Vermutlich von Islamisten im Niger entführt wurde die aus Wien stammende Entwicklungshelferin Eva G. Laut einer Insider-Quelle ist eine groß angelegte Suchaktion im Gange, um die 73-jährige Frau zu finden bzw. zu befreien.
Niger. Wie berichtet, hat das Außenministerium am Sonntag die Entführung einer Österreicherin in der Tuareg-Stadt Agadez im Norden Nigers bestätigt. Eva G. war am Samstagabend von unbekannten bewaffneten Männern gekidnappt worden. Bisher hat sich keine Gruppierung dazu bekannt, die engagierte Wienerin verschleppt zu haben.
„In Agadez kennt sie jeder, sie ist wie unsere Schwester“, sagt ein Bewohner der Stadt gegenüber dem französischsprachigen Radio-Netzwerk RFI. Eva G. lebt nach Angaben ihrer Angehörigen seit 28 Jahren in Agadez. Die stark mit der Stadt und der Bevölkerung verbundene Entwicklungshelferin ist bekannt für ihre Projekte zur Frauen- und Bildungsförderung. Die kolportierten Ereignisse Samstagabend um 19.30 Uhr, als unbekannte bewaffnete Männer in ihr Haus eindrangen, ihren Leibwächter überwältigten, sie mitnahmen und mit einem Toyota Land Cruiser V6 wegbrachten, lösten vor Ort eine Welle der Empörung und Anteilnahme aus.
Laut einer Insider-Quelle von RFI sei eine Suchaktion im Gange. Nigers Verteidigungs- und Sicherheitskräfte wurden mobilisiert, unterstützt von der Nigerischen Volksunion für Wachsamkeit und Patriotismus (UNVP), die nach dem Putsch im Juli 2023 gegründet wurde. Andere Quellen gehen davon aus, dass G., der bereits 2021 mit der Entführung gedroht worden sei, von islamistischen Banden verschleppt wurde.
Air Info Agadez zufolge berief der Gouverneur der Region für Montag eine außerordentliche Sitzung des Regionalen Sicherheitsrats (CRS) ein. Nach dessen wurden nach der Entführung sofort verschärfte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, Verteidigungs- und Sicherheitskräfte seien voll mobilisiert, um Frau G. zu finden. Der Gouverneur forderte die Bevölkerung außerdem auf, „ihre Wachsamkeit zu erhöhen“ und jedes verdächtige Verhalten zu melden.
Familie beschreibt Täter – Angreifer verletzt
Den Hergang der Entführung beschrieb indes ein Familienmitglied, das nicht namentlich genannt werden will, gegenüber der APA als “dilettantisch”, er deute nicht darauf hin, dass “Super-Salafisten eingefallen sind”.
Informationen zufolge waren es fünf großgewachsene, circa 30 Jahre alte Männer, – die Turbane trugen – und die sich Zutritt zum Haus seiner 73-jährigen Mutter in Agadez verschafften. Dort sei es zu einer Rangelei mit dem Wachmann des Hauses gekommen. Dabei löste sich ein Schuss aus einer Pistole, die die Entführer bei sich hatten. Der Schuss habe angeblich einen Kidnapper am Bein verletzt. Die Wienerin wurde dann ohne größere Gewaltanwendung in ein Auto gezwungen und weggebracht.
Für Niger herrscht übrigens vom Außenamt bereits seit Jänner 2018 eine Reisewarnung der höchsten Sicherheitsstufe 6. Seitdem werden “Österreicher:innen aufgefordert, Niger zu verlassen. Die Sicherheitssituation für Ausländer ist zurzeit äußerst kritisch. Anschläge und Entführungen können, auch in der Hauptstadt Niamey, jederzeit vorkommen.”