Das Verbot von Beißtrainings und des Scharfmachens von Hunden ist seit Wochen in Kraft, doch offenbar kümmert es nicht jeden. Aufnahmen zeigen, wie Hunde gegen Menschen eingesetzt werden. Die Pfotenhilfe erhebt schwere Vorwürfe und spricht von vorsätzlicher Tierquälerei.
Ein Hund wird angeschrien, darf nicht auslassen und winselt selbst kläglich vor Verzweiflung. Menschen lachen, während das Tier sich in einen menschlichen Körper verbeißt. Auf einem Hundeplatz in Niederösterreich spielte sich ab, was viele für undenkbar hielten. Dabei ist das sogenannte Beißtraining seit 15. April verboten. Dennoch zeigen aktuelle Videoaufnahmen, wie Hunde gezwungen werden, Menschen anzugreifen.
Die Pfotenhilfe aus Oberösterreich reagiert entsetzt auf die Bilder. „Auf aktuellen Videos von einem ÖKV-Hundeplatz in Niederlsterreich werden scharfgemachte Hunde dazu missbraucht, sich in verschiedene menschliche Körperteile zu verbeißen“, sagt Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe.
Stress, Schreie und eine Anzeige
Besonders schockierend ist die emotionale Belastung der Tiere. Ein Kollege von Stadler schildert seine Reaktion auf das Video mit klaren Worten. „Bitte, was machen die mit dem armen Hund?! Der ist extrem gestresst, darf nicht auslassen und wird auch noch angeschrien. Der Ärmste weint und schreit ja schon vor lauter Verzweiflung und die machen sich auch noch darüber lustig! Sind die betrunken? Ich kann da gar nicht zuschauen, das macht mich so wütend!“, sagt er.
Dabei hatte der Österreichische Kynologenverband seinen Mitgliedern bereits am 10. April geraten, alle Vorschriften des Tierschutzgesetzes genau einzuhalten. Dennoch handeln die Verantwortlichen heimlich weiter. „Die Täter sind sich der Illegalität natürlich bewusst und daher sehr vorsichtig, missbrauchen die Hunde nur im Schutze der Dämmerung und Dunkelheit, schauen sich auch ständig um, ob sie beobachtet werden und patrouillieren um’s Gelände“, erklärt Stadler.
Wenn der Regen die Wahrheit ans Licht bringt
Der Skandal kam nur durch Zufall ans Licht. Bei starkem Regen haben die Beißtrainer offenbar nicht damit gerechnet, dass noch jemand unterwegs ist und das Flutlicht eingeschaltet. Die Pfotenhilfe will nun handeln. „Der Rechtsanwalt der Pfotenhilfe wird daher eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einbringen, da hier vorsätzliche Tierquälerei vorliegt“, kündigt Stadler an. Der mögliche Strafrahmen liegt bei bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe.
Auch auf juristische Ausflüchte sind die Tierschützer vorbereitet. „Die bestehende Übergangsfrist für vor dem Verbot begonnene ‚Ausbildungen‘ bis längstens 1.9.2025 sei ausschließlich zum Zweck des Erlangens von Signalkontrolle über das Verhalten weiter zulässig und dürfe kein weiteres – gegen den Menschen gerichtetes – Angriffsverhalten oder Beißtraining fördern“, zitiert Stadler aus der Verordnung.
Für ihn ist klar, dass ein Gesetz allein nicht reicht. „Wir haben – so wie generell bei Tierquälerei, aber auch speziell in der Hundemissbrauchsszene – natürlich damit gerechnet, dass es mit einem Verbot allein noch nicht getan ist, sondern dieses auch kontrolliert werden muss“, sagt er. Die Pfotenhilfe ruft nun die Bevölkerung auf, Hinweise zu geben. Denn nur mit öffentlichem Druck könne diese Form der Tierquälerei endgültig beendet werden.









