Ein Start-up aus den Vereinigten Staaten stellt ein besonders robustes Holz her, das durch ein spezielles Verfahren deutlich widerstandsfähiger wird als herkömmliche Holzarten.
Die Technik verspricht eine ökologische Alternative zu bekannten Baustoffen wie Stahl oder Beton – und könnte die Art, wie künftig gebaut wird, verändern.
Holz mit neuer Stärke
Ein Unternehmen aus den USA – genauer gesagt aus dem Bundesstaat Maryland – steht kurz davor, ein besonders stabiles Material auf den Markt zu bringen. Der Name: Superwood. Dieses speziell behandelte Holz soll laut Herstellerangaben deutlich stärker sein als viele Metalle, darunter auch bestimmte Sorten von Baustahl. Dabei bleibt die typische Oberfläche von Holz vollständig erhalten. Entwickelt wird das Produkt vom Unternehmen InventWood, das nach eigenen Angaben bereits vor dem Start der Serienproduktion steht.
Die Herstellung erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird normales Holz chemisch behandelt. Dabei wird ein Teil des sogenannten Lignins entfernt. Diese natürliche Substanz sorgt im Holz normalerweise für Stabilität und Festigkeit. Anschließend wird das behandelte Holz stark zusammengepresst – unter gleichzeitig hoher Hitze. Durch diesen Vorgang richten sich die Zellulosefasern neu aus, was zu einer sehr dichten Struktur führt. Gleichzeitig entstehen neue Verbindungen zwischen den Fasern, die dem Material seine besondere Festigkeit verleihen.
Deutlich stärker als Eiche und sogar härter als Stahl
Die Widerstandsfähigkeit von Baustoffen wird oft in der Maßeinheit Megapascal (MPa) gemessen. Diese Zahl gibt an, wie viel Kraft ein Material pro Fläche aushalten kann, bevor es dauerhaft beschädigt wird. Laut Angaben von InventWood erreicht Superwood eine Zugfestigkeit von rund 600 MPa. Zum Vergleich:
- Baustahl S235 liegt bei rund 400 MPa,
- Baustahl S355 erreicht etwa 550 MPa,
- Eichenholz – eine sehr feste Holzart – schafft hingegen nur etwa 70 MPa.
Trotz dieser hohen Festigkeit bleibt Superwood leicht zu verarbeiten. Es behält seine natürliche Oberfläche, lässt sich schleifen, schneiden und verbauen – mit herkömmlichen Werkzeugen, wie sie auch bei normalem Holz zum Einsatz kommen. Die Bearbeitung muss lediglich etwas angepasst werden. Ein weiterer Vorteil: Das Material ist laut Herstellerangaben schwer entflammbar, was es für den Einsatz im Bau besonders attraktiv macht.
Hochwertiges Material zu einem entsprechend hohen Preis
Die neue Technologie hat allerdings ihren Preis. Superwood wird zunächst zu einem hohen Tarif angeboten. Die Preise bewegen sich laut Angaben des US-Magazins FastCompany zwischen 12,50 und 25 US-Dollar pro Pfund. Das entspricht aktuell etwa 11,50 bis 23 Euro pro Pfund (Stand Mai 2025, je nach Wechselkurs). Zum Vergleich: Herkömmlicher Stahl liegt preislich bei rund 1 bis 2 US-Dollar pro Pfund (rund 0,90 bis 1,80 Euro).
Damit konkurriert Superwood preislich eher mit Tropenhölzern oder modernen Holzverbundstoffen, die ebenfalls im oberen Segment angesiedelt sind. Zielgruppe dürften daher zunächst vor allem Bauprojekte im hochwertigen Bereich sein, zum Beispiel moderne Wohnhäuser, exklusive Innenausstattungen oder Fassaden, bei denen sowohl Stabilität als auch Optik gefragt sind.
Unterstützung durch Investoren und Behörden
Trotz der hohen Kosten stößt das Projekt auf großes Interesse bei Geldgebern. Bei einer jüngsten Finanzierungsrunde konnte sich InventWood rund 15 Millionen US-Dollar sichern (rund 13,8 Millionen Euro). Insgesamt hat das Unternehmen laut eigenen Angaben bereits über 50 Millionen US-Dollar Kapital erhalten (etwa 46 Millionen Euro). Unterstützt wird es dabei sowohl von privaten Investoren als auch von staatlichen Stellen, unter anderem vom Energieministerium der Vereinigten Staaten.
Die erste größere Produktionsanlage entsteht in Frederick, einer Stadt im Bundesstaat Maryland (USA). Dort soll ab dem dritten Quartal 2025 jährlich eine Fläche von etwa 1 Million Quadratmetern Superwood produziert werden. Das Unternehmen plant zunächst den Einsatz im Bereich von Fassaden, Innenausstattungen und anderen nicht tragenden Elementen. In einem nächsten Schritt sollen auch tragende Bauteile wie Träger oder Säulen folgen – vorausgesetzt, die nötigen Prüfungen und Freigaben liegen bis dahin vor.
Forschung auch in Europa und Asien
InventWood ist nicht allein mit seiner Idee. Auch Universitäten und Forschungsinstitute in China, Finnland und den Vereinigten Staaten arbeiten an vergleichbaren Verfahren. In der Schweiz und ebenfalls in Finnland sind zudem mehrere Firmen aktiv, die ähnliche Ansätze verfolgen. Ihr Ziel ist es, Holz durch gezielte chemische und mechanische Behandlung als dauerhafte Alternative zu klassischen Baustoffen weiterzuentwickeln.
Langfristig könnte dies ein wichtiger Schritt sein, um das Bauwesen umweltfreundlicher zu gestalten. Denn im Vergleich zu Beton oder Metall gilt Holz – insbesondere, wenn es aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt – als deutlich klimafreundlicher. Mit Verfahren wie dem von InventWood könnte der Baustoff Holz nun auch dort zum Einsatz kommen, wo bisher nur Metall oder andere besonders feste Materialien verwendet wurden.