Bei dem Attentäter soll es sich um den 71-jährigen Juraj C. aus der 30.000 Einwohner-Stadt Levice im Zentrum der Slowakei handeln.
Slowakei. Am Mittwochnachmittag wurde der slowakische Regierungschef Robert Fico (59, Aussprache: “Fitzo”) in der Stadt Handlová auf offener Straße niedergeschossen. Der Politiker ist nach einer Notoperation infolge des Attentats nach Angaben seines Stellvertreters Tomas Taraba inzwischen außer Lebensgefahr. Laut Medienberichten soll er wieder das Bewusstsein erlangt haben.
Ein Reuters-Mitarbeiter berichtete, er habe mehrere Schüsse gehört und gesehen, wie ein Mann von der Polizei festgenommen worden sei. Der Festgenommene sei von Sicherheitskräften in ein Auto gebracht und weggefahren worden.
Das wissen wir über den Fico-Attentäter
Bei dem mutmaßlichen Schützen handelt es sich laut Medienberichten um Hobby-Dichter Juraj C. (71). Er wohnt rund 80 Kilometer vom Tatort entfernt in der 30.000 Einwohner-Stadt Levice. Juraj C. soll laut TV-Senders TA3 ein ehemaliger Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes sein. Das ist aber noch nicht offiziell bestätigt.
Der mutmaßliche Attentäter soll Mitglied in einem Literaturclub gewesen sein, der sich regelmäßig in einer Bibliothek traf, wie die slowakische Tageszeitung “Dennik N” berichtet. Gegenüber der Zeitung beschreibt die Bibliotheks-Direktorin den 71-jährigen C. als “normalen” Mann, der “rebellisch, aber nicht aggressiv” gewesen sei. Juraj C. war außerdem Mitglied im Verband slowakischer Schriftsteller. Der Verband schrieb in einer Erklärung, dass man das Attentat “absolut verurteile” und Juraj C. sofort ausschließen werde, sollte sich seine Schuld bestätigen.
An Protesten gegen Ficos Politik beteiligt
Der mutmaßliche Attentäter war in der Vergangenheit offenbar an Protesten gegen Ficos Politik beteiligt. C. soll auf einem Foto unter den Teilnehmern einer Demonstration vor dem Nationalratsgebäude im Februar 2024 zu sehen sein.
C. hatte 2016 eine “Bewegung gegen Gewalt” gegründet, den Aufruf zur Unterstützung bei der Gründung gibt es noch in Form einer Petition. Die Bewegung wende sich gegen jede Form von Gewalt, von Kriegen bis zu häuslicher Gewalt. Auf Facebook-Seite dazu gibt es bis 2022 Postings in denen er auch zu Unterstützung der Präsidentin Zuzana Čaputová aufrief, die bislang ein Gegengewicht zu Ficos Regierung darstellt, aber bald ihren Sessel räumen muss. Außerdem kritisierte die Bewegung in Postings den damaligen AfD-Politiker Kay Nerstheimer und Ex-US-Präsident Donald Trump.
Treffen mit prorussischer Gruppe
Dann gibt es noch eine Spur in den sozialen Medien, die so gar nicht ins Bild passen: Wie ein Facebook-Posting aus dem Jahr 2016 belegt, soll sich C. in der Vergangenheit mit einer prorussischen Gruppe namens “Slowakische Soldaten” getroffen haben. Juraj C.s Name taucht auch bei der 2022 aufgelösten paramilitärischen Gruppe auf, deren Mitglieder nach slowakischen Berichten überwiegend prorussisch sind. Juraj C. veröffentlichte mehrere Gedichtbände, in denen er eine Roma- und Migrantenfeindliche Weltsicht offenbart.
Laut Berichten habe C. die Waffe mit der er auf Robert Fico schoss, legal erworben. Slowakische Medien zeigen ein Video, in dem der mutmaßliche Attentäter nach seiner Festnahme sagt: “Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu.” Als konkretes Beispiel nannte er mit undeutlicher Stimme die von der Regierung geplante Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehens RTVS, gegen das seit Wochen Tausende Menschen demonstrieren.