Knalleffekte. Zwischen Wahnwitz und knallhartem Kalkül: Als „Turbo-Trump“ wirbelt der neue Präsident Amerika und die Welt durcheinander.
Praktisch im Stundentakt sorgt Donald Trump für Knalleffekte. Besonders: Seine Idee, die USA sollten den zerstörten Gaza-Streifen übernehmen und samt Luxus-Immobilien in eine „Riviera des Nahen Ostens“ verwandeln, überraschte Freund wie Feind. Sogar einen Einsatz von US-Truppen wollte er nicht ausschließen. Das globale Luftschnappen war garantiert.
Brutal. Der 78-Jährige zerstört nach und nach das Erbe seines Vorgängers Joe Biden, das er als „Krebsgeschwür“ verdammte: Rund 10.000 straffällige, illegale Migranten wurden verhaftet und mit Militärmaschinen ausgeflogen. Einige sogar in den „9/11-Terrorknast“-Guantanamo. Mit El Salvador wurde ausgehandelt, dass das Land auch Deportierte aus anderen Ländern aufnehmen will.
Ein Weißes Haus im Vollgas-Modus schickte dazu 1.500 US-Truppen an die Grenze. Den kanadischen Nachbarn im Norden will Trump als „51. Bundesstaat“ den USA einverleiben. Wie auch das zu Dänemark gehörende Grönland und den Panamakanal.
Musk räumt auf
Unterdessen wütet sein „Kumpel-in-Chief“ Elon Musk gegen den sogenannten „Deep State“, wie das Herz der US-Regierung von Konservativen kritisiert wird. Mit einem Team junger Tech-„Nerds“ dringt er in interne Systeme ein – bei der Suche, was alles zu streichen und wer gefeuert werden könne. Besonders im Visier war zuletzt die Entwicklungshilfebehörde USAID, staatliche Krankenversicherungen wie Medicaid, das Bildungsministerium, die Katastrophenschutzbehörde FEMA und sogar die Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA). Nicht einmal die Spione sind sicher: Allen CIA-Mitarbeitern wurden Kündigungsangebote gemacht. Die Demokraten stiegen wegen Musks „Delete“-Orgien auf die Barrikaden.
Aber: Ist es das augenscheinliche Chaos kalkulierte Strategie? Und wie viel Laune und Machogehabe ist dabei? Mit den vielen Drohungen in der Weltpolitik scheint Trump der von Ex-Präsident Richard Nixon verfolgten „Madman“-Theorie zu folgen: Dabei sollen internationale Gegner allein durch die schiere Unberechenbarkeit des US-Oberkommandierenden eingeschüchtert werden.
Andere Drohungen sind Verhandlungstaktik: Durch das Schwingen des Zoll-Hammers spannte er Kanada und Mexiko mit der Zusage eigener Truppen beim Grenzschutz ein. Dänemark machte nach dem – bisher rhetorischen – Griff nach Grönland bereits Zugeständnisse für eine größere US-Militär-Präsenz.
Herzlos
Die Amerikaner beurteilen die Bilanz des Starts des 47. US-Präsidenten entlang der politischen Demarkationslinien: Seine Anhänger loben die rapide Umsetzung der wichtigsten Wahlversprechen. Liberale Kritiker orten Chaos und Herzlosigkeit. Trump aber muss aufpassen, sein politisches Kapital nach dem überzeugenden Wahlsieg mit einer herzlosen Hardline-Politik nicht zu schnell zu verpulvern: 48 Prozent der US-Bürger sind laut Umfragen mit seiner Amtsführung bisher zufrieden. Zum Start stand noch eine knappe Mehrheit hinter ihm.