Bereits in der 2. Qualifikationsrunde zur Conference League war der finnische Fußball-Cupsieger Ilves Tampere eine Nummer zu groß, nach dem dramatischen 4:5 im Elfmeterschießen herrschte bei den “Veilchen” am Mittwochabend vor allem Frust. “Es fühlt sich einfach brutal bitter an”, sagte Kapitän Manfred Fischer niedergeschlagen, nachdem die Violetten den Aufstieg mehrmals aus der Hand gegeben hatten.
Denn dreimal lag die Austria gegen den finnischen Tabellenvierten auf Aufstiegskurs, dreimal versagte die violette Defensivabteilung. Erst hatten Maurice Malone (22.) und Andreas Gruber (27.) das 1:2 aus dem Hinspiel plangemäß gedreht, nach dem direkten Anschlusstreffer krönte Abubakr Barry (68.) eine starke Leistung mit dem vermeintlichen Tor zur 3. Qualirunde. Doch kurz vor dem Ablauf der regulären Spielzeit rettete sich das Team aus Finnland, in der UEFA-Fünfjahreswertung auf Platz 37, in die Verlängerung. Auch in dieser hatte Ilves auf den Treffer von Nik Prelec (97.) eine Antwort, wieder sahen die 8.555 Zuschauer in Wien-Favoriten eklatante Defizite in der Austria-Verteidigung.
“Extrem enttäuschend”
Während die Tampere-Spieler mit einer kleinen Schar an mitgereisten Anhängern über den unverhofften Aufstieg in die nächste Runde jubelten, standen die Austria-Profis kurz vor Mitternacht schwer geschlagen vor der eigenen Fankurve. Dem finanziell angeschlagenen Verein entgingen durch das frühe Ausscheiden zudem Einnahmen in sechsstelliger Höhe, für das Gruppenphasen-Startgeld von 3,17 Mio. Euro wären noch zwei Hürden zu nehmen gewesen.
Neo-Trainer Stephan Helm steht vor dem Bundesliga-Auftakt am Sonntag bei Blau-Weiß Linz damit noch mehr unter Druck. Das Happy End beim Heimdebüt blieb dem 41-jährigen Burgenländer durch einen vergebenen Versuch von Stammschütze Dominik Fitz im Elfmeter-Showdown verwehrt. “Wir waren dreimal kurz davor. Es ist extrem enttäuschend, dass uns das nicht gelungen ist”, sagte Helm. Zuvor hatte seine Elf bereits Glück, dass die Tore zum 1:0 (Ball zuvor womöglich im Toraus) und 3:1 (mögliches Foul) nicht aberkannt worden waren und ein Ilves-Abseitstor zurückgepfiffen wurde.
Wenig später musste Helm viele Fragen zu seiner Defensive beantworten. “Es ist ärgerlich und wir sind sicher noch nicht an dem Punkt, an dem wir schon gerne wären”, sagte er. Auch die Kritik sei definitiv berechtigt. “Wir müssen mehr Stabilität reinbringen”, wusste er. Seine Mannschaft sei zeitweise viel zu passiv geworden und habe es nicht geschafft, Zugriff zu bekommen.
Fitness-Defizite
Gegen die Finnen sei auch die Fitness ein Faktor gewesen. “Mit Fortdauer des Spiels war es ein Konditionsthema. Man hat gemerkt, dass wir müde wurden. Ilves hatte die letzten Tage frei und keinen Ligabetrieb. Die Doppelbelastung hat sicher eine kleine Rolle gespielt”, beklagte Helm. An der Qualität oder Mentalität – die violette Startelf hatte ein Durchschnittsalter von 28 Jahren – mangle es nicht. “Wir haben sehr viel Potenzial in der Mannschaft”, betonte der Austria-Trainer. Aber: “Es wartet noch viel Arbeit auf uns.”
Fischer hatte kurz nach Schlusspfiff jedenfalls keine Erklärung für die defensiven Aussetzer. “Auf internationaler Ebene sieht man, dass du für jede Kleinigkeit bestraft wirst”, sagte er. “Es sind immer Watschen”, ergänzte Gruber. Im Vorjahr gegen Legia Warschau, als es in der dritten ECL-Qualirunde mit einem 3:5 vor heimischer Kulisse ein ähnlich dramatisches Europacup-Ende gegeben hatte, sei es ähnlich gewesen.
Eine Negativserie wie im Vorjahr, als nach dem Ausscheiden sechs Ligaspiele ohne Sieg folgten, soll es heuer freilich nicht geben. “Jetzt schauen wir, dass wir aus diesen Sachen gelernt haben”, betonte Gruber. Fischer versicherte, dass das Team “sicher nicht” auseinanderbrechen werde. “Wir schauen, dass wir so schnell wie möglich wieder in die Spur finden und gut in die Meisterschaft starten.”