Bildung mit bitterem Beigeschmack: Über 100 Menschen sollen tausende Euro an das AMS zurückzahlen – jetzt ermittelt die Polizei gegen ein Wiener Institut.
Ein Wiener Weiterbildungsinstitut steht im Mittelpunkt eines Betrugsskandals: Mehr als 100 Personen haben Kurse im Rahmen ihrer Bildungskarenz dort belegt – nun verlangt das AMS teilweise Rückzahlungen von bis zu 30.000 Euro pro Fall. Das Problem: Die Kurse erfüllten offenbar nicht die gesetzlichen Vorgaben, denn sie fanden ausschließlich im Selbststudium zu Hause statt. Gesetzlich vorgeschrieben sind jedoch mindestens 25 Prozent in Form von Präsenz- oder Onlineunterricht.
Über 100 Einvernahmen – Ermittlungen laufen
Laut Polizei laufen derzeit umfangreiche Ermittlungen wegen des Verdachts auf schweren Betrug. Die betroffenen Personen, vor allem Frauen in Bildungskarenz, wurden bereits vernommen – allein in Niederösterreich rund 70. Der Fall kam ins Rollen, nachdem das AMS eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht hatte. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft, ob Anklage gegen das Institut erhoben wird.
Gerichtsurteile größtenteils gegen Betroffene
Viele der Geschädigten zogen gegen die Rückforderungen vor Gericht – mit wenig Erfolg: In acht von zehn Fällen wurde das AMS vom Gericht bestätigt. Die Betroffenen fühlen sich dennoch im Stich gelassen: „Wenn das Institut betrogen haben soll, warum müssen wir dann das Geld zurückzahlen?“, sagt eine Betroffene gegenüber noe.orf.at. Das Vertrauen in das System ist schwer erschüttert – und der Streit um die Bildungskarenz längst noch nicht beendet.