Der als „König der Gefängnisausbrecher“ bekannte italienische Kriminelle Graziano Mesina ist am Samstag im Alter von 83 Jahren gestorben.
Er war erst am Freitag aus dem Gefängnis in Mailand entlassen worden, in dem er seit Jahren inhaftiert war. Seit Monaten kämpften seine Anwältinnen um eine Aussetzung der Strafe aus gesundheitlichen Gründen statt, da der gebürtige Sarde an Krebs im Endstadium litt, wie Medien berichteten.
Mesinas Gesundheitszustand war schon seit einiger Zeit prekär, aber in den vergangenen zwei Monaten hat er sich wesentlich verschlechtert. Aufgrund der Krankheit konnte er nicht mehr gehen, sich nicht selbst ernähren, nicht sprechen und hatte Schwierigkeiten, Menschen zu erkennen, teilten seine Anwältinnen mit. „Wir sind sehr verbittert“, teilten die Anwältinnen mit. Mesina hätte schon früher, mindestens vor einem Monat, aus der Haft entlassen werden wollen. „Heute wollten wir ihn mit einigen Familienmitgliedern im Krankenhaus besuchen und seine Rückkehr nach Sardinien organisieren“,
Mesina zählte zu Italiens gefährlichsten Kriminellen
Mesina, der wegen Entführung und mehrfachen Mordes im Gefängnis saß, galt als einer der gefährlichsten Kriminellen Italiens. Legendär waren seine erfolgreichen Fluchtversuche. 2004 war er vom damaligen italienischen Präsidenten Carlo Azeglio Ciampi begnadigt worden und freigekommen. 2013 war er jedoch wegen Drogenhandels wieder festgenommen worden. Er wurde im Juni 2019 wieder auf freien Fuß gesetzt. 2021 wurde er rechtskräftig zu 30 Jahren Haft wegen internationalen Drogenhandels verurteilt, nachdem das Oberste Gericht in Rom einen Einspruch abgelehnt hatte. Seitdem saß er in einem Mailänder Gefängnis in Haft.
Im Zuge seines Lebens war vor allem auf Sardinien ein Mythos entstanden, der Mesina trotz seiner kriminellen Akte in den 1960er und 70er Jahren zum Volkshelden auf der Mittelmeerinsel machte. „Der „ehrenhafte Bandit“ kam in der Hirtengemeinde Orgosolo zur Welt. Er wurde mit 14 Jahren wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Danach begann er eine lange kriminelle Laufbahn. Seine Überfälle wurden international bekannt. König der Berge“ wurde er wegen seines Talents genannt, entführte Industrielle und Politiker im steilsten Gebirge der Insel zu verstecken.
Dem auch mit dem Spitznamen „Grazianeddu“ bekannte Mesina gelang es, aus Zügen, Kasernen und Hochsicherheitsanstalten auszubrechen. Er genoss bei seinen Landsleuten so viel Ansehen, dass er 1992 aus dem Gefängnis heraus im Entführungsfall Kassam vermittelnd eingreifen konnte. Die Entführer des siebenjährigen Faruk Kassam, der 1992 auf Sardinien verschleppt worden war, hatten dem Buben einen Teil eines Ohrs abgeschnitten und an die Eltern geschickt, um Lösegeld zu erzwingen. Das Kind, Sohn eines reichen Hoteliers an der Costa Smeralda, wurde schließlich nach sieben Monaten Gefangenschaft befreit.