Bohren & Co. muss nicht mehr schmerzen. Zahnärztin Kristina Worseg hat sich auf Zahnarztphobiker spezialisiert und verrät, wie der Zahnarztbesuch zum Wellnesstrip wird.
Das Mark und Bein erschütternde Kreischen der Zahnarzt-Geräte, das Gefühl, ausgeliefert zu sein, traumatische Kindheitserinnerungen, das Eindringen in die sensible Intimsphäre Mund und im schlimmsten Fall der Bohrer. Die Menschen scheuen die Zahnarztpraxis. Laut einer Gallup-Umfrage haben circa 30 Prozent der österreichischen Bevölkerung sogar Angst vorm Zahnarzt. Angstpatient:innen schieben trotz Symptomen einen Arztbesuch so lange auf, bis der Gang unvermeidlich und der Schaden dann zumeist schon groß ist.
Spezialisiert auf Zahnarztphobie
Immer mehr Zahnärzt:innen üben sich deshalb in Imagekorrektur. Besonders einfühlsame Kontrolluntersuchungen bei Klein und Groß, sanfte Präventionsbehandlungen, Wohnzimmeratmosphäre und das Angebot, Schmerz erst gar nicht entstehen zu lassen, sollen Ängste vermeiden bzw. Angstpatient:innen einen frühen und stressfreien Besuch bei Zahnmediziner:innen ermöglichen.
Schmerzfrei zu schönen Zähnen
Optionen Schmerz erst gar nicht entstehen zu lassen gibt es mittlerweile viele. Zuerst wird die zu behandelnde Stelle im Mund mittels Spray vereist, dann folgt – völlig schmerzarm – die Betäubungsspritze, die eine schmerzfreie Zahnbehandlung ermöglicht. Bestehen trotz örtlicher Betäubung Ängste und Bedenken oder hat der Patient/die Patientin einen starken Würgereiz, so kann die Zahnbehandlung auch unter Sedierung bzw. Intubationsnarkose erfolgen. Gesund&fit begleitete Zahnärztin Dr. Kristina Worseg bei einer Zahnbehandlung unter Anästhesie.
Nie wieder Schmerzen
Am Anfang steht die Diagnose. Stellt sich bei der Besprechung heraus, dass die Patientin/der Patient große Befürchtungen vor dem Eingriff hegt, kann eine Behandlung unter Anästhesie geplant werden. „Behandlungen wie Füllung, Kronen, Wurzelbehandlungen, Zahnentfernungen, Implantate, Knochenaufbauten sowie auch Scans können unter Anästhesie gemacht werden“, so Dr. Worseg. Voraussetzung ist, dass die Patient:innen über 20 Kilogramm wiegen und gesund sind. Eine Anästhesie ist also auch für ganz junge Patient:innen, sprich Kinder, geeignet.
Gut zu wissen: Bei manche Patient:innen, z. B. Menschen mit Vorerkrankungen, kann eine internistische Freigabe erforderlich werden. „Nach dem zahnärztlichen Gespräch“, so Dr. Worseg, „folgt ein Narkosegespräch mit dem Anästhesisten bzw. der Anästhesistin. Dabei wird der allgemeine Gesundheitszustand abgeklärt und über die Risiken sowie die Vorbereitung aufgeklärt.“
Narkose versus Dämmerschlaf
Die meisten auf Angstpatient:innen spezialisierten Zahnarztpraxen, wie auch jene von Dr. Worseg, bieten zwei Arten der Anästhesie an: die Voll- oder auch Intubationsnarkose sowie den Dämmerschlaf. Bei beiden Formen werden Patient:innen über den gesamten Eingriff von einem erfahrenen Anästhesieteam betreut. Welche Anästhesie zum Einsatz kommt, hängt von der Art sowie der Dauer der Behandlung ab.
Der Dämmerschlaf ist für kleine, schelle Eingriffe, wie Zähneziehen und kleine Füllungen geeignet. Ein Mix aus Beruhigungs- und Schmerzmittel, der von der Anästhesistin/dem Anästhesisten über die Vene verabreicht wird, lässt in einen leichten Schlaf sinken, bei dem Patient:innen teilweise ansprechbar bleiben und eigenständig atmen. Der Patient kann auf einfache Aufforderungen der Ärztin reagieren, wie z. B. den Mund zu öffnen oder sich anders positionieren. Die Erinnerung an den Eingriff ist aber in der Regel nicht vorhanden – das nennt man eine teilweise Amnesie.
Eine Vollnarkose wird bei umfangreicheren Eingriffen eingesetzt, wie Implantate, Knochenaufbauten, umfassende Füllungstherapien, Wurzelbehandlungen sowie Beschliffe für Kronen und Brücken. Spezielle Narkosemittel werden intravenös verabreicht. „Die Patientin, der Patient wird in unserer Praxis über die Nase intubiert und unter ständiger Überwachung durch Spezialisten künstlich beatmet“, erklärt die Zahnmedizinerin. So kann Dr. Worseg besonders effizient – völlig ohne Störfaktoren – behandeln. „Es arbeiten“, erklärt die Ärztin, „zwei Teams. Bei uns ist man ständig von einem Narkose-Team, bestehend aus Anästhesist/in und Krankenschwester überwacht.
Am anderen Ende ist mein Team. Zwei Assistentinnen und ich sehen zu, dass wir so rasch wie möglich arbeiten, um die Narkosezeit kurz zu halten. Ein eingespieltes Team ermöglicht ein punktgenaues Timing – so, dass Patient:innen oft schon fünf Minuten nach der Behandlung wieder wach sind. Eine Stunde nach dem Aufwachen kann die Ordination mit einer Begleitung – das ist Pflicht – bereits verlassen werden.“ Und das ganz ohne Erinnerung an das Mark und Bein erschütternde Kreischen so mancher Zahnarzt-Geräte.