Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag im Alter von 88 Jahren beginnt im Vatikan ein jahrhundertealtes Ritual, das den genauen Ablauf nach dem Ableben eines Papstes regelt.
Früher wurde der Tod offiziell durch den Camerlengo (Anm. Kardinal-Kämmerer) festgestellt, der dem Papst mit einem Silberhammer sanft auf die Stirn klopfte. Heute übernimmt diese Aufgabe der Leibarzt. Anschließend werden die päpstlichen Gemächer versiegelt – nichts darin darf verändert oder entfernt werden, bis der neue Papst die Siegel bricht.
Auch die Schweizergarde ändert ihr Erscheinungsbild und trägt während der Trauerzeit statt der traditionellen bunten Uniform ein schlichtes Dunkelblau. Der Leichnam von Franziskus soll voraussichtlich drei Tage lang im Petersdom aufgebahrt werden, allerdings in einem Sarg und nicht offen auf einem Katafalk, wie es bislang üblich war.
Tägliche Trauerzeremonien, Messen und Gebete
Neun Tage lang folgen tägliche Trauerzeremonien, Messen und Gebete. Franziskus selbst hatte vor zwei Jahren geäußert, dass er nicht wie seine Vorgänger im Petersdom, sondern in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt werden möchte. Dort befindet sich die bedeutende Marienikone Salus Populi Romani, vor der Franziskus häufig betete.
Zur Beisetzung werden zahlreiche Staats- und Kirchenvertreter sowie Kardinäle aus aller Welt erwartet – darunter auch viele aus seiner Heimat Argentinien. Anschließend beginnt das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers. Daran nehmen alle Kardinäle unter 80 Jahren teil. Spätestens am 20. Tag nach seinem Tod, also am 11. Mai, sollen sich die Kardinäle zur geheimen Wahl in der Sixtinischen Kapelle versammeln. Streng bewacht, ohne Zugang zu Medien oder Außenwelt, wird dort der nächste Papst gewählt.
Trauer und Bestürzung in Österreich
Als Zeichen der Trauer über den Tod von Papst Franziskus läuten am heutigen Ostermontag um 17.00 Uhr in ganz Österreich die Glocken für zehn Minuten. Ebenso werden Kirchen und kirchliche Gebäude schwarz beflaggt. Im Stephansdom wird Kardinal Christoph Schönborn um 18.00 Uhr ein kleines Requiem für den verstorbenen Papst leiten.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Papst als „Inspiration für Millionen Gläubige und weit darüber hinaus“ sowie „Wegweiser der Hoffnung“. Franziskus sei ein „Papst für soziale Gerechtigkeit“ gewesen und „ganz nah den Menschen“. Für Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) ist der Tod von Franziskus „ein schmerzlicher Verlust für die katholische Kirche und für viele Menschen rund um den Globus“.
Trauer und Bestürzung weltweit
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni erklärte sich zutiefst erschüttert. „Diese Nachricht betrübt uns zutiefst, denn wir verlieren einen großen Mann und einen großen Seelsorger. Ich hatte das Privileg, seine Freundschaft, seinen Rat und seine Lehren zu genießen, die auch in Zeiten der Prüfung und des Leidens nie versagten“, so Meloni. „Wir werden Franziskus ́ Weg gehen, den Weg des Friedens suchen, das Gemeinwohl verfolgen und eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft aufbauen. Sein Lehramt und sein Vermächtnis werden nicht verloren gehen. Wir grüßen den Heiligen Vater mit einem Herzen voller Traurigkeit, aber wir wissen, dass er jetzt im Frieden des Herrn ruht.“
Die aus Malta stammende Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola erklärte in Sozialen Medien, sie trauere um Franziskus. „Europa trauert um Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Sein ansteckendes Lächeln hat die Herzen von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erobert“, erklärte sie. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte mit großer Trauer. „Mit seiner Bescheidenheit und seiner aufrichtigen Liebe für die weniger Glücklichen inspirierte er Millionen, weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus“, schrieb von der Leyen auf der Plattform X. „Meine Gedanken sind bei allen, die diesen tiefen Verlust spüren. Möge ihnen der Gedanke Trost spenden, dass das Erbe von Papst Franziskus uns allen auch weiterhin den Weg zu einer gerechteren, friedlicheren und mitfühlenderen Welt weisen wird.“
Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X: „Von Buenos Aires bis Rom wollte Papst Franziskus, dass die Kirche den Ärmsten Freude und Hoffnung bringt. Möge diese Hoffnung über ihn hinaus immer wieder aufleben.“ Auch der designierte deutsche Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz zeigte sich bestürzt über den Tod des 88-jährigen Papstes. Die Glocken von Notre Dame in Paris schlugen 88 Mal in Gedenken. Der Eiffelturm soll in der Nacht ausnahmsweise nicht erleuchtet werden, sondern dunkel bleiben, meldete der Sender BFM TV unter Berufung auf die Pariser Stadtverwaltung.
Der polnische Präsident Andrzej Duda bezeichnete Franziskus als einen „großen Apostel der Barmherzigkeit“. In ihm habe er die Antworten auf die Herausforderungen der modernen Welt gesehen, erklärte Duda auf der Plattform X. In seiner Seelsorge habe sich Franziskus von Demut und Einfachheit leiten lassen.
Das Weiße Haus reagierte zunächst nur mit einer knappen Botschaft auf X: „Ruhe in Frieden, Papst Franziskus.“