Am 21. März spielt Star-Geiger David Garrett mit dem neuen Programm „Millenium Symphony“ in der Wiener Stadthalle auf. Das oe24-Interview über das Konzert, die neue Crossover-CD, sein Rammstein-Cover und seine hohen Ansprüche an sich selbst.
Am 21. März kommen Sie mit der “Millenium Symphony World Tour” in die Wiener Stadthalle. Was darf man da erwarten?
David Garrett: Ein Crossover-Programm mit Band und Orchester, einer nie dagewesen Produktion und einem neuen Album: „Millenium Symphony“. Also etwas ganz anderes als zuletzt, als ich mit meinem Klassik-Programm im Wiener Musikverein gespielt habe.
Auf der CD covern Sie sich quer durch die Pop-Geschichte. Von Taylor Swift über Ed Sheeran bis Miley Cyrus.
Garrett: Das sind für mich moderne Klassiker, die eine Wertigkeit weit über ein One-Hit-Wonder hinaus haben. Da gibt es auch ganz ohne Text einen Wiedererkennungswert und ich drücke dem meinen eigenen Stempel auf.
“Um etwas gut zu machen ist es immer schwer: egal ob das jetzt ein Kinderlied oder eine Symphonie ist.”
Ist es schwer Stücke zu finden, die man nur mit der Geige interpretieren kann?
Garrett: Es kommt auf den Anspruch an! Man kann natürlich alles auf der Geige so irgendwie runterspielen, aber das wird sich nicht gut anhören. Ich habe da ja einen sehr sehr hohen Anspruch. Was nicht nur das Geigespielen angeht, sondern auch was das Arrangement und vor allem die Qualität angeht. Um etwas gut zu machen ist es immer schwer: egal ob das jetzt ein Kinderlied oder eine Symphonie ist.
Sie covern auch „Mein Herz brennt“ von Rammstein. Für viele ist die Band ein großer Aufreger, aber Sie haben keine Berührungsängste?
Garrett: Für viele Leute ist die Band aber auch eine tolle Band!
Sie verbindet ja auch eine Freundschaft mit Till Lindemann.
Garrett: Ja, wir haben mal ein Projekt zusammen gemacht. Das ist eine der wenigen deutschsprachigen Bands die weltweit unglaublich erfolgreich sind und wenn ich ein Album über die letzten 20 Jahre mache, dann gehören die einfach dazu
Was macht mehr Spaß: Pop-Crossover oder Klassik?
Garrett: Das sind unterschiedliche Emotionen. Ein ganz eigenes Crossover-Projekt ist natürlich deutlich intensiver, aber ich mache beides gerne.
Möglicherweise kommen bei den Klassik-Stücken ja auch böse Kindheitserinnerungen hoch
Garrett: Überhaupt nicht! Man ist so fokussiert auf der Bühne. Das ist man bei Crossover natürlich auch, aber da guckt man vielleicht etwas mehr über den Tellerrand.
Haben Sie in der Kindheit nicht manche Stücke beim Lernen gehasst?
Garrett: Nein gehasst habe ich nie etwas. Es gab natürlich manche Stücke die schwieriger waren. Aber ganz ehrlich: Wenn man den Schwierigkeitsgrad eines Stückes mal nicht gemocht hat, dann ist das mittlerweile so lange her, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann.
Haben Sie das Gefühl, dass Sie für Ihre Karriere viel aufgeben mussten?
Garrett: Tun wir das nicht alle ein Stück weit für unseren Beruf? Etwas aufgeben, etwas vernachlässigen, sich für etwas einsetzen? Das gehört mit zum Leben. Bei allen Menschen.
“Für mich zählt die Vergangenheit nicht!”
Aber anders als viele andere gönnen Sie sich kaum eine Auszeit.
Garrett: Nicht so richtig (lacht). Da ist ein innerer Ehrgeiz, der vielleicht genetisch bedingt ist. Oder antrainiert. Es ist schon nicht so leicht mit mir als Person, weil ich immer sehr hohe Ansprüche an mich habe. Und die sind auch nicht durch Müdigkeit oder Erfolg wegzubekommen. Für mich zählt die Vergangenheit nicht und deshalb bin ich immer in dem Moment gefangen, um die Leistung abzuliefern. Deshalb habe ich auch nicht das Gefühl der Zufriedenheit, die einem die Vergangenheit eigentlich geben sollte. Und das fehlt mir. Ich bin ein Erfolgsjunkie.
Ist Ihnen der Erfolg denn so wichtig?
Garrett: Nicht der Erfolg, meine eigene Leistung. Ich mache das ja nicht wegen dem Erfolg, sondern weil ich das Gefühl habe, dass ich mir immer wieder selbst etwas beweisen muss. Vielleicht ist das ein etwas angekratztes Selbstvertrauen aus der Kindheit. Vielleicht sollte ich mal meinen Psychologen fragen.
David Garrett mit oe24-Reporter Thomas Zeidler-Künz.
Was treibt Sie an?
Garrett: Dass man sich selbst für nicht gut genug hält. Ich glaube das ist der größte Motor. Wenn du immer das Gefühl hast du bist noch nicht so gut wie du sein kannst.
“Ob ich 200 Leute im Saal habe oder 20.000 interessiert mich null!”
Sagen Sie sich dafür: 2025 spiele ich in der Stadthalle aber 2030 will ich ins Stadion?
Garrett: Das wäre ja erfolgsorientiert. Mir geht es eigentlich nur um Leistung. Darum eine eigene Leistung abzurufen. Das ist viel schlimmer, denn die Leistung kennt keine Grenzen. Die ist unmessbar. Es wäre viel einfacher für mich, wenn meine Ziele nach Zahlen messbar wären. Mit diesem Projekt bin ich happy wenn wir einen Final Mix haben. Ob ich dann 200 Leute im Saal habe oder 20.000 interessiert mich null! Ich freue mich natürlich immer über Erfolg, aber der größte Erfolg für mich ist, wenn ein Projekt zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen ist.
Interview: Thomas Zeidler-Künz