Ein Überangebot an (ungesunder) Ernährung und ein Alltag im Sitzen, häufig vor Bildschirmen, gefährden die Gesundheit – auch die der Allerkleinsten. So gelingt ein gesunder Schulalltag.
Mit Beginn des neuen Schuljahres warten viele neue Gesichter, eine Flut an Eindrücken sowie Informationen und – erstmals im jungen Leben – Aufgaben und Pflichten. Der neue Lebensabschnitt verlangt Disziplin (der lateinische Ausdruck „disciplina“ bedeutet übrigens Schule), Stehvermögen und Sitzfleisch, was einem jungen Organismus Höchstleistungen auf allen Ebenen abverlangt. Die Kids müssen allerdings nicht nur jene Herausforderungen meistern, denen sich einst schon ihre Eltern stellen mussten. Die Technisierung des Alltags, die hohe Verfügbarkeit von Smartphones, Computern, Online-Lernprogrammen und Videospielen und die damit steigenden Anforderung die so wichtigen neuen Fähigkeiten zu erlernen, fordern das kindliche Gehirn, die Seele und – durch die vermehrt sitzende Tätigkeit – auch den Körper zusätzlich. Vor allem der Bewegungsapparat (bei Unterbeanspruchung) und die Augen (bei Überbeanspruchung) können Schaden nehmen.
Die größten Risiken für Kids
Der hauptsächlich sitzend verbrachte Alltag ist laut WHO eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Kinder, egal welchen sozioökonomischen Hintergrunds, rund 5,4 Stunden täglich an Schultagen und 7,5 Stunden an schulfreien Tagen mit sitzendem Freizeitverhalten verbringen. Hinzu kommen vier bis sechs Stunden täglich auf der Schulbank, beim Autofahren, Essen und bei den Hausaufgaben. Unser Nachwuchs sitzt also einen Großteil der Woche bis zu 11,4 Stunden täglich auf seinen vier Buchstaben. Weniger als ein Fünftel (17,4 Prozent) erfüllt die WHO-Bewegungsempfehlung von täglicher körperlicher Aktivität im Ausmaß von mindestens 60 Minuten. (Quelle: BSO). Mit eingerechnet in diese 60 Minuten wird übrigens der Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Wird der aktivste Lebensabschnitt in Bewegungslosigkeit verbracht, schadet das der Entwicklung und dem Wachstum enorm, da nahezu alle biologischen Systeme davon abhängig sind, in der angemessenen Weise beansprucht zu werden. Ein sich addierender Risikofaktor ist die moderne, industriell verarbeitete Ernährung. Diese zeichnet sich durch Nährstoffarmut, den Einsatz künstlicher Zusatzstoffe und einen hohen Anteil zumeist versteckter Zucker aus. Das Kind wird überernährt und unterversorgt, was in Kombination mit Bewegungsmangel zu Adipositas führen kann. „Übergewicht im Kindesalter“, so warnt Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm (MedUni Wien), Präsident des Ö. Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE), „kann lebenslange gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.“ 40 Prozent der Kinder an Wiens Schulen sind laut seiner Studien bereits betroffen.
Stellschraube Ernährung
Die Ernährung ist ein Schlüsselfaktor beim Erwerb von körperlicher sowie auch mentaler Stärke und beim Aufbau eines guten Immunsystems. Ein spielerischer Zugang zu guter Ernährung ist das neuartige „Du darfst“-Prinzip der Harvard Medical School. Die allen bekannte Ernährungspyramide weicht dem „gesunden Teller“, an dem sich auch die brandneuen Empfehlungen der Österreichischen Ernährungsgesellschaft orientieren. Auf dem bunten Diagramm wird illustriert, welche besonders empfehlenswerten Nahrungsmittel auf den Tisch sollten und in welchem Verhältnis zueinander Gemüse, Obst, Getreideprodukte aus Vollkorn sowie gesunde Proteine – am besten pflanzliche wie Kichererbsen – stehen sollten. Das Konzept kommt ohne Verbote aus. Denn Verbote, so weiß man mittlerweile, bewegen weder Klein noch Groß zu einer Ernährungsumstellung. Weiters gilt: „Schlechte Lebensmittel“, so Prof. Widhalm, „gibt es nicht. Es kommt auf die Gesamternährung an!“
Tipp für eine gesunde Jause
- Vollkornbrot, dünn bestrichen mit Butter, Margarine oder einem Brotaufstrich aus Linsen, Bohnen oder Frischkäse, ggf. belegt mit Schinken, Hart- oder Schnittkäse
- Gemüse und Obst mundgerecht geschnitten, bunt sowie saisonal
- Fettarme Milchprodukte wie Jogurt, Topfen oder Milchdrinks. Sie versorgen den Körper zusätzlich mit Kalzium und Eiweiß
- Nüsse, Kürbiskerne und Trockenobst sind beliebte Energielieferanten zum Knabbern. Nüsse liefern zudem die wichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Eine Handvoll Nüsse am Tag reicht für Kinder aus.
- Getränke: Je nach Alter benötigen Kids einen bis eineinhalb Liter Flüssigkeit täglich, bei Hitze und Sport mehr. Am besten geeignet sind Wasser und Mineralwasser, für etwas Abwechslung sind Zitronenscheiben und Kräuter geeignet. Für Geschmack und Gusto sorgen Früchte- und Kräutertees, verdünnte Fruchtsäfte (am besten im Verhältnis 1:3) oder ab und an eine kalorienarme Limonade.
Stellschraube Bewegung
Regelmäßige Aktivität stellt die zweite wichtige Säule für lebenslange Gesundheit dar. Sie unterstützt im Kampf gegen Kilos, ist wertvoller Verbündeter beim Aufbau des Immunsystems, des Bewegungsapparats (sorgt für starke Muskeln, Knochen, Sehnen und Gelenke) und beim Erwerb geistiger Fähigkeiten. Nach Erkenntnissen von Neurowissenschafterin Dr. Manuela Macedonia (Autorin von „Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke“; Brandstätter Verlag) regt moderater Ausdauersport wie z. B. Rad fahren die Produktion von Immunzellen und Gehirnzellen an.
Stellschraube Digital Detox
Apropos: Wer mehr sportelt, verbringt automatisch weniger Zeit vor PC, TV & Co. und hilft so dabei, den Rücken und die oft sehr strapazierten Augen gesund zu halten (s. Tipps re.)! Bildschirmfreie Zeiten sorgen zudem für mehr Mußezeit und Gesprächsmomente, was die Kreativität und laut australischer Studie auch die Entwicklung unterstützt.Gehen gesunde Ernährung und eine aktive Freizeit Hand in Hand, kann eine nachhaltig solide Basis für ein aktives und erfülltes Leben geschaffen werden. Viele weitere konkrete Empfehlungen der Experten zur Gesunderhaltung Ihres Kindes finden Sie in den Info-Kästen.