Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, war am Donnerstag-Abend in der ZiB2 zu Gast. Er hat unter anderem über die humanitäre Lage beim Gaza-Streifen gesprochen.
Im Interview mit ZiB2-Sprecherin Marie-Claire Zimmermann sagt der UNO-Kommissar zur aktuellen Situation in Gaza: “Die Bevölkerung leidet unter extremen Bedingungen”. Eine mögliche israelische Militäraktion in Rafah an der Grenze zu Ägypten, wo sich rund 1,5 Millionen Flüchtlinge befinden, bezeichnete er als eine Katastrophe. Zuvor hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu trotz internationaler Warnungen einmal mehr angekündigt, in die Stadt im Süden des Gazastreifens vordringen zu wollen, um dort die Zerstörung der Hamas-Bataillone abzuschließen.
Hilfe vor Ort sei laut Türk schwierig
Ein großes Problem sei die Verteilung innerhalb des Gaza-Streifens. Israel lässt laut Türk die Hilfe nicht ausreichend zu. Schon vor dem 7. Oktober (dem Angriff der Hamas auf Israel) war die Situation beim Gaza-Streifen humanitär massiv verschärft – ein großes Problem hier ist die Unterernährung der Menschen vor Ort. Die Situation im Norden sei da sehr schwer.
Türk: “Ich weiß nicht, wo 1,4 Millionen Menschen Schutz finden sollen”
Angesprochen auf die geplante Militäraktion auf die Stadt Rafah hat der UNO-Kommissar größte Bedenken – er findet so einen Plan “unvorstellbar”, hier leben nämlich 1,5 Millionen Flüchtlinge, die nur schwer Schutz finden können, falls es tatsächlich zu einem Angriff kommen sollte. Türk sagt dazu “Ich weiß nicht, wo 1,4 Millionen Menschen Schutz finden sollen”.
Sowohl der Terrororganisation Hamas, als auch Israel warf Türk vor, sich nicht an völkerrechtliche Regeln zu halten. Ein Ruhen der Waffen sei allein schon aus humanitären Gründen notwendig, so der UNO-Menschenrechtsbeauftragte. Wie Türk weiter ausführte, sollten die von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln schnellstmöglich freigelassen werden und ohne Bedingungen zurückkehren können.