Kurz-Vertraute planen hinter den Kulissen bereits eine Rückkehr des Ex-Kanzlers. Vor der nächsten Nationalratswahl soll Kurz die ÖVP übernehmen – oder aber mit einer eigenen Liste antreten.
Es war eine Marathon-Woche für Sebastian Kurz: Am Montag wurde der Ex-Kanzler vom OLG in allen Anklagepunkten freigesprochen, am Dienstag rechnete er dann in einer Pressekonferenz in seinem Büro am Wiener Ring mit Justiz und politischem System ab. Am Mittwochvormittag gab Kurz oe24.TV sein erstes TV-Interview. Am Nachmittag war er bei der Wein-Verkostung des NÖ-Vize-Landeshauptmanns Stephan Pernkopf in der Wachau, wo sich neben der ÖVP-Spitze auch die Top-Wirtschaftskapitäne des Landes tummelten. Und am Abend stieg Kurz bereits in den Flieger, um nach Kasachstan zu einem Wirtschaftsgipfel zu jetten.
Kurz schließt Comeback nicht aus
Kurz ist – das zeigen die letzten Tage – umtriebig wie eh und je. Nach seinem Freispruch wird nun auch wieder intensiv über eine politische Rückkehr des einstigen ÖVP-Shootingstars spekuliert. Kurz selber weist etwaige Comeback-Pläne offiziell zwar zurück („Ich bin glücklich mit dem, was ich jetzt tue“). Ausschließen will er eine Polit-Rückkehr aber auch nicht ganz.
Und tatsächlich gibt es hinter den Kulissen einige enge Vertraute im Kurz-Umfeld, die sich über mögliche Comeback-Pläne des Ex-Kanzlers sehr konkrete Gedanken machen. Einig sind sich alle, dass eine etwaige „Rückkehr von Sebastian“ erst vor der nächsten Nationalratswahl spruchreif werde. Die findet planmäßig erst 2029 statt. Zwar betonen die drei Koalitionsparteien, dass sie bis zum Ende der Legislaturperiode regieren wollen. Hinter den Kulissen gibt es freilich Zweifel daran.
Im Super-Wahljahr 2027 könnte Dreier-Koalition wackeln
Bereits kommendes Jahr rechnen Regierungsinsider mit einem deutlich ruppigeren Ton zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS – spätestens wenn weitere Spar-Maßnahmen für das Budget anstehen. Und 2027 finden sowohl in Oberösterreich als auch in Tirol Landtagswahlen statt. In beiden Bundesländern drohen der ÖVP weitere Verluste, die FPÖ könnte um Platz 1 mitmischen. „Spätestens dann wird es eine Diskussion in der Partei geben, wer die ÖVP in die nächste Wahl führt“, so ein ÖVP-Insider. Denn: Der 65-jährige Bundeskanzler Christian Stocker wird wohl nicht mehr als ÖVP-Spitzenkandidat antreten, heißt es aus seinem Umfeld.
Mögliche Stocker-Nachfolger: Hattmannsdorfer, Pröll, Plakolm – Aber: Alles spricht für Kurz
Als mögliche innerparteiliche Stocker-Nachfolger werden derzeit Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, Staatssekretär Alexander Pröll und auch Familien- und Integrationsministerin Claudia Plakolm genannt. Wenn er will, spreche aber alles für Sebastian Kurz, heißt es aus hochrangigen ÖVP-Kreisen. Auch in den Ländern werden die Stimmen der Kurz-Kritiker, die eine Rückkehr des Ex-Kanzlers noch im Jänner verhindert haben, leiser. So übergibt Kurz-Verhinderer Wilfried Haslauer im Sommer in Salzburg an die Kurz-Vertraute Karoline Edtstadler. „Das Kurz-Lager wird in der ÖVP nach dem Freispruch wieder hörbar lauter“, erklärt ein ÖVP-Spitzenmann.
Vor allem jene, die sich eine bürgerliche Koalition aus ÖVP und FPÖ wünschen, würden auf Kurz hoffen. „Kurz ist der einzige, der Kickl bei der nächsten Wahl schlagen könnte. Und mit einem Juniorpartner FPÖ würden viele in der Partei zusammenarbeiten wollen“, so ein hochrangiger ÖVP-Landespolitiker.
Oder tritt Kurz doch mit eigener Liste an?
Im Kurz-Umfeld wird freilich auch ein Alternativ-Szenario ventiliert: Sollten die ÖVP-Granden nicht hinter einer Rückkehr des Ex-Kanzlers stehen, könnte Sebastian Kurz auch mit einer eigenen Liste antreten. Die Pläne dafür seien bereits weiter, als viele glauben würden, meint ein Kurz-Vertrauter. Es gebe sogar schon konkrete Namen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die auf so einer Liste Kurz kandidieren könnte. Von Ex-Ministerin Elisabeth Köstinger bis hin zu prominenten Unternehmern. „Das Geld für einen Wahlkampf hätte er jedenfalls und auch in der Wirtschaft und Industrie gibt es einige, die so eine Liste sponsern würden“, so der Kurz-Vertraute.
Einziges Manko: Mit einer eigenen Liste wird Platz 1 gegen ÖVP und FPÖ schwierig. Das Potenzial sei in diesem Fall wohl bei maximal 20%. Als ÖVP-Spitzenkandidat würde Kurz hingegen um den Kanzler mitspielen – und könnte danach seine Wunschkoalition mit der FPÖ schmieden, heißt es aus seinem Umfeld. „Wer unter ihm dann den Vize macht – ob Kickl oder jemand anderer in der FPÖ – wäre in dem Fall egal.“












