Hochspannung vor dem US-Open-Finale. Kann Taylor Fritz (USA-12) den umstrittenen Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner (ITA) stoppen und damit den 1. Heimsieg seit Andy Roddick in New York fixieren?
Sinner kämpft gegen Local Hero Fritz und 24.000 Fans im Arthur Ashe Stadium. Trotzdem ist der Weltranglisten-Erste aus Südtirol, der zu Saisonbeginn bereits die Australian Open gewonnen hatte, Topfavorit. Der 26-jährige Fritz ist “nur” Nr. 12 der Welt, er steht erstmals in einem Finale auf höchstem Level.
Handgelenks-Verletzung sorgt für Fragezeichen bei Sinner
Nach dem Ausscheiden von Novak Djokovic, Carlos Alcaraz und auch Alexander Zverev hat Sinner scheinbar freie Bahn zum zweiten Triumph bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. Dem großen Druck und der zusätzlichen Belastung rund um seinen umstrittenen Dopingfreispruch hat Sinner standgehalten, doch vor dem Endspiel tauchte eine weitere Frage auf. Denn im Halbfinale gegen Jack Draper stützte sich Sinner mit dem linken Handgelenk bei einem Sturz ab und zog sich dabei eine Blessur zu.
Inwiefern sie den Mann mit dem Südtiroler Akzent behindern wird, war zunächst unklar. Er ist zwar Rechtshänder, doch bei der Rückhand braucht er beide Handgelenke. Sinner hat als erster Italiener überhaupt das Endspiel des größten aller Major-Turniere erreicht und wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, auch anzutreten. “Ich sehe es relaxed, weil wenn es etwas Schlechtes ist, fühlt man das sofort stärker”, glaubt Sinner. Sein Gegner Fritz wird fast das gesamte Stadion hinter sich wissen.
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Und Sinner wird den noch Weltranglisten-12., der am Montag zumindest Siebenter (bei Titelgewinn Sechster) sein wird, keinesfalls unterschätzen. “Er hat einen starken Aufschlag und ist von der Grundlinie ein sehr solider Spieler. Er kann das Spiel sehr gut mischen”, weiß Sinner, der in bisher zwei Aufeinandertreffen je einmal gewonnen und verloren hat. Die Heim-Atmosphäre für Fritz will Sinner ausblenden: “Das ist normal. In meinem Kopf weiß ich, dass in Italien viele Leute zu mir halten.”
Taylor Fritz steht erstmals im Finale
Für Taylor Fritz, der den bisher größten seiner acht ATP-Titel 2022 beim Masters-1000 in Indian Wells gewann, kam der Finaleinzug in Flushing Meadows unerwartet. Zumal die unmittelbare Hardcourt-Vorbereitung mit nur einem Sieg bei den 1000er-Events in Montreal und Cincinnati eher mau war. Aber mit Siegen über Casper Ruud (NOR-8) und Alexander Zverev (GER-4) jeweils in vier Sätzen sowie dem emotional schwierigen Fünfsatz-Sieg über Freund Frances Tiafoe (USA-20) im Halbfinale hat er sich Selbstvertrauen geholt.
Im ersten Major-Finale eines Amerikaners bei den Männern seit 2009 könnte Fritz die 21-jährige Durststrecke der US-Herren beenden. Damals hatte Andy Roddick in Flushing Meadows triumphiert (2009 war Roddick im Wimbledonfinale Roger Federer unterlegen, Anm.). “Ich bin im Finale der US Open. Es ist ein wahrgewordener Traum und ich werde alles geben, was ich habe”, versprach der Vater eines Sohnes namens Jordan, von dessen Mutter er geschieden ist.
Nach vier verlorenen Major-Viertelfinali ist es der Durchbruch für Fritz, obwohl er vor knapp 18 Monaten schon einmal Nummer fünf der Welt gewesen war. Ob er gar das neue Siegergesicht bei einem der vier Grand Slams wird, wird sich zeigen. Dem internationalen Tennis schadet allein seine Finalteilnahme freilich gar nicht, der große US-Markt lechzt seit Jahren nach neuen Superstars aus eigenen Landen.