Der fünfte Spieltag der NFL wird mit dem längsten Football-Sonntag der Geschichte und einigen verrückten Spielen in die Geschichte eingehen.

Was war das für ein Spieltag? Vor allem der XXL-Sonntag hatte es in sich. Mit dem Ankick in London um 15.30 Uhr (MESZ) hatten die Amerikaner von Haus aus schon ein Spiel zum Aufwachen. Nachdem vor dem Primetime-Spiel zwischen Dallas und Pittsburgh ein Unwetter über den Norden Amerikas fegte, verzögerte sich das Spiel um 90 Minuten. Die Folge: Es endete erst um 7 Uhr (MESZ), das bedeutet 1 Uhr in der Nacht Ortszeit.

Obwohl die ersten Teams ihre Bye Week hatten, hatte die fünfte Runde nahezu alles zu bieten, was man sich als Fan wünschen kann. Überraschende Ergebnisse, Thriller, die in letzter Sekunde ein völlig unerwartetes Ende haben, und das Ende einer langen Sieglos-Serie. Bei so vielen knappen Entscheidungen kamen sogar die Schiedsrichter durcheinander.

Was noch in dieser NFL-Woche passiert ist, lesen Sie jetzt im Wochenüberblick:

AFC North: Ravens auf der Überholspur

  • Washington Commanders – Cleveland Browns 34:13
  • Cincinnati Bengals – Baltimore Ravens 38:41 n. V.
  • Pittsburgh Steelers – Dallas Cowboys 17:20

In der AFC North hat sich das Heft komplett gedreht. Nach zwei Niederlagen zu Saisonstart haben die Baltimore Ravens drei Siege in Folge gefeiert. Einerseits wegen einem groß aufspielenden Derrick Henry, der der erste Running Back mit über 10.000 Rushing Yards seit Marshawn Lynch ist. Andererseits, weil Superstar Lamar Jackson die gegnerischen Verteidiger verzweifeln lässt, wie ein Spielzug aus dem Kracher gegen die Bengals eindrucksvoll zeigt.

Dass die Ravens nach dem Overtime-Krimi jubeln durften, können sie auch dem Rookie-Punter der Bengals danken. Als Ballhalter beim möglichen spielentscheidenden Field Goal versagten ihm die Nerven, das ermöglichte den Ravens überhaupt noch einmal, in das Spiel zurückzukommen. Bengals-Spielmacher Joe Burrow meinte danach enttäuscht, dass Cincinnati derzeit nicht das Niveau hat, “um um die Meisterschaft mitspielen zu können”.

 

Ganz anders ist die Situation derzeit in Cleveland. Nach einer weiteren Horror-Vorstellung von Deshaun Watson werden immer mehr Stimmen laut, dass der Quarterback ausgetauscht werden muss. Allerdings gaben die Browns dem Skandal-Star den längsten Vertrag der Geschichte mit einem enorm hohen Gehalt. Aus dem Arbeitspapier kann sich Cleveland nicht befreien. Derzeit sind die Chancen auf den First-Round-Pick im Draft 2025 allerdings größer, als die Play-offs zu erreichen. In welche Richtung es für die Pittsburgh Steelers geht, steht seit dieser Woche wieder in Frage. Gegen Dallas kassierte man die zweite Niederlage in Folge. Mit Russel Wilson auf der Bank könnte die Stimmung zu Ungunsten von Justin Fields sehr schnell kippen, wenn man nächste Woche gegen die Raiders nicht gewinnt.

AFC East: Rodgers leidet in London

  • Minnesota Vikings – NY Jets 23:17
  • New England Patriots – Miami Dolphins 10:15
  • Houston Texans – Buffalo Bills 23:20

Die New York Jets konnten die Siegesserie von Minnesota nicht stoppen. Dass Aaron Rodgers in London ganz nebenbei zum neunten Spieler der NFL-Geschichte wurde, der über 60.000 Yards erreichte, wurde dabei schnell zur Nebensache. Vor allem, weil man eine Chance ausließ, den Bills näher zu kommen. Noch dazu herrscht um den Gesundheitszustand des Spielmachers große Sorge. Nach einer unglücklichen Aktion blieb er kurz am Boden liegen, kämpfte sich aber bis zum Spielende – vergeblich – durch.

Doch auch Buffalo erlebte einen Horror-Tag in Houston. Josh Allen hat dabei einen neuen Negativ-Rekord aufgestellt. Er ist der erste Quarterback seit 30 Jahren, der bei 30 Versuchen weniger als 30 Prozent seiner Pässe an den Mann bringen konnte. Umso fragwürdiger waren die Trainer-Entscheidungen kurz vor Spielende. Als man auf Verlängerungskurs war, entschied man sich, drei Mal Raumgewinn mit Pässen zu erzielen. Keiner kam an den Mann und Houston konnte in den letzten Minuten das Spiel doch noch für sich entscheiden. Zuvor konnten die Miami Dolphins im Divisions-Duell mit den New England Patriots den zweiten Saisonsieg feiern, den ersten ohne Tua Tagovailoa, der nach seiner Gehirnerschütterung immer noch auf der Injury Reserve auf sein Comeback wartet. Bei den Patriots hingegen könnte die Folge der schlechten Leistungen sein, dass Rookie Drake Maye schon bald Jacoby Brisett ablösen könnte.

AFC South: Jacksonville kann doch noch siegen

  • Houston Texans – Buffalo Bills 23:20
  • Jacksonville Jaguars – Indianapolis Colts 37:34
  • Tennessee Titans – Bye Week

Die größte Überraschung lieferte diese Woche Jacksonville. Nach saisonübergreifend neun Niederlagen in Folge entschied man das Offensiv-Spektakel gegen Bernhard Raimann und die Indianapolis Colts für sich. Da schlug das Gesetz der Serie knallhart zu. Denn die Colts warten beim Erzrivalen aus Florida seit über 10 Jahren auf einen Sieg. Erstmals in dieser Saison konnte auch Trevor “Sunshine” Lawrence zeigen, dass sein 275-Millionen-Dollar-Vertrag doch gerechtfertigt ist. Auf der anderen Seite blieb Altmeister Joe Flacco trotz grandioser Leistung auf der Strecke. Wer bei den Colts nächste Woche den Ton angibt, ist allerdings noch nicht sicher. Jungstar Anthony Richardson, der verletzt zusehen musste, will gegen die Titans auf jeden Fall zurück und mit Indanapolis den dritten Saisonsieg feiern.

 

Unangefochten an der Spitze der AFC South eilen die Houston Texans von Sieg zu Sieg. Auch wenn es gegen die Bills ein Thriller bis zur letzten Sekunde war, bewiesen CJ Stroud & Co. abermals Nervenstärke und feierten am Ende verdient den vierten Sieg des Jahres.

AFC West: Kelce-Show bei Swift-Comeback

  • Denver Broncos – Las Vegas Raiders 34:18
  • Kansas City Chiefs – New Orleans Saints 26:13
  • LA Chargers – Bye Week

Nach drei Wochen Abwesenheit war das Comeback der Woche auf der Tribüne der weiterhin ungeschlagenen Kansas City Chiefs. Taylor Swift feuerte endlich wieder ihrem Herzbuben Travis Kelce Und der Tight End zeigte bei dem Heimerfolg gegen die Saints die wohl beste Leistung des Jahres. Nach der Verletzung von Rashee Rice in der Vorwoche, der wohl diese Saison komplett verpassen wird, musste der kongeniale Partner von Patrick Mahomes ins Rampenlicht treten und genau das machte er – zur Freude der Chiefs-Fans und der Pop-Queen in der VIP-Box.

Broncos-Zukunftshoffnung Bo Nix dürfte endgültig in der Liga angekommen sein. Bei der Gala gegen die Raiders ließ er abermals seine Klasse aufblitzen, auch wenn einige Szenen abseits der sportlichen Leistung für Aufsehen sorgten. Erst gab es eine wilde Diskussion mit Head Coach Sean Payton, wenig später versuchte Raiders-Titan Max Crosby, den 24-Jährigen aus dem Konzept zu bringen.

Doch nichts davon trug Früchte und die Broncos feierten den dritten Sieg in Folge. Bei den Raiders auf der anderen Seite bekam Quarterback Gardner Minshew eine Denkpause. Ob er Las Vegas nächste Woche gegen Pittsburgh erneut aufs Feld führen wird, entscheidet sich nach der Woche.

NFC North: Packers sind auf Vikings-Jagd

  • Minnesota VIkings – NY Jets 23:17
  • LA Rams – Green Bay Packers 19:24
  • Chicago Bears – Carolina Panthers 36:10
  • Detroit Lions – Bye Week

Die Minnesota Vikings führen ungeschlagen die NFC weiter an. Doch die NFC North entpuppt sich, wie zu Saisonbeginn erwartet, als eine der härtesten Gruppen der NFL. Die Packers machten es bei den LA Rams zwar spannend, können sich aber vor allem auf ihre bärenstarke Abwehr verlassen. Da überzeugt vor allem Xavier McKinney, der bislang in jedem Spiel eine Interception hatte, etwas, das noch nie zuvor ein Spieler geschafft hat.

Bärenstark war auch Caleb Williams. Nach einem schwachen Start in seine NFL-Karriere überzeugte der Chicago-Spielmacher gegen erneut schwache Panthers. Nachdem die Lions spielfrei hatten, halten in der NFC North die Packers, Bears und Lions bei drei Siegen. Der Kampf um die Play-off-Plätze und um die Vormachtstellung im hohen Norden der USA wird voraussichtlich besonders hart werden heuer.

NFC East: Daniels dominiert die Liga

  • Washington Commanders – Cleveland Browns 34:13
  • Seattle Seahawks – NY Giants 20:29
  • Pittsburgh Steelers – Dallas Cowboys 17:20
  • Philadelphia Eagles – Bye Week

Noch vor einem Monat erwarteten alle Experten im Osten der NFC ein Duell zwischen den Philadelphia Eagles und Dallas Cowboys. Doch da hatte niemand die Leistungsexplosion der Washington Commanders mit Rookie Jayden Daniels am Radar. Die Hauptstädter legen mit ihrem vierten Sieg den besten Saisonstart seit 2008 hin. Das Gesicht des Erfolges ist ganz klar der 23-Jährige, der in einigen Statistiken sogar vor Chiefs-Superstar Patrick Mahomes liegt.

Bei den Cowboys hingegen liegen die Nerven trotz des dritten Erfolges beim verspätet angepfiffenen Spiel in Pittsburgh blank. Zwischenzeitlich haderte Wide Receiver CeeDee Lamb mit Quarterback Dak Prescott, der an diesem verrückten Spieltag ebenfalls Geschichte geschrieben hat. Nachdem es das erste Spiel war, das an einem anderen Tag endete, als es angefangen hatte und Prescott nach Mitternacht noch eine Interception geworfen hatte, ist er der erste Spieler, dessen Pass in ein und derselben Partie an unterschiedlichen Tagen von einem gegnerischen Verteidiger abgefangen wurde.

Viel besser ist die Laune im Big Apple. Daniel Jones hat die Giants zu einem sensationellen Sieg in Seattle geführt. Der Spielmacher, der sogar schon Teil von Trade-Theorien war, glänzte zuletzt und konnte in den letzten drei Spielen sechs Touchdowns erzielen. Dabei wurde der zuvor so fehleranfällige Quarterback nur ein einziges Mal intercepted.

NFC South: Captain Kirk bremst Baker aus

  • Atlanta Falcons – Tampa Bay Buccaneers 36:30
  • Chicago Bears – Carolina Panthers 36:10
  • Kansas City Chiefs – New Orleans Saints 26:13

In der NFC South ist alles offen. Bereits am Donnerstag gab es den Hit zwischen den Falcons und Buccaneers. Während alle Augen auf Bucs-Quarterback Baker Mayfield gerichtet waren, stahl ihm sein Gegenüber, Kirk Cousins, die Show. Der Spielmacher zeigte im Anschluss, dass er sich in seiner neuen Heimat mittlerweile richtig wohl fühlt und führt vor der langen Pause die NFC South an.

Die Panthers sind, wie bereits in den letzten beiden Jahren, im Krisenmodus. Derzeit deutet alles darauf hin, dass man das dritte Jahr in Folge den ersten Pick im Draft bekommen könnte. Während man vor zwei Jahren Bryce Young als potenziellen Heilsbringer holte und dafür einen Monster-Trade mit den Chicago Bears einging, schnappten sich letztere im Frühling dieses Jahres mit dem Pick der Panthers Caleb Williams. Ausgerechnet er führte jetzt die Panthers vor, während Young nur noch einen Platz auf der Ersatzbank in Carolina hat.

Der tiefe Fall der Saints geht weiter. Nach zwei Schützenfesten zu Saisonstart folgte nun die dritte Pleite in Folge. Während es gegen die Eagles und Falcons noch hauchdünn war und man an eigenen Fehlern gescheitert war, zeigte der amtierende Super-Bowl-Champion dem Team aus New Orleans seine Grenzen auf, und dennoch hatte der beste Spieler der Saints einen besonderen Noch dazu verlor man in der Schlussphase auch noch Quarterback Dereck Carr mit einer Verletzung. Bezug zu Chiefs-Edelfan Taylor Swift. Swifties kannten bislang nur Kameron Saunders, Background-Tänzer und Fan-Liebling auf der Eras Tour. Sein Bruder Khalen glänzte im weißen Trikot der Saints mit einem harten Hit gegen seinen “Boss” Travis Kelce und einer Interception, die die Saints zumindest kurz wieder hoffen ließ.

 

 

 

NFC West: Cardinals überflügeln die Division

  • San Francisco 49ers – Arizona Cardianls 23:24
  • Seattle Seahawks – NY GIants 20:29
  • LA Rams – Green Bay Packers 19:24

Dass in der NFC West an diesem Wochenende ein Team garantiert als Sieger vom Platz geht, war klar. Dass die Arizona Cardinals gegen die San Francisco 49ers die einzigen aus diesem Quartett bleiben, war weniger zu erwarten. Die Entscheidung brachte ein Rivalry-Thriller, als Brock Purdy kurz vor Schluss den Ball unter Druck an die Cardinals abgab. Doch für das Highlight sorgte Arizona-Star Kyler Murray schon früh im Spiel. Mit einem Mega-Lauf in die Endzone brachte er sein Team früh auf Kurs.

Mitentscheidend war sicher auch die frühe Verletzung von 49ers-Kicker Jake Moody. Die Rams hadern erneut, nach einem knappen Spiel nicht als Sieger vom Platz gehen zu können. Mit lediglich einem Sieg geht es nun in die Bye Week, wo man neue Kraft tanken will und auf eine ähnliche Aufholjagd wie im Vorjahr hofft. Bei den Seahawks hingegen ist Feuer am Dach. Nach der überraschend klaren Niederlage gegen die Giants hat man nur bis Donnerstag Zeit, die Wunden zu lecken. Dann muss man im Hass-Duell mit den 49ers wieder ein anderes Gesicht zeigen.

Fantasy-Tipp der Woche: Big Bigsby vor dem Durchbruch

Beim ersten Sieg der Jaguars stach vor allem Tank Bigsby hervor. Der Running Back stellte Superstar Travis Etienne mit 101 Yards und zwei Touchdowns in den Schatten. Interessant ist auch die Running-Back-Situation in Minnesota. Nachdem Aaron Jones verletzt vom Feld musste, bekam Ty Chandler das Vertrauen und könnte auch in den nächsten Wochen eine wesentliche Rolle spielen.

Wer auf der Suche nach einem Quarterback ist, könnte es mit Kirk Cousins versuchen. Nach fünf Wochen ist er endgültig in Atlanta angekommen und lässt keine Zweifel daran, dass er nach seiner schweren Verletzung im Vorjahr wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat. Nutznießer davon könnten Personen werden, die Darnell Mooney eine Chance geben, der ein beliebtes Ziel von Cousins ist. In der AFC South profitierten zuletzt zwei Wide Receiver von Ersatz-Quarterback Joe Flacco. Alec Pierce und Josh Downs machten fleißig Punkte und sorgen für Freude.

Off-Topic: Tampa Bay muss wegen Milton beim Erzrivalen einziehen

Hurrikan Milton nimmt derzeit Kurs auf die US-Küste. Vor allem in Florida rüstet man sich für die größte Evakuierung seit sieben Jahren. Die Tampa Bay Buccaneers müssen nach ihrem Donnerstag-Spiel handeln. Denn am Sonntag wartet das Kräftemessen mit Divisions-Rivale New Orleans. Um sich auf den Kracher vorzubereiten, übersiedeln die Bucs schon am Dienstag laut NFL-Insidern nach New Orleans. Fernab der Heimat will man sich ausgerechnet im Umfeld des Erzrivalen auf einen Comeback-Sieg vorbereiten, während der Sturm in der Heimat der Stars wütet.

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