Im Burgenland wird am 19. Jänner 2025 ein neuer Landtag gewählt. Neben den vier im Landtag bereits vertretenen Parteien SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne rittern zwei weitere Gruppierungen um den Einzug ins Landesparlament.
Zum dritten Mal versuchen es bereits die NEOS, die sich nach guten Ergebnissen auf Bundesebene nun ein ebensolches auf Landesebene erhoffen.
Die Ausgangslage, Ziele und Chancen der Parteien, die am 19. Jänner für den burgenländischen Landtag kandidieren:
SPÖ
Eine absolute Mehrheit im Jahr 2025 zu halten, ist kein einfaches Unterfangen, laut der einzig öffentlichen bekannten Umfrage der Wochenzeitung “BVZ” aber sogar innerhalb der Schwankungsbreite möglich. In dieser kommen die Roten auf 47 Prozent. Die SPÖ verfügt im Landtag derzeit über 19 Mandate und die absolute Mehrheit. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat das Ziel ausgegeben, zumindest 18 Mandate halten zu wollen, denn dann wäre keine Landesregierung gegen die SPÖ möglich. Sollten FPÖ und ÖVP die Möglichkeit bekommen, könnte es erstmals seit 1964 einen Landeshauptmann geben, der nicht von der SPÖ gestellt wird. Und dann könnten sich die Roten vielleicht nach einem neuen Frontmann oder einer neuen Frontfrau umsehen müssen. 2020 erzielte Doskozil, der 2018 von Hans Niessl die Partei übernahm, bei seinem ersten Antreten 49,94 Prozent. 2015 kam Niessl auf 41,92 Prozent, was ein Minus von 6,34 Prozentpunkten bedeutete. Nur 1949 war die SPÖ noch schwächer (40,43 Prozent). Von den jüngsten Entwicklungen auf Bundesebene könnten die Roten profitieren. Doskozil sprach sich bereits im Herbst gegen eine Regierungsbeteiligung der SPÖ aus. Nach dem Platzen der Koalitionsgespräche mit der ÖVP kann er sich nun als Gegenpol zu Blau-Türkis im Bund positionieren.
ÖVP
Die ÖVP war im Burgenland bis 1964 die Landeshauptmannpartei. Vor der SPÖ lagen die Türkisen im Land allerdings erstmals bei den Nationalratswahlen 2019, als sie Erster wurden, und 2024, als sie hinter der FPÖ Zweiter wurden. So knapp werden SPÖ und ÖVP bei der Landtagswahl 2025 definitiv nicht liegen. Im Gegenteil, bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 mussten die Türkisen Federn lassen, verloren Bürgermeister sowie Mandate und vergrößerten den Abstand zu den Roten, nachdem sie davor nahezu gleichviele Ortschefs zählten. Nun möchte Landesparteiobmann Christian Sagartz einen “Richtungswechsel im Land”, zumindest propagiert er diesen seitdem er die Position von Thomas Steiner nach dem Urnengang 2020 übernommen hat. Die ÖVP erzielte damals ein kleines Plus und kam auf 30,58 Prozent. Sagartz, zu dem Zeitpunkt Abgeordneter zum Europaparlament, führte die Partei dann zum Teil von Brüssel aus. Sein zunächst angekündigter Einzug in den Landtag vor der Wahl fand nicht mehr statt – es dürfte niemand bereit gewesen sein, auf sein Mandat zu verzichten. Die Umfrage zur Landtagswahl prognostiziert der Volkspartei Verluste, sie kommen darin auf nur 21 Prozent und landen auf dem dritten Platz hinter der FPÖ. Rückenwind aus dem Bund ist ebenfalls keiner zu erwarten.
FPÖ
Landesparteichef ist gleich Spitzenkandidat? Nicht so bei den Freiheitlichen. Landesparteiobmann Alexander Petschnig zog es nach Wien, in den Nationalrat. Stimmen bringen soll nun Norbert Hofer. Der frühere Dritte Nationalratspräsident ist den meisten noch als Bundespräsidentenkandidat ein Begriff und das freundliche Gesicht der Blauen. Fest verankert im Burgenland war er dank Hauptwohnsitz in Pinkafeld sowieso immer – startete aber trotzdem eine “Coming Home Tour” durch alle sieben Bezirke. 2020 von den Nachwehen des Ibiza-Skandals auf 9,79 Prozent hinunter gerasselt, rechnet die FPÖ nach den Erfolgen bei der Europa- und der Nationalratswahl 2024 auch bei der Landtagswahl mit großem Erfolg. Bei der Nationalratswahl konnten die Freiheitlichen auch im Burgenland Platz 1 erreichen, bei der EU-Wahl davor gelang das zwar nicht, dennoch gab es ein sattes Plus (+7,5). Laut Umfrage dürfte es bei der Landtagswahl nun der zweite Platz mit 25 Prozent werden. Manch einer sieht Hofer bereits im Ost-Flügel des Landhauses in Eisenstadt, wo sich das Büro des Landeshauptmannes befindet. Mit Doskozil befanden sich die Blauen bereits einmal in einer Landesregierung. Dieser kündigte die Zusammenarbeit damals aber im Zuge des Ibiza-Skandals auf und ließ im Jänner 2020 vorzeitig wählen – wodurch nun ebenfalls wieder im Winter gewählt wird. Der aktuelle blaue Klubobmann Johann Tschürtz, der 2020 an der Spitze stand, ist nun Zweiter auf der Landesliste.
GRÜNE
Die Grünen haben im Burgenland keinen leichten Stand. Im Jahr 2000 in den Landtag eingezogen, verfügen sie mit nur zwei Mandataren aktuell sogar noch über Klubstatus. Bei der Landtagswahl 2020 erreichten sie mit 6,72 Prozent ihr bestes Ergebnis nach 6,43 Prozent im Jahr 2015. Die Unzufriedenheit mit der zuletzt türkis-grünen Bundesregierung dürfte ihnen allerdings auch im Burgenland zugesetzt haben, denn bei der Europa- und bei der Nationalratswahl 2024 erreichten sie jeweils weniger Prozente als die NEOS. Bei der Nationalratswahl kamen sie überhaupt nur auf 4,7 Prozent und lagen damit knapp über der für den Landtagseinzug notwendigen Vier-Prozent-Hürde. Dabei würde Anja Haider-Wallner, die die Partei und den Klub von Regina Petrik übernommen hat, gerne mitregieren und der SPÖ als Juniorpartner zur Verfügung stehen. Haider-Wallner, die eher auf Feel-Good-Auftritte setzt, muss nun verhindern, dass die Grünen – aufgerieben zwischen den Großen – ganz aus dem Landtag fliegen. Die Umfrage sieht sie nur bei vier Prozent.
NEOS
Die NEOS starten den dritten Versuch, denn bisher blieb ihnen der Einzug in den Landtag verwehrt. 2020 mit Eduard Posch an der Spitze erreichten sie 1,7 Prozent und damit weniger als 2015 beim ersten Antreten (2,3 Prozent). Dass es eine pinke Wählerschaft im Burgenland gibt, zeigte sich allerdings bei den Urnengängen 2024, als sie beide Male vor den Grünen lagen. Dies könnte daran gelegen haben, dass die ÖVP-Wählerschaft aus 2019, die vor allem wegen dem damaligen Obmann Sebastian Kurz türkis gewählt hatte, nun die NEOS unterstützten. 2025 gehen sie mit Landessprecher Christoph Schneider an den Start. Ziel ist es, das “rote Netz” zu zerreißen. Die Partei sammelte ausreichend Unterstützungserklärungen und Schneider setzte sich im internen Kandidatenrennen durch. Laut Umfragedaten dürften sie allerdings erneut an der Vier-Prozent-Hürde scheitern.
LISTE HAUSVERSTAND
Der Listenname erinnert – vielleicht nicht unbeabsichtigt – an den Buchtitel von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Dahinter steht allerdings der “wilde” Landtagsabgeordnete Geza Molnar, ein ehemaliger Freiheitlicher. Molnar fiel unter Landesparteichef Alexander Petschnig, gegen den er selbst opponierte, in Ungnade und wurde schließlich aus der Partei ausgeschlossen. Das Sammeln von Unterstützungserklärungen ersparte sich Molnar, seine Unterschrift als Abgeordneter reicht für das Antreten. Das macht sich auch Manfred Kölly, ehemaliger Bürgermeister von Deutschkreutz und 2020 Spitzenkandidat des Bündnis Liste Burgenland (LBL), zunutze und tritt gemeinsam mit dem Eisenstädter an. Kölly, ebenfalls Ex-FPÖ-ler, scheiterte 2020 am Wiedereinzug in den Landtag. Bei der Nationalratswahl 2024 trat er für “Die Gelben” an. Das angestrebte Grundmandat erreichten sie nicht, nur 156 Wähler stimmten für Kölly. Auf der Liste finden sich auch weitere frühere Blaue. Der Einzug in den Landtag ist laut der Umfrage auch für die Liste Hausverstand unwahrscheinlich.