Mitglieder des Übergangsteams des designierten US-Präsidenten Donald Trump erstellen Insidern zufolge derzeit eine Liste hochrangiger Militärs, die entlassen werden sollen.
Darunter seien möglicherweise auch die Generalstabschefs, sagten zwei mit den Vorhaben vertrauten Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Würden die Pläne umgesetzt, würde das eine noch nie da gewesene Umstrukturierung im Verteidigungsministerium bedeuten.
Die Planung befinde sich aber in einem frühen Stadium und könne sich noch ändern, hieß es. Es war auch unklar, ob Trump selbst den Plan unterstützen würde. In der Vergangenheit hatte er aber mehrmals gegen führende Köpfe in dem Ressort gewettert, die ihn kritisiert hatten. Trump hat während des Wahlkampfs auch davon gesprochen, Generäle zu entlassen, die “woke” seien – sich also etwa gegen rassistische, sexistische oder soziale Diskriminierung einsetzten. Zudem wolle er solche Militärs schassen, die für den problembehafteten Abzug aus Afghanistan im Jahr 2021 verantwortlich seien, hatte Trump erklärt.
Keine Stellungnahme aus Trumps Team
Aus Trumps Team gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Angaben. Ein großer Umbau käme aber nicht überraschend, weil Trump wiederholt hatte durchblicken lassen, dass er in möglichst allen Bereichen nur ihm genehme Personen haben will.
Einer der Insider sagte Reuters, die neue Regierung werde sich bei ihren Rauswurf-Plänen wohl auf Militärs konzentrieren, die mit Mark Milley in Verbindung gebracht würden, Trumps ehemaligen Vorsitzenden der Generalstabschefs (Joint Chiefs of Staff). Milley wurde in dem jüngst erschienenen Buch “War” des Journalisten Bob Woodward mit den Worten zitiert, Trump sei ein “Faschist durch und durch”. “Jede einzelne Person, die von Milley befördert und ernannt wurde, wird weg sein”, sagte einer der Insider. “Es gibt eine sehr detaillierte Liste mit allen, die mit Milley in Verbindung standen. Und sie werden alle weg sein.” Die Joint Chiefs of Staff sind die ranghöchsten Offiziere des US-Militärs und umfassen die Chefs der Army, Navy, Marines, Air Force, National Guard und Space Force.
Hegseth zum künftigen Verteidigungsminister ernannt
Trump hat gerade erst den Kommentator des ihm gewogenen TV-Senders Fox News und Kriegsveteranen Pete Hegseth zu seinem künftigen Verteidigungsminister ernannt. Hegseth hat das 2024 erschienene Buch “The War on Warriors: Behind the Betrayal of the Men Who Keep Us Free” geschrieben, was so viel heißt wie “Krieg gegen die Krieger: Der Hintergrund zum Verrat an den Männern, die unsere Freiheit schützen”. Dort schrieb Hegseth: “Der nächste US-Präsident muss die Führungsspitze des Pentagons radikal umgestalten, damit wir in der Lage sind, unsere Nation zu verteidigen und unsere Feinde zu besiegen. Viele Leute müssen gefeuert werden.”
Hegseth hat auch Milleys Nachfolger, Luftwaffengeneral C.Q. Brown, kritisiert und gefragt, ob Brown die Stelle bekommen hätte, wenn er nicht schwarz wäre. “War es wegen seiner Hautfarbe? Oder wegen seiner Fähigkeiten? Wir werden es nie wissen, aber immer bezweifeln (…)”. Einer der Insider sagte, Brown werde einer der vielen Offiziere sein, die gehen müssten. “Die Chefs der Generalstabschefs und alle stellvertretenden Chefs werden sofort entlassen”, hieß es. Die Person wies aber darauf hin, dass es sich erst um eine frühe Planung handele.
Große Umstrukturierung heruntergespielt
Einige aktuelle und frühere US-Beamte haben die Möglichkeit einer solch großen Umstrukturierung heruntergespielt. In einer Zeit des globalen Aufruhrs mit Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten wäre ein solches Vorgehen störend und unnötig, hieß es. Zudem dürfte es bürokratisch schwierig sein, eine große Anzahl hochrangiger US-Militärs zu entlassen und zu ersetzen, was darauf hindeuten könne, dass es sich bei der Planung um viel Wind von der Trump-Verbündeten handeln könne, so die Person. Ein anderer Insider sagte indes, solche Einschnitte könnten in einer Organisation von der Größe des US-Militärs verkraftet werden: “Diese Leute sind nicht unersetzlich. Sie sind sehr wohl ersetzbar. Und außerdem gibt es keinen Mangel an Leuten, die einspringen würden.” So hätten die USA im Zweiten Weltkrieg sehr schnell jüngere, kompetente Leute zu Generälen ernannt, so der Insider. “And you know what? Wir haben den Krieg gewonnen.”