Wie entlarvt man einen Lügner? Laut dem ehemaligen FBI-Agenten Joe Navarro braucht es dafür keine stundenlangen Verhöre – oft reichen wenige Sekunden. Im Podcast „Diary of a CEO“ gibt der Verhaltensanalyst Einblicke in sein Wissen aus 25 Jahren beim FBI. Seine Erkenntnis: Der Körper lügt nie.
Joe Navarro arbeitete jahrzehntelang als Spionageabwehr-Spezialist und trainierte unter anderem FBI-Kollegen darin, menschliches Verhalten zu entschlüsseln. Was ihn besonders interessiert: nonverbale Kommunikation – also das, was der Körper ohne Worte ausdrückt. „Schon ein einziger Blick auf bestimmte Körpersignale kann mehr verraten als eine ganze Rede“, so Navarro.
Wie erkennt man, dass jemand lügt?
Ein entscheidender Hinweis liegt am Hals. Genauer gesagt an der sogenannten Drosselgrube: einer kleinen Vertiefung zwischen den Schlüsselbeinen, direkt unterhalb des Kehlkopfes. Dieser Bereich, medizinisch als Incisura jugularis bezeichnet, ist besonders empfindlich. Denn genau hier verlaufen lebenswichtige Strukturen wie Luft- und Speiseröhre – ein evolutionär extrem schutzbedürftiger Punkt unseres Körpers.
Laut Joe Navarro ist genau diese Stelle ein „Geheimcode“ des Körpers, wenn es um Lügen oder Unsicherheit geht. In Momenten von Stress, Angst oder innerer Anspannung neigen Menschen unbewusst dazu, diesen sensiblen Bereich zu berühren oder zu verdecken – ein uralter Schutzreflex.
Das äußert sich in verschiedenen, oft unbemerkten Gesten: Männer greifen sich an den Hemdkragen, lockern ihn oder ziehen ihn leicht nach vorne, um vermeintlich „Luft zu machen“. Frauen fassen sich häufig an ihre Halskette, spielen nervös damit oder reiben sich über die Haut. Auch das Reiben des Nackens oder seitlichen Halses kann ein stilles Signal für Unwohlsein sein. „Das sind deutliche Zeichen von innerer Unsicherheit“, erklärt Navarro.
Besonders kritisch wird es in Verhandlungssituationen. Wer sich in solchen Momenten an den Hals fasst, sendet – ohne ein einziges Wort – eine klare Botschaft: Schwäche. „Das Schlimmste, was man in einer Verhandlung tun kann, ist, seinen Hals zu berühren“, so Navarro. „Denn wer wirklich selbstsicher ist, hat dazu keinen Grund.“
Allerdings warnt der ehemalige FBI-Agent davor, Körpersprache isoliert zu bewerten. Entscheidend sei das Gesamtbild – sogenannte Cluster aus mehreren nonverbalen Hinweisen, die gemeinsam gedeutet werden müssen. Doch gerade das Verhalten rund um den Hals sei ein besonders verlässlicher Indikator – vor allem, wenn es den gesprochenen Worten widerspricht.
Sein Tipp: Achten Sie auf das, was nicht gesagt wird. Körpersprache ist universell, instinktiv und oft ehrlicher als jede Aussage. Wer sie lesen kann, hat im Alltag, in Gesprächen – und besonders in kritischen Momenten – einen entscheidenden Vorteil.