Christian Stocker ließ bei seinem ersten Pressegespräch als Bundeskanzler Einblicke in sein Privatleben zu.
Zum ersten Mal seit seiner Angelobung zum Bundeskanzler stellt sich Christian Stocker am Freitag Journalistenfragen. Es war ein Auftritt mit Verspätung: Weil der Wiener Neustädter nach der Regierungserklärung in der vergangenen Woche erkrankt war, musste der Termin auf diesen Freitag verschoben werden. Stocker saß mit einer Sprecherin und einem Sprecher am Kopfende eines großen Tisches, es gab Kaffee und Jourgebäck. Und wie immer ließ sich Stocker bei brisanten Themen wie Familiennachzug oder Budgetdefizit nicht aus der Ruhe bringen. Erstmals ließ Stocker im historischen Saal, in dem Anfang des 19. Jahrhunderts der Wiener Kongress tagte, auch Einblicke in sein Privatleben zu. Hier die besten Sager:
- Stocker zu seinem Privatleben seit seinem Start als Kanzler: “Wenn mir jemand gesagt hätte, wie sich alles entwickelt hat und ich dieses Amt inne habe, dann hätte ich das für unmöglich gehalten. Aber es gibt ein Motto, das mich mein Leben lang begleitet: Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen.”
- Und was seine Frau dazu sagt? “Im Moment sehen wir uns selten. Spaß beiseite: Meine Frau und ich kennen uns seit unserer Schulzeit. Wir haben gemeinsam unsere persönliche Entwicklung in diesem Leben gemacht. Ich bin immer von meiner Frau und meiner Familie unterstützt worden. Es war auch die Kombination Anwalt, Kommunalpolitiker und Abgeordneter sehr zeitaufwendig. Aber ich habe das Glück, dass ich in meiner Familie immer Verständnis dafür gefunden habe.”
- Ob er sich schon an die Anrede Bundeskanzler gewöhnt habe? Stocker: “Es reißt mich nicht, aber es ist doch noch ungewohnt.”
- Stocker zum Familiennachzug und zu einem EU-Verfahren: “Für die Bevölkerung ist das ein wichtiges Thema, wir mussten etwas tun. Ich habe das als Rechtsanwalt oft erlebt: In solchen Verfahren bekommt man auch oft Anleitungen, wie man es rechtskonform umsetzen kann. Wenn ich immer nur Prozesse riskiert hätte, von denen ich sicher weiß, dass ich sie gewonnen hätte, dann hätte ich meine Mandanten nicht ausreichend unterstützt.”
- Ist ein größeres Sparpaket nötig, wenn die Steuereinnahmen durch die Rezession weiter zurückgehen? “Wenn tatsächlich andere, schlechtere Zahlen kommen, müssen wir uns natürlich darüber unterhalten, wie wir damit umgehen wollen. Der Finanzminister (Markus Marterbauer, SPÖ) hat gesagt, dass eine Vermögens- bzw. Erbschaftssteuer in dieser Legislaturperiode nicht zur Debatte steht. Es gilt aber weiterhin, dass wir ein Defizitverfahren vermeiden wollen.”
- Angst vor einem Handelskrieg mit den USA? “Die Debatte wird sich wieder beruhigen, wenn bekannt wird, welche Auswirkungen die Zollpolitik haben kann. Ich gehe davon aus, dass da auch die USA kein Interesse haben, in eine Lose-Lose-Position zu kommen. Deshalb würde ich kühlen Kopf bewahren und nicht zu sehr dramatisieren.”
- Sein Angebot an die Freiheitlichen: “Ich möchte ein Bundeskanzler für alle sein. Auch die FPÖ-Wähler möchte ich in eine gute Zukunft mitnehmen. Herbert Kickl hat ihnen fünf gute Jahre versprochen. Er hatte die Möglichkeit, Kanzler zu werden und hat sie nicht genützt. Das heißt aber nicht, dass es keine fünf guten Jahre werden können.”
Nach einer Stunde ist der Fragereigen beendet und Stocker begibt sich zu einem Aufsager vor die Kameras im benachbarten Steinsaal des Kanzleramtes.