Was macht einen Menschen attraktiv? Eine Studie zeigt: Ein starkes Immunsystem spielt dabei eine größere Rolle, als bisher gedacht. Unsere Abwehrkräfte senden unbewusste Signale aus – und beeinflussen, wie anziehend wir auf andere wirken.
Ob jemand als attraktiv wahrgenommen wird, hängt von vielen Faktoren ab – Ausstrahlung, Gesichtszüge, Stimme oder auch Körpersprache. Doch Forschende haben nun herausgefunden, dass noch etwas anderes eine entscheidende Rolle spielt: die Stärke des Immunsystems.
Eine Studie, veröffentlicht im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, zeigt: Menschen mit einem gut funktionierenden Immunsystem werden von anderen häufiger als attraktiver eingeschätzt.
Gesundheit wirkt anziehend
Im Mittelpunkt der Untersuchung standen 159 Personen, deren Gesichter ganz neutral – also ohne Make-up, Schmuck oder auffällige Frisuren – fotografiert wurden. Diese Fotos wurden anschließend von fast 500 Testpersonen in Bezug auf ihre Attraktivität bewertet. Parallel dazu analysierte das Forschungsteam das Immunsystem der abgebildeten Personen. Dabei wurden unter anderem die sogenannte bakterielle Abwehrkraft, die Aktivität sogenannter NK-Zellen (natürliche Killerzellen) sowie bestimmte Entzündungsmarker gemessen.
Das Ergebnis: Personen mit einem leistungsstarken Immunsystem schnitten bei der Attraktivitätsbewertung durchweg besser ab.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Besonders spannend: Die genauen Zusammenhänge zwischen Immunsystem und Attraktivität waren bei Männern und Frauen unterschiedlich.
Bei Männern war es vor allem die Aktivität der NK-Zellen, die positiv auffiel. Diese Zellen sind besonders wichtig für die Immunabwehr – sie erkennen und bekämpfen virusinfizierte Zellen oder Tumorzellen. Männer mit einer höheren NK-Zell-Aktivität wurden von den Befragten als attraktiver wahrgenommen. Die Forschenden vermuten, dass dies als Zeichen für gute gesundheitliche Veranlagung und damit für günstige Gene gedeutet wird.
Bei Frauen zeigte sich ein etwas anderes Bild: Sie wurden vor allem dann als attraktiv bewertet, wenn ihre bakterielle Abwehr stark ausgeprägt war – also die Fähigkeit, sich gegen Bakterien zu schützen. Eine sehr hohe NK-Zell-Aktivität hingegen wurde bei Frauen mit geringerer Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht, was die Wahrnehmung möglicherweise beeinflusste.
Mehr als nur äußere Schönheit
Die Studie unterstreicht, dass Attraktivitätnicht nur mit äußerem Erscheinungsbild zu tun hat. Vielmehr scheint unser Körper – insbesondere unser Immunsystem – unbewusst Signale zu senden, die andere Menschen wahrnehmen. Frühere Forschungen zeigten bereits, dass auch der Hormonhaushalt – zum Beispiel das Verhältnis von Testosteron und Stresshormonen – das Immunsystem beeinflusst und gleichzeitig Auswirkungen auf die Anziehungskraft haben kann.
Besonders interessant ist, dass die allgemeine Immunstärke wichtiger für die Wahrnehmung ist als kurzfristige Entzündungen oder akute Infekte. Das spricht dafür, dass wir unbewusst auf Signale achten, die auf langfristige Gesundheit und Widerstandskraft hinweisen.
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass Attraktivität mehr ist als reine Geschmackssache oder modische Erscheinung.