Was geschieht im Gehirn während des Geschlechtsverkehrs? Wissenschafter haben diese Frage bei männlichen Mäusen untersucht und dabei herausgefunden, dass zwei chemische Substanzen – Acetylcholin und Dopamin – eine entscheidende Rolle im Sexualverhalten spielen.
Wenn Männchen auf paarungsbereite Weibchen treffen, beginnen sie, die Weibchen zu umwerben, indem sie sie beschnüffeln oder sogar „singen“. Der gesamte Prozess, vom Werben bis zur Ejakulation, wird durch verschiedene Gehirnregionen gesteuert.
In einer aktuellen Studie, die im Fachmagazin „Neuron“ veröffentlicht wurde, haben Forscher um Qinghua Liu vom chinesischen Nationalinstitut für Biologie in Peking das Gehirn männlicher Mäuse genauer untersucht. Mithilfe fluoreszierender Moleküle konnten sie die Neurotransmitter im Nucleus accumbens sichtbar machen, einem Bereich des Vorderhirns, der für Belohnungen und Glücksgefühle zuständig ist.
Stoßbewegungen
Während des Geschlechtsakts wurden vor allem Acetylcholin und Dopamin in einem bestimmten Rhythmus ausgeschüttet. Zuerst wurde Acetylcholin freigesetzt, gefolgt von einem Anstieg des Dopaminspiegels etwa sechs Sekunden später. Diese Neurotransmitter werden abwechselnd während der Stoßbewegungen ausgeschüttet, wobei der Dopaminspiegel beim Höhepunkt noch einmal deutlich ansteigt.
Die Forscher betonen, dass dieses Zusammenspiel der chemischen Botenstoffe für den reibungslosen Ablauf des sexuellen Aktes entscheidend ist. Durch Manipulation der Rezeptoren im Gehirn konnten sie das Verhalten der Mäuse beeinflussen, was zu einer Störung des Paarungsverhaltens führte.
Obwohl es große Unterschiede im Sexualverhalten von Mäusen und Menschen gibt, zeigen sich auch Parallelen im Gehirn und bei den Botenstoffen. Diese Erkenntnisse könnten neue Ansätze zur Behandlung sexueller Störungen beim Menschen, insbesondere beim vorzeitigen Samenerguss, der bis zu 30 Prozent aller Männer betrifft, bieten.