Herbert Kickl wiederum hat sich völlig verpokert, nicht realisiert, dass die ÖVP plötzlich wieder eine zweite, bessere Option hatte.
Wer macht schon gerne unter dem Egomanen Kickl den machtlosen Vize, gibt alle Wunsch-Ressorts von Finanz bis Innen ab, lässt sich auch noch als rechtsextrem beschimpfen und international ächten, wenn er den Spieß umdrehen und selbst Kanzler werden kann?
Das SPÖ-Angebot, der ÖVP plötzlich alle Wünsche zu erfüllen, hat einen klaren Hintergrund: Die SPÖ ist pleite ! Sie hat (insbesondere nach der kommenden Wien-Wahl) kein Geld für einen Wahlkampf mehr. Sie fürchtet Neuwahlen so wie Marx das Weihwasser.
Auch die ÖVP ist nahezu pleite – und würde mit Stocker noch dazu bei Neuwahlen auf unter 20 % fallen.
Damit ist klar: Sowohl SPÖ als auch ÖVP können auf keinen Fall in Neuwahlen gehen. Stocker und Babler können sich – und ihre kaputten Parteien – nur noch durch eine Not-Koalition der Verlierer retten.
Koalitions-Crasher Stocker erhält jetzt alles, was er haben will
Und deshalb wird es so kommen wie in dieser Kolumne schon vor zwei Wochen beschrieben: Die SPÖ kriecht mit ihrem gescheiterten Obmann Babler zu Kreuze. Babler wird somit überleben, wird sogar Vizekanzler. Die Gewerkschafter bekommen alle Ministerien, die sie wollen: Soziales, Arbeit, Gesundheit, Infrastruktur. Dazu bekommen die SPÖ-Linken ihre Wunsch-Ressorts Bildung, Frauen, Umwelt, Medien.
Die ÖVP erlebt Weihnachten und Ostern (sprich: die Auferstehung) gleichzeitig: Sie bekommt den Kanzler, das Finanz-Ressort, das Innen-Ressort, die Verteidigung samt Skyshield, Wirtschaft, Landwirtschaft und als Draufgabe noch ihr „unabhängiges“ (haha!) Justizressort.
Und dann geschieht das, was halt nur in Österreich geschehen kann: Der zweifache Koalitions-Crasher Stocker wird plötzlich Kanzler, der zweite Wahl-Verlierer Babler wird sein großartiger Vize.
Babler wird dafür ganz zahm: Bankensteuer? Vermögenssteuer? Alles kein Thema mehr. Man wird sich auf die von der ÖVP (= den Banken) vorgeschlagene Mini-Investitionshilfe und auf eine Alibi-Reichensteuer einigen – und diesmal rasch handelseins werden.
Zwei „Dead Men Walking“ sollen Österreich führen – tu felix Austria!
Wir bekommen also einen Kanzler, der gerade in der Provinz-Metropole Wiener Neustadt von den Wählern als Vize-Bürgermeister (!) abgewatscht und abgewählt wurde, der nie eine Wahl geschlagen hat und der bei Neuwahlen keine 20 % erhalten würde. Und wir bekommen einen Vize, der in seiner Partei nur noch ein „Dead Man Walking“ ist.
So stelle ich mir eine Zukunfts-Koalition voll Dynamik, Visionen und einen Neustart vor. Das geht wirklich nur in Österreich.
Tu felix Austria – der Letzte dreht das Licht ab…