Wenn es das Wahlbündnis der Linken mit den Kommunisten in den Wiener Gemeinderat schafft, müsste auch die SPÖ eine Dreierkoalition zusammenbringen.
Die Neuwahl in Wien könnte jetzt doch spannend werden – denn die Regierungsparteien SPÖ und NEOS rutschen in der brandaktuellen Lazarsfeld-Umfrage für oe24 (836 Befragte vom 27.3. bis 31.3.2025) unter die 51-Mandats-Marke. Und nicht nur das. Schaffen es die Kommunisten in das Stadtparlament, droht SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig eine ähnlich schwierige Regierungsbildung wie im Bund.
SPÖ bleibt klare Nr. 1
Wäre am Sonntag Gemeinderatswahl, läge die SPÖ weiter unangefochten an der Spitze, aber: Sie müsste Verluste hinnehmen. Die Lazarsfeld Gesellschaft berechnet für die Stadt-Roten 38 %, also ein Minus zur letzten Wahl 2020 von 3,62 Prozentpunkten. Kein Erdrutsch, aber möglicherweise hätte das große Folgen.
Rot-Pink verlöre Mehrheit
Zwar könnten die NEOS in Wien auf ein Plus hoffen, Lazarsfeld hätte sie bei 9 %, also 1,6 Punkte besser als noch vor 5 Jahren. Doch würde das nicht ausreichen, um den SPÖ-Verlust zu kompensieren. Und so brächten die Koalitionsparteien zusammen nur noch 50 Mandate auf die Waage des Gemeinderates – für eine Mehrheit sind aber 51 nötig. Derzeit haben SPÖ und NEOS noch 52 Mandate.
Für die ÖVP, die 2020 mit Gernot Blümel etwas mehr als 20 % einfuhr, geht es hingegen bergab: Lazarsfeld hat die Türkis-Schwarzen bei nur 10 %, damit wäre die Hälfte der Stimmen von 2020 perdu. Allerdings macht sich ÖVP-Chef Karl Mahrer Hoffnung, die Pinken als Koalitionspartner der SPÖ abzulösen. Und mit zusammen 52 Mandaten hätten SPÖ und ÖVP eine knappe Mehrheit. Das gälte aber auch für die Grünen: Sie rutschen zwar auf 12 % ab (-2,8 %), könnten aber mit der SPÖ eine einigermaßen stabile Regierung bilden – wären da nicht große inhaltliche Hürden wie etwa der Lobautunnel.
Nur könnte Ludwig nicht nur gezwungen werden, seinen Koalitionspartner auszutauschen: Denn all diese Koalitionsspiele wären Makulatur, wenn die KPÖ-Links in den Gemeinderat käme. Derzeit halten sie bei 4 %, für den Einzug bräuchten sie aber 5 %. Gelingt das, müsste Ludwig wie im Bund auf eine Ampel setzen, etwa aus SPÖ, ÖVP und NEOS. Denn als einzige Zweierkoalition ginge sich nur Rot-Blau aus, was politisch aber unmöglich wäre.
FPÖ kann sich mehr als verdreifachen
Auf der anderen Seite kann sich FPÖ-Chef Dominik Nepp bereits jetzt als Sieger fühlen: Vor fünf Jahren waren seine Blauen im Zuge von Ibiza von rund 30 auf 7 % abgestürzt, jetzt holen sie wieder auf: 24 % sind zwar unter ihrem Allzeithoch von 2015 – aber im Vergleich zu 2020 doch mehr als eine Verdreifachung.
Ludwig ist das beste Zugpferd
Doch welche Spitzenkandidaten haben die stärkste Zugkraft? Nr. 1 ist natürlich Bürgermeister Michael Ludwig. Den SPÖ-Chef würden überzeugende 40 % direkt in den Bürgermeister-Sessel wählen, er legt damit im Vergleich zur letzten Umfrage 6 Punkte zu und ist damit besser als seine Partei. Nr. 2 bleibt FPÖ-Chef Dominik Nepp, er kommt auf 22 % (-2) und hinkt aber damit dem Parteiwert hinterher. Die Nachfolgerin von NEOS-Chef Christoph Wiederkehr, Bettina Emmerling, kommt da nur auf 2 %. Ebenfalls alles andere als berühmt sind die Werte von ÖVP-Chef Karl Mahrer und Grünen-Spitzenkandidat Judith Pühringer: Mit 6 bzw. 5 % bleiben sie weit unter dem Potenzial ihrer Parteien.