Ehemalige Geiseln sowie die Angehörigen der noch im Gazastreifen festgehalten Entführten haben Israels tödliche Luftangriffe auf Ziele der Hamas kritisiert.
Ihr Herz sei gebrochen, teilte Emily Damari in einem Beitrag in den sozialen Medien mit. Sie sei enttäuscht über die Wiederaufnahme der Kämpfe in Gaza. Damari wurde im Jänner im Rahmen der ersten Phase eines Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen.
“Das ist kein Spiel”
Auch Liri Albag, eine ebenfalls kürzlich freigelassene israelische Soldatin, äußerte in sozialen Medien ihre Empörung. Das Leben der zurückgelassenen Geiseln werde riskiert, sagte sie. Es sei unmöglich weiterzumachen, während noch immer Entführte in der Hölle dahinvegetierten. “Das ist kein Spiel”, mahnte die junge Frau.
Das Forum der Geisel-Familien warf der israelischen Regierung vor, sich dazu entschieden zu haben, die Geiseln aufzugeben. “Die größten Ängste der Familien, der Geiseln und der israelischen Bürger haben sich bewahrheitet”, hieß es in einer Erklärung. Das Forum kritisierte die Wiederaufnahme der Kämpfe mit der Hamas: “Wir sind entsetzt, wütend und verängstigt.” Militärischer Druck gefährde die Geiseln sowie auch Soldaten.
Geisel-Vater wirft Netanyahu innenpolitische Beweggründe vor
Der Vater eines entführten Soldaten warf Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in Gesprächen mit mehreren israelischen Medien vor, auf den Tod der Geiseln hinzuarbeiten, um seine Macht zu sichern. Er tue dies auch, um Itamar Ben-Gvir zurück in die Regierung zu bringen, sagte Yehuda Cohen der “Haaretz”. Der rechtsextreme Minister und seine Partei Otzma Jehudit waren im Jänner aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas aus Israels Regierung ausgetreten. Die Regierungskoalition ist nun aber auf Ben-Gvir angewiesen, um Neuwahlen abzuwenden. Bis Ende des Monats muss Israels Parlament den Haushalt verabschieden, andernfalls löst sich das Parlament automatisch auf. Ohne Ben-Gvirs Unterstützung ist die Verabschiedung des Budgets kaum möglich.
Jüngsten Umfragen zufolge will eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung ein Ende des Gaza-Krieges im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln. Betrachtet man allerdings nur die Wähler der Regierungskoalition, ergibt sich ein anderes Bild: Die Mehrheit von ihnen befürwortet eine Wiederaufnahme des Gaza-Krieges.