So alltäglich die Beschwerden, so individuell ist ihr Hergang. Auch die Auslöser für Kopfschmerzen sind oftmals so schwierig zu entschlüsseln wie zu stoppen. Wie Sie die Schmerzen erkennen, verstehen, lindern und ihnen vorbeugen können.
Ist es das Wetter? War ‘s der Kaffee? Zu wenig geschlafen oder zu viel Zucker gegessen? Die möglichen Gründe, die Kopfschmerzen herauf beschwören, sind zahlreich und oft werden sie am gänzlich falschen Ursachenspektrum vermutet. Auch die Art des Schmerzes wird medizinisch unterschieden und von Betroffenen häufig nicht richtig erkannt: Denn während oftmals Migräne vermutet wird, sind es womöglich die weitaus häufigeren Spannungsschmerzen, die uns plagen.
Primäre vs. sekundäre Schmerzen
Auch die ursächliche Definition von Kopfschmerzen erfordert eine medizinische Unterscheidung: Primäre Kopfschmerzen sind jene, die selbst als Ursache der Beschwerde gelten. Sekundäre Kopfschmerzen hingegen treten als Begleiterscheinung einer anderen (primären) Erkrankung auf oder als Nebenwirkung, etwa bei Medikamenten-Einnahme.
Begleitend treten sie in unterschiedlichsten Facetten auf: So kann eine einfache Erkältungskrankheit, wie Nebenhöhlenentzündung, Kopfschmerzen mit sich ziehen. Sie können jedoch auch auf sehr viel ernstere Krankheiten hindeuten, die behandelt werden sollten. Deshalb ist es wichtig, vor allem öfter auftretende Schmerzen zu beobachten und ärztlichen Rat zu suchen – besonders dann, wenn sie erstmalig sehr plötzlich und heftig auftreten und über den Hinterkopf ausstrahlen (z. B. Hirnblutung möglich), wenn sie von steifem Nacken und Fieber begleitet werden (z. B. Meningitis möglich) oder wenn Sie Konzentrations-oder Gedächtnisprobleme bemerken oder Gliedmaßen taub werden. Auch nach Verletzungen, bei denen der Kopf oder die Wirbelsäule beteiligt waren, sollte der Gesundheitszustand unbedingt abgeklärt werden – besonders dann, wenn nach Verletzungen Kopfschmerzen auftreten. Werden chronische Kopfschmerzen stärker, so kann dies ebenfalls auf eine ernsthafte Erkrankung deuten. Es bleibt jedoch eine Tatsache, dass der mit Abstand größte Teil der Kopfschmerzen harmloser Natur ist -wenn mitunter auch stark belastend.
Spannungsschmerz oder Migräne?
Die am weitesten verbreitete Form von Kopfschmerzen ist spannungsbedingt. Rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit leiden zumindest gelegentlich daran. Sie gehen meist auf schlechte Haltung oder Überbelastung zurück und werden durch drückende Schmerzen im Kopf-und Nackenbereich charakterisiert. Ebenfalls häufig sind Clusterkopfschmerzen sowie Migräne – 90 Prozent aller Fälle von Kopfschmerzen lassen sich in diese drei Kategorien einteilen. Migräne ist weitaus schlechter greif bar und entsteht aufgrund sehr individuell gefärbter Ursachen: Stress, Wetter, hormonelle Gründe oder bestimmte Verhaltensmuster im Alltag können sie begünstigen. Die Schmerzen werden häufig von einer “Aura” begleitet: Sehstörungen wie etwa Flimmersehen oder “Blitze vor den Augen” können vorkommen, in extremen Fällen auch Sprachstörungen oder Lähmungserscheinungen. Während Spannungskopfschmerzen häufig durch verbesserte Haltung und Mobilität vermieden werden können, ist die Linderung von Migräneschmerz oft schwieriger. Die Suche nach den Auslösern kann ein langer Weg sein, ebenso wie das Finden einer funktionierenden Therapie, denn migränebedingte Schmerzen sprechen nicht immer auf übliche Schmerzmittel an. Vorbeugung spielt eine essenzielle Rolle.
Neue Therapie bei Migräne
Nebst gezielter Schmerztherapie liegt der Schlüssel zur langfristigen Behandlung von Migräne oft in der Prophylaxe. Seit Kurzem sind sogenannte “monoklonale Antikörper” auf dem Markt, die gezielt an den Entstehungsmechanismen der Schmerzen ansetzen. Sie wirken auf ein Protein namens Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP). Dieses CGRP-Protein ist ein Botenstoff, der während einer Migräneattacke verstärkt im Blut und Speichel vorkommt und an der Schmerzempfindung beteiligt ist. Die Antikörper hemmen das Eiweiß und dadurch den Schmerz. Die Verabreichung erfolgt einmal pro Monat, mittels Injektion. Die Präparate sind bisher nur für Patienten mit bestimmter Attackenfrequenz (über Fachärzte für Neurologie) zugänglich und teuer. Ob die Krankenkassen die Kosten (500 Euro pro Dosis) übernehmen werden, bleibt noch abzuwarten. Therapien wie die mit monoklonalen Antikörpern (oder auch bisherige, mit Betablockern oder Kalziumantagonisten) versprechen vor allem bei ausgeprägten Beschwerden Hilfe. In vielen Fällen jedoch kann auch selbstständig an der Vorbeugung gearbeitet werden, da sich Migräne-und allgemeine Kopfschmerz-Auslöser häufig im Alltäglichen verstecken.
Diese Tipps können helfen, Kopfschmerzen vorzubeugen und zu vertreiben
- Entspannen: Stress erzeugt Anspannung -und damit Kopfschmerzen. Auch plötzlich nachlassender Stress, nach einer sehr anstrengenden Arbeitswoche, kann Beschwerden auslösen (“Wochenend-Migräne”). Sorgen Sie für Entspannung!
- Trinken: Oftmals sind Kopfschmerzen ein Zeichen dafür, dass unser Körper nicht ausreichend mit Flüssigkeit versorgt ist. Versuchen Sie deshalb, viel Wasser zu trinken (und eventuell weniger Kaffee). Bei Kopfschmerz: Zwei Gläser Wasser leeren und warten – oft reicht das schon, um Beschwerden zu lindern.
- Nahrungsmittel: Spielen Sie Detektiv: Nach welchen Lebensmitteln neigen Sie zu Kopfweh? Gibt es bestimmte Gerichte oder Zutaten, die Ihnen nicht guttun? Häufige Auslöser sind z. B. Zucker, Alkohol, Tomaten, Wein, Hartkäse, Light-Produkte …
- Regelmässig essen: Lassen Sie Mahlzeiten aus und/oder essen Sie zu manchen Tageszeiten besonders üppig? Sie könnten damit Kopfschmerzen verursachen.
- Schlafgewohnheit: Unregelmäßiger Schlaf ist ein häufiger Grund für Kopfschmerzen -sowohl zu wenig als auch zu viel des Guten sind schlecht. Versuchen Sie, eine persönliche Schlafroutine (mit mind. 7 Stunden Schlaf täglich) einzuhalten.
- Bewegung: Viel Bewegung (am besten in der frischen Luft) fördert Stressabbau, sorgt für gute Durchblutung und beugt Verspannungen und damit Kopfschmerzen vor. Neigen Sie zu Spannungskopfschmerz, kann gezieltes Rückentraining sehr hilfreich sein.
- Raumklima: Abgestandene Luft kann Kopfweh begünstigen. Sorgen Sie deshalb für ein angenehmes Raumklima und regelmäßige Frischluftzufuhr in Ihren Wohn-und Arbeitsräumen.
- Ergonomie: Achten Sie auf Ihre Körperhaltung! Ein ergonomisch korrekter Arbeitsplatz (Bildschirmhöhe und -distanz, gut stützender Sessel auf richtiger Höhe) ist sehr wichtig und kann Beschwerden verhindern.
- Gerüche reduzieren: Auch starke Gerüche können das Raumklima negativ belasten und bei entsprechender Sensibilität Kopfschmerzen auslösen. Reduzieren Sie den Gebrauch von Duftkerzen, -stäbchen, -Ölen, Parfums und stark duftenden Waschmitteln und Weichspülern.
- Aufmerksam Bleiben: Kopfschmerz-Auslöser können überall lauern. Bleiben Sie achtsam und notieren Sie sich Tag für Tag, wie lange Sie schlafen, was Sie essen und trinken und sonst unternehmen. Auf diese Weise könnte sich eine Spur finden.
Mit diesen Tipps können Sie selbst gegensteuern und häufigen Beschwerdeursachen den Garaus machen.