Der Anzug-Betrug der norwegischen Springer ist wohl der größte Sport-Skandal aller Zeiten, der nichts mit Doping zu tun hat.
Der Manipulations-Skandal der Norwegischen Skispringer schlägt hohe Wellen. Jetzt hoffen einige ÖSV-Stars, ob es nicht doch noch für einen Weltmeistertitel reicht, auch wenn Gold am grünen Tisch alles andere als wünscheswert wäre.
“Wir haben betrogen und damit alle Skisprungfans enttäuscht, auch uns selbst. Ich möchte mich bei den anderen Teams, den Springern, den Sponsoren und den Fans entschuldigen. Wir werden der Sache auf den Grund gehen”, sagte Jan-Erik Aalbu, der Sportdirektor der norwegischen Springer am Sonntag. ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer kritisierte den Auftritt von Aalbu scharf. “Es gab null Einsicht. Das war sehr eigentümlich, arrogant und nicht sehr glaubwürdig. Auf die wesentlichen und offensichtlichsten Fragen hat er keine Antworten gegeben. Und es gipfelte darin, dass er erst heute davon erfahren haben will”, sagte Scherer und forderte sofortige personelle Konsequenzen.
Ergebnis-Annullierung gefordert
Der ÖSV pochte auf die Aberkennung aller norwegischen Resultate auf den Schanzen. “Unser Protest ging in die Richtung, dass die gesamten WM-Ergebnisse der Norweger im Skispringen und in der Nordischen Kombination annulliert werden. Dazu stehen wir auch”, betonte ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher. “Wenn das bei einem Anzug passiert, dann ist das sicher auch für das gesamte Team machbar. Dieser Verdacht erhärtet sich schon, das gehört aufgearbeitet.”
Zuvor hatte die FIS mitgeteilt, dass eine die unabhängige Ethik- und Compliance-Abteilung des Weltverbandes eine Untersuchung durchführen wird. Dabei sollen die Umstände der Disqualifikationen von Lindvik und Forfang sowie des Kombinierers Jörgen Graabak, der bei der Bronzemedaille im Teambewerb am Freitag wegen einer regelwidrigen Skisprung-Bindung aus der Wertung genommen worden war, näher geprüft werden. Außerdem will die Abteilung die Umstände untersuchen, wie das Material der Sportler bei den FIS-Kontrollen vorgelegt wurde.
FIS-Generalsekretär Michel Vion betonte, dass der Untersuchungsprozess erst beginne und auch Monate dauern könnte. Der Weltverband könne alle Anzüge für jeden einzelnen Sprung wegen eingenähter Chips auch nachträglich überprüfen, sagte er. Sollten weitere Vergehen ans Tageslicht kommen, seien auch Disqualifikationen und damit Änderungen bei den Medaillengewinnern nicht ausgeschlossen. “Das ist dann eine andere Geschichte. Dann gibt es nach den Untersuchungen weitere Strafen. Das könnten auch Disqualifikationen sein.”
Kommt jetzt drei Mal Gold für Österreich?
In insgesamt acht Bewerben würde eine mögliche Disqualifikation der Norweger für Veränderungen mit Auswirkung auf ÖSV-Stars sorgen. Die wohl größte Sensation wäre Lisa Hirner, die im Damen-Einzel bei den Kombinierern plötzlich den Weltmeister-Titel erben würde und damit die einzige rot-weiß-rote Einzelweltmeisterin in Trondheim wäre.
Auch im Team-Springen der Damen auf der Normalschanze und im Team-Springen der Herren auf der Großschanze, würden unsere ÖSV-Adler plötzlich als Weltmeister geführt werden. Kombinierer Lamparter würde statt Platz fünf auf der Normalschanze und 7,5 km Langlauf plötzlich auf Platz 3 geführt werden und damit Bronze erben und Eva Pinkelnig würde statt Blech-Pech auf der Großschanze ebenfalls auf den dritten Platz klettern.
“Nur” verbessern würde sich Jan Hörl auf Platz 2 von der Normalschanze. Unser Mixed-Team im Skisrpingen und in der Nordischen Kombination würde ebenfalls als Vizeweltmeister geführt werden. Heißt unter dem Strich, dass der ÖSV mit 10 Medaillen bilanzieren könnte und es eine der erfolgreichsten Weltmeisterschaften aller Zeiten wäre.