Wie viel Pflege brauchen wir? Ist weniger bei der Körperhygiene manchmal mehr oder benötigt unsere Haut intensive und regelmäßige Aufmerksamkeit, um gesund und vital zu bleiben? Die Hautärztin Dr. Barbara Franz klärt im Interview die wichtigsten Fragen.
Immer öfter lassen Hollywoodstars mit Erzählungen über ihre minimalistische Körperreinigung aufhorchen. Zuletzt Kate Hudson, die in einer Talkshow erklärt hat, sie benutze kein Deo und sei, wie ihr einstiger Filmpartner Matthew McConaughey, „ganz natürlich“ unterwegs. Kollege Brad Pitt soll nur in Ausnahmefällen duschen, genau wie Ashton Kutcher, der sich nach eigener Aussage, nach dem Sport „nur etwas Wasser ins Gesicht spritze“. In Hollywood herrscht offenbar das Credo: Der Körper reinigt sich selbst. Aber stimmt das auch?
Wir haben die Wiener Dermatologin Dr. Barbara Franz gefragt, wie viel Hygiene sein muss.
Stimmt die Annahme, dass sich der Körper selbst reinigt?
Dr. Barbara Franz: Da muss ich tatsächlich widersprechen. Der Körper reinigt sich definitiv nicht selbst. Selbstverständlich schwitzen wir und unser Schweiß ist immer bakterienhaltig und wenn man dann auf eine verschwitzte Haut nochmals schwitzt, dann kommt es zu übler Geruchsbildung, weil die Bakterien sich dadurch sehr gut vermehren können. Dies gilt nicht nur für den Achselbereich, sondern eigentlich für den gesamten Körper, vor allem aber auch für den Intimbereich.
Daher ist es wichtig sich jeden Tag oder spätestens jeden zweiten Tag zu duschen und zwar mit möglichst schonendem Duschgel.
Kann man auch zu oft duschen? Wie viel wäre zu viel?
Dr. Franz: Wenn man die einfache Regel befolgt, nicht zu lange und nicht zu heiß zu duschen, kann man sich tatsächlich auch mehrmals am Tag unter die Dusche stellen. Seife sollte man allerdings immer nur einmal pro Tag beim Duschen verwenden, und da immer nur die Achseln, den Genitalbereich und die Füße mit Seife reinigen. Den Rest des Körpers idealerweise nur mit Wasser waschen.
Wie sieht es nach der Reinigung aus? Sollte man sich eincremen?
Dr. Franz: Eincremen ist sehr wichtig. Vor allem für den hellen empfindlichen Hauttyp, für Kinder mit sehr zarter dünner Haut sowie für ältere Menschen und Allergiker:innen. Denn bei diesen Personengruppen hat die Haut einfach nicht die Möglichkeit genug Feuchtigkeit von selbst zu bilden.
Vor allem zu Allergien und Neurodermitis neigende Personen haben genetisch bedingt eine Fehlzusammensetzung der Lipide zwischen den Zellen. Folglich kann die Haut die körpereigene Feuchtigkeit nicht annähernd speichern. Daher ist das Eincremen ganz wichtig, um die Haut weiterhin zu durchfeuchten. Denn trockene Haut – vor allem, wenn sie sehr trocken ist – wird immer jucken und ekzemanfällig sein!
Gibt es noch etwas zu beachten bezüglich Körperpflege?
Dr. Franz: Auch ein Zuviel an Eincremen ist für den Körper nicht gut. Vor allem im Gesicht zeigt sich das als sogenannte „Überpflegung der Haut“ und als Folge davon, kann sich eine periorale Dermatitis entwickeln. Das sind viele kleine rote eitrige Pünktchen vor allem im Bereich um den Mund. (Anmerk.: Periorale Dermatitis ist eine entzündliche Hauterkrankung, die sich vor allem durch rote, schuppige und juckende Ausschläge um den Mund herum bemerkbar macht. Es wird vermutet, dass eine übermäßige Anwendung von Hautpflegeprodukten der Auslöser sein könnte. Diese können die natürliche Schutzbarriere der Haut stören und zu einer Entzündung führen.)
Die „No Poo“-Bewegung (kurz für No Shampoo) propagiert das Haarewaschen ohne Shampoo. Menschen, die dieser Bewegung folgen, glauben, dass die in herkömmlichen Shampoos enthaltenen Chemikalien das natürliche Gleichgewicht von Haar und Kopfhaut stören. Was halten Sie von der No-Poo-Bewegung? Funktioniert Haarewaschen ohne Shampoo?
Dr. Franz: Da die Kopfhaut eine der talgdrüsenreichsten Regionen des menschlichen Körpers ist, hat es wenig Sinn, die Haare nur mit Wasser zu waschen. Denn wenn nur Wasser zum Haarewaschen verwendet wird, kann der Talg nicht vollständig abgewaschen werden – daher würden die Haare nach dem Waschen mit reinem Wasser fettig sein!
Zum Thema Deodorant: Ist das Aluminium im Deo gefährlich bzw. krebserregend?Dr. Franz: Aluminium ist nachgewiesenermaßen krebserregend und fördert auch Demenz (Alzheimer). Da sich Aluminium, einmal im Körper angereichert, nicht mehr aus dem Körper entfernt und dadurch zeitlebens im Körper kumuliert, würde ich auf jeden Fall von aluminiumhaltigen Cremes oder Deos Abstand nehmen.