Gesundheitskassen-Chef McDonald schlägt wegen der ÖGK-Schulden einen „Solidar-Beitrag von Ärzten“ vor. Im oe24-Gespräch kontern nun vier Top-Ärzte mit eigenen Ideen: Von höheren Tabak- und Zuckersteuern über Kassenverträge für Spitalsärzte bis Präventionsmedizin. 

900 Millionen Euro fehlen der österreichischen Gesundheitskasse. Geld, das ÖGK-Chef Peter McDonald teils durch Kürzungen von MRT, CTs und Laborbefunden, teils durch einen „Solidarbeitrag von Ärzten“ hereinbringen will. Via oe24 erklärt der einstige ÖVP-Generalsekretär, dass jetzt „Gespräche starten“ würden. Oe24 befragte erfahrene Top-Ärzte darüber was sie machen würden, um das System zu retten. 

Prominenter Urologe: „Stärkere Kooperation auch mit Privatspitälern“ 

Der prominente Urologe Bob Djavan hält eine Honorar-Kürzung von Ärzten „für einen Fehler“, da – er arbeitet im Privatspital Rudolfinerhaus – es bereits jetzt einen Mangel an Kassenärzten geben würde. Das Gesundheitssystem in Österreich nimmt er in Schutz. „In Österreich erhält jeder bei etwa einem Schlaganfall überall die gleich gute Behandlung“. Aber, es gebe natürlich „Probleme“. Dass Wien Rahmenverträge mit Privatspitälern abgeschlossen hat, damit diese Operationen ermöglichen, hält er für einen richtigen Schritt. Eine bessere Entlohnung, um mehr Kassenärzte zu erhalten, wäre zudem wichtig. 

Kardiologie-Chefin: „Kassenverträge auch für Spitalsärzte“ 

Die engagierte Kardiologin und Leiterin eine Herzabteilung in der Klinik Favoriten, Diana Bonderman kontert McDonald mit sanfter Ironie: „Für die Umfärbe-Milliarde (Anmerkung: Schwarz-Blau in ÖGK) können die Ärzte nichts“. Sie fragt sich was mit „Solidar-Beitrag gemeint ist. Sollen wir dann gratis arbeiten?“. Sie schlägt vor stattdessen, dass „kluge Köpfe“ ein Konzept erarbeiten zu lassen. Denn, so Bonderman: „Man könnte viel effizienter und kostengünstiger arbeiten“. Man müsse „den Patientenströmen folgen und dabei etwa Kardiologen aus dem niedergelassenen Bereich mit jenen im Spital vernetzen.

Zudem sollten Spitalsärzte auch die Möglichkeit von Kassenverträgen erhalten“. Damit könnte man Kassen-Patienten genauso rasch wie Privatpatienten auch nach dem Spitalsaufenthalt betreuen. „Ein Modell, das derzeit weitgehend daran scheitert, dass Kassenverträge mit der ÖGK für Spitalsärzte mit den vorgegebenen Mindestordinationszeiten kaum vereinbar ist“, so Bondermann.

Top-Chirurg: „Brauchen Bonus-Malus-System“

Der Top-Chirurg Veith Moser warnt im oe24-Gespräch davor, dass es mehr brauche, um das heimische System zu retten. Er drängt auf den weiteren Ausbau von „Primärversorgungszentren“, um Spitäler zu entlasten. Einen Soli-Beitrag nennt er „lachhaft“. 

Und Veith Moser will, dass man „Patienten in die Selbstverantwortung nimmt“. Ausnehmen müsse man davon die sozial Schwächeren, die sich keine gesunde Ernährung leisten könnten. Er fordert ein „Bonus-Malus System“ in Sachen Gesundheitsbeiträgen. Heißt: Ein „Normalgewichtiger, der nicht raucht und nicht übermäßig Alkohol trinkt“, solle weniger Prämien zahlen. Jene, die aber „freiwillig übergewichtig sind, rauchen und viel trinken, müssen mehr zahlen“.  

„Steuern auf Zigaretten & Steuern für Gesundheitssystem“

Von oe24 auf diesen Vorschlag angesprochen, meint ÖGK-Chef McDonald: „Es ist sicher eine Diskussion wert. Ich habe als Chef Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft ein Bonus-System entwickelt“. Einen weiteren Vorschlag von Veith Moser – nämlich eine „drastische Erhöhung der Steuern auf Zigaretten, Alkohol und Zucker, die dann zweckgebunden in das Gesundheitssystem fließen soll“ – lehnt McDonald ab: „Ich bin gegen Steuererhöhungen“. Großbritannien hat mit einer hohen Zuckersteuer übrigens die (lebens)gefährliche Fettleibigkeit von Kindern und Erwachsenen verringern können. Was wiederum langfristig die Kosten des Gesundheitssystems senken dürfte.  

AKH-Ärztin: „Langfristige Lösungen statt Populismus“

AKH-Ärztin Miriam Hufgard-Leitner antwortet McDonald via oe24: „Statt kurzfristiger populistischer Maßnahmen brauchen wir langfristige Lösungen“. Sie will weg von der reinen „Krankheitsmedizin hin zu einer echten Prävention“. Also, wie „Menschen von Anfang an gesund bleiben können“. 

Mehr Prävention wünschen sich alle von oe24 befragten Ärzte. Zumindest in diesem Punkt stimmt auch McDonald zu. Veith Moser erinnert jedenfalls daran, dass „Winston Churchill einst die Gesundheit einer Nation als ihr größtes Kapital bezeichnet“ habe. Ob das der heimischen Politik wohl auch klar ist?

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