VKI warnt vor gesundheitsschädlichen Chemikalien in Unterwäsche. Mehr als jede zweite Damenunterhose zeigt kritische Werte, bei 7 von 71 Produkten wird vom Kauf abgeraten.
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat in einer umfangreichen Untersuchung alarmierende Ergebnisse präsentiert: Von 71 getesteten Unterwäscheprodukten waren 26 mit Bisphenolen belastet. Besonders kritisch sind sieben Produkte, bei denen die gemessenen Werte so hoch waren, dass der VKI vom Kauf wegen möglicher gesundheitlicher Risiken entschieden abrät. Mikrofaser-Textilien waren dabei am stärksten betroffen.
Was sind Bisphenole und warum sind sie gefährlich?
Bisphenole sind Chemikalien, die vor allem bei der Herstellung von Kunststoffen verwendet werden. Zudem dienen sie zur Farbfixierung von Textilien. Studien haben gezeigt, dass Bisphenole das Hormonsystem stören, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und Hautallergien auslösen können. Auch schwerwiegendere Gesundheitsprobleme wie Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden mit Bisphenolen in Verbindung gebracht.
Ein großes Problem ist, dass sich diese Chemikalien im Körper und in der Umwelt anreichern. Zwar gibt es derzeit Regulierungen für Bisphenol A (BPA) in bestimmten Produkten wie Spielzeug, Thermopapier und Lebensmittelkontaktmaterialien, jedoch nicht für Kleidung. Labortests haben gezeigt, dass BPA aus Textilien in den Schweiß übergehen und über die Haut in den Körper gelangen kann.
Mikrofaserprodukte besonders betroffen
Die Untersuchung zeigte, dass nur 47 Prozent der in Österreich erhältlichen Damenunterhosen frei von oder nur gering mit Bisphenolen belastet waren. Das liegt vor allem daran, dass viele Damenunterwäscheprodukte aus synthetischen Fasern bestehen, was das Risiko einer Bisphenolbelastung erhöht. Bei Mädchenunterwäsche waren hingegen 77 Prozent, bei Buben- und Männerunterwäsche 81 Prozent entweder frei von oder nur gering belastet.
Waschen als Lösung? Nur bedingt wirksam
Von den 16 am stärksten belasteten Produkten wurden einige zusätzlich einem Waschtest unterzogen. Das Ergebnis: Das Waschen reduziert die Chemikalienbelastung nicht zuverlässig. Während bei einigen Produkten eine Verringerung von bis zu 99 Prozent erreicht wurde, zeigte sich bei anderen keine messbare Verbesserung. Trotz einer Reduktion blieb der Gehalt oft so hoch, dass die Produkte weiterhin als belastet eingestuft wurden.
Marken und Preis sind keine Indikatoren für Schadstofffreiheit
Der Test zeigte keinen Zusammenhang zwischen dem Preis oder der Marke der Unterwäsche und der Menge an enthaltenen Bisphenolen. „Unsere Untersuchungen haben klar belegt, dass vor allem synthetische Stoffe stark belastet sind. Je höher der Anteil an Kunstfasern, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Belastung mit Bisphenolen“, erklärte Birgit Schiller, VKI-Projektleiterin.
Empfehlung: Baumwollprodukte bevorzugen
Als Maßnahme gegen die Belastung mit schädlichen Chemikalien empfiehlt der VKI, auf Unterwäsche aus Baumwolle zurückzugreifen. Baumwolle gilt als die sicherste Option, um das gesundheitliche Risiko durch Bisphenole zu minimieren. Besonders Textilien, die direkt auf der Haut getragen werden, sollten aus natürlichen Fasern bestehen.