Kiew/USA. Donald Trumps Sieg bei der US-Wahl wird den Kriegsverlauf und damit das politische Schicksal von Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj entscheidend beeinflussen.
Setzt Trump das um, was er angekündigt hat, fällt 2025 die Hälfte der US-Unterstützung für die Ukraine weg. Kiew würde in diesem Fall nicht länger als drei Monate den russischen Angriffen widerstehen. Präsident Selenskyj müsste umgehend “Friedengesprächen” zustimmen, oder zurücktreten (siehe unten).
Einfrieren. Trump hatte wiederholt erklärt, dass er innerhalb eines Tages ein Friedensabkommen zustande bringen würde. Trumps Blick auf Putin ist offenkundig nach seiner Wiederwahl kritischer geworden. Bei möglichen Verhandlungen mit Moskau werden neben Keith Kellogg, US-Unterhändler für Ukraine und Russland, auch Michel Waltz, Trumps Nationaler Sicherheitsberater, eine zentrale Rolle bekommen. Beide stehen nicht im Verdacht, Putin-Fans zu sein. Sie schlagen vor:
- Einfrieren des Konflikts an der aktuellen Frontlinie
- Einrichtung einer demilitarisierten Zone unter Überwachung durch EU-Truppen.
- Verzicht Kiews auf den Nato-Beitritt n Teilaufhebung der Sanktionen gegen Russland, aber Steuer auf russische Energieimporte, um den Wiederaufbau zu finanzieren.
Umdenken. Insgesamt hat Moskau bisher rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes erobert. Selenskyj hat ein Abtreten dieser Gebiete immer abgelehnt, auch die Halbinsel Krim müsse weiter zur Ukraine gehören, so er. Insgesamt ist die Frontlinie 1200 Kilometer lang.
Einlenken. Jetzt hat er zumindest eine zeitweilige russische Kontrolle ukrainischer Gebiete in den Bereich des Möglichen gestellt: “Wir müssen es mit ihm [Putin] beenden. Ich glaube, es ist sehr wichtig für unsere Bevölkerung und für unser Land”, sagte er.
Kein Zocken. Entscheidend für einen Verhandlungserfolg ist aber der politische Wille in Kiew und Moskau. Beide Seiten müssen auf ihre Maximalforderungen verzichten, Kompromisse eingehen.
Trump glaubt, dass die amerikanische Drohung, weitere US-Hilfen zu versagen, Kiew an den Verhandlungstisch bringen könnte.
Gleichzeitig will Trump Putin signalisieren, dass er an den an Verhandlungstisch kommen muss: “Sonst geben wir den Ukrainern alles, was sie brauchen, um Dir auf dem Schlachtfeld zu widerstehen”.
Das Jahr wird zeigen, ob es zu einem Einfrieren dieses Krieges kommen wird. Möglich ist aber auch eine 180-Grad-Wende Trumps. Dann würde der Krieg weiter eskalieren.