Thomas Letsch verlor sein erstes Pflichtspiel als Neo-Cheftrainer von Red Bull Salzburg mit 1:5. Und dennoch war bei der Reise zu Champions-League-Titelverteidiger Real Madrid bei weitem nicht alles schlecht.
“Wichtig für mich ist, dass eine Entwicklung da ist”, sagte Letsch. “Wir waren mutig, haben uns nicht versteckt, waren in eigenem Ballbesitz klar.” Unabhängig von der Qualität des Gegners gehe es aber darum, Spiele zu gewinnen. Die letzte Chance dazu bietet sich den Salzburgern in der Königsklasse nächsten Mittwoch (21.00 Uhr/live auf Sky) zu Hause gegen Atletico Madrid.
Salzburg muss Koffer packen
Mit sechs Niederlagen in sieben Spielen ist das Aus in der Ligaphase besiegelt. “Wenn man aufs nackte Ergebnis schaut, sind wir enttäuscht”, betonte Letsch. Solange seine Mannschaft kompakt geblieben sei, attestierte ihr der Deutsche ein gutes Spiel. “Die Phasen, die wir nicht auf höchstem Level gespielt haben, waren aber zu groß.”
Die Handschrift des neuen Trainers war mitunter bereits ersichtlich. “Wir lösen gewisse Dinge einfacher”, meinte Sport-Geschäftsführer Rouven Schröder. “Wir haben eine gewisse Kompaktheit gezeigt, auch im Pressing mit allen Mann nachzuschieben. Was mir noch ein bisschen gefehlt hat, war auch mal abzuschließen.” So machten die Madrilenen die Tore. Oder wie es Schröder formulierte: “Wir haben die blanke Qualität von Real gesehen.”
Torhüterdiskussion hält an
Mitunter wurden Kylian Mbappe und Co. aber zum Toreschießen eingeladen – allen voran beim 0:3, als Torhüter Janis Blaswich den Stürmerstar ausspielen wollte und den Ball verlor. Schon im Herbst hatte sich der Deutsche Fehler geleistet. ÖFB-Goalie Alexander Schlager, der gegen Atletico vorspielen darf, könnte im Rennen um die Nummer eins nun im Vorteil sein. Letsch wollte das keineswegs bestätigen. “Fehler gehören im Fußball dazu. Janis weiß selbst, dass er nicht die richtige Entscheidung getroffen hat.”
Individuelle Fehler seien in den vergangenen Wochen zu oft passiert, ergänzte Schröder. “Das müssen wir vermeiden. Davon wird das Ergebnis auch ein bisschen dramatisiert. Es ist ein Drecksergebnis, aber wir haben mutig und couragiert Fußball gespielt. Wir können hier unheimlich viel rausziehen.” Etwa, dass man nach den Gegentoren nicht auseinandergefallen sei, sondern im Finish durch einen sehenswerten Volley von Mads Bidstrup selbst noch getroffen hatte. “Wir klammern uns an gewisse Dinge, wir sehen eine Entwicklung.”
Sonderlob für Innenverteidiger-Duo
Auch einzelne Spieler hätten sich hervorgetan. Schröder nannte die Innenverteidiger Samson Baidoo und Hendry Blank. “Unsere zwei Jungs sind 20 und haben es richtig gut gemacht”, urteilte auch Letsch. Für Blank war es das erste Pflichtspiel seit 6. Oktober. Unter Landsmann Letsch hat er eine neue Chance erhalten. “Der Coach ist sehr direkt zu uns. Er ist sehr zielstrebig”, verriet Blank. “Ich finde, es war ein gutes erstes Spiel – auch wenn es ein 1:5 ist.” Baidoo sah es ähnlich: “Es gab wirklich gute Momente, darauf müssen wir aufbauen.”
Blank durfte sich nach der Pleite mit einem Dress von Mbappe trösten. Um den Tausch hatte er den Real-Star bereits zur Pause gebeten. Ob der frühere Dortmund-Kicker seinen Platz im Abwehrzentrum behält, ist offen. Auch der von seiner Muskelverletzung genesene Kamil Piatkowski ist wieder eine Option. “Ich sehe das positiv. Den Konkurrenzkampf brauchst du im Fußball, das macht alle besser”, meinte Blank.
Vorbereitung auf nationales Geschäft
Er könnte noch größer werden, will Schröder in der laufenden Transferzeit doch noch einen neuen Defensivmann präsentieren. “Wir werden alles prüfen bis zum Schluss”, versprach der Sportchef. “Es ist elementar wichtig, wenn du etwas hinzufügst, dass die Gruppe das auch versteht.” Es seien Spieler auf dem Markt, die Bullen dürften aber bis kurz vor Transferschluss am 6. Februar pokern – zumal die Frist in den großen europäischen Ligen drei Tage früher abläuft. Schröder: “Wenn wir eine gewisse Geduld haben, könnten wir da nochmal zuschlagen.”
Letsch beschäftigt sich vorerst mit seinem aktuellen Kader – und damit, dass dieser nach der CL-Ouvertüre gegen die Madrider Großclubs auch für das nationale Geschäft bereit ist. Am 2. Februar wartet das Cup-Viertelfinale beim LASK, eine Woche später der Bundesliga-Frühjahrsauftakt bei Austria Klagenfurt. “Derjenige, der nur in der Champions League performt, aber das im Tagesgeschäft nicht abruft, ist nicht der richtige Spieler für uns”, betonte Letsch. “Wir werden genau darauf schauen, wer dafür bereit ist.”
Mannschaftliche Geschlossenheit stellt der 56-Jährige über alles. “Es war ein Schritt nach vorne”, sagte Letsch in den Katakomben des generalüberholten Bernabeu-Stadions. “Ich hoffe, dass gegen Atletico noch einer gelingt – und dann hoffen wir auch auf ein besseres Ergebnis.”